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«Musik reisst mich ins fiktive Geschehen»

Der neue Kriminalroman «Davosblues» von Bestsellerautorin Silvia Götschi spielt sich rund ums Jazzfestival in Davos ab. Im Interview verrät die Autorin mehr über den Roman und weshalb sich die Verbrechen bereits zum vierten Mal im Bündner Alpenparadies zutragen.

Silvia Götschi hautnah

Interview von Ex Libris

Bild: © Tibor Göröcs
Bild: © Tibor Göröcs

Liebe Frau Götschi, «Davosblues» ist bereits Ihr vierter Krimi, der im bekannten Bündner Alpenparadies spielt. Was zieht Sie immer wieder nach Davos?
Davos war fast neunzehn Jahre lang meine Heimat (von November 1979 bis Juli 1998). Zwischen 1979 und 1984 arbeitete ich in der Davoser Hotellerie und gründete 1984 meine Familie. Drei von meinen fünf Kindern leben in Davos. Somit ist die Verbindung nie abgebrochen. Zudem mag ich die Bündner Berge.

Dieses Mal tragen sich die Verbrechen rund ums Jazzfestival zu. Waren Sie schon einmal live dabei, und welchen Stellenwert hat Musik für Sie ganz allgemein?
Als ich jung war, traf man mich regelmässig auf dem Jazz-Boat auf dem Vierwaldstättersee an. Im letzten Sommer war ich über die Jazztage in Davos. Ich wusste, dass ich diese Stimmung in einem meiner nächsten Bücher einfangen würde, zumal mich der Direktor des Hotels Grischa dazu animiert hatte.

Musik bedeutet mir allgemein sehr viel. Nebst klassischer Musik höre ich sehr gern Filmmusik von Hans Zimmer und Thomas Bergersen. Sie passt einfach auch zu meinen Krimis. Wenn ich schreibe, laufen die inneren Bilder wie auf einer Leinwand ab. Und da gehört Musik dazu. Musik reisst mich ins fiktive Geschehen.

Das Kreieren welcher Figur aus «Davosblues» hat Ihnen am meisten Spass gemacht, und wieso?
Am meisten Cheyenne Hug, die Mentorin der «Buchanan Five». Sie begleitet seit rund vierzig Jahren ihre Musiker durch Höhen und Tiefen und rund um den Globus. Nicht zuletzt ihretwegen hat die Band Erfolg. Sie ist ein hartnäckiges, verrücktes Huhn, über sechzig und sie zehrt in ihrem Alter von den Highlights ihrer Vergangenheit. Man spürt, dass sie Mühe hat mit dem Älterwerden, wie übrigens ihre ganze Band. Manchmal versinkt sie in philosophische Momente.

Fans dürfen sich auf ein Wiedersehen mit dem Detektivpaar Maximilian von Wirth und Federica Hardegger freuen. Können Sie uns verraten, wie viele Fälle noch auf die beiden warten? Und wie weit planen Sie bei einer Serie überhaupt voraus?
Max und Fede ermitteln weiter. Bereits arbeite ich an ihrem fünften Fall, der sie an den Zürichsee führt. Im Kopf habe ich schon den sechsten Fall und für zwei weitere Fälle befinden sich die Arbeitstitel bereits auf Papier. Bei der Valérie-Lehmann-Reihe stehen drei neue Titel respektive Fälle in den Startlöchern.

Ihre Karriere als Krimiautorin startete vor rund zehn Jahren mit «Mord im Parkhotel». Wie hat sich Ihr Schaffensprozess seither verändert?
Mit «Mord im Parkhotel» fasste ich zaghaft Fuss in der Autorenszene. Es folgte die Kramer-Krimi-Reihe, die mässig verkauft wurde. Mit dem deutschen Emons-Verlag, der 2014 «Jakobshorn» veröffentlichte, kam Schwung in mein Schriftstellerleben. Plötzlich wurde mein Hobby zum Beruf. In den Jahren haben sich mein Schreibstil und die Sprache weiterentwickelt. Im Gegensatz zu früher schreibe ich jetzt täglich, wenn nicht auf Papier, so doch im Kopf. Kurz: Meine Arbeit hat sich so verändert, dass ich heute für das Schreiben lebe.

Mussten Sie schon einmal ein Buchprojekt abbrechen? Wenn ja, wieso?
Abbrechen ja, aber nicht aufgeben. Ich arbeitete bereits an einem neuen Krimi, der im Herbst 2021 erscheinen sollte, und hatte den Vertrag unterschrieben, als ich eine Idee plötzlich so wichtig fand, sie vor alles andere stellen zu müssen. In meine Bücher lasse ich immer auch gesellschaftsrelevante Themen einfliessen. In «Etzelpass» habe ich ein solches Thema aufgegriffen, passend zur heutigen Situation auf unserer Welt. Zum Glück war das mit dem Verlag kein Problem.

Nach welchem Konzept ordnen Sie Ihr Bücherregal?
Konzept klingt nach Ordnung, nach Struktur, nach Eingrenzung. Ich bin ein chaotischer Mensch. Entsprechend sieht es auf meinem Bücherregal aus. Das einzige Konzept dürfte jenes sein, dass sich unten die schweren und oben die leichten Bücher befinden. Ansonsten herrscht ein Durcheinander an Titeln, Genres, Autoren, neuen sowie historischen Werken. Es ist ein Querbeet von Isabel Allende bis Jean Ziegler.

Wenn Sie für einen Tag das Leben einer anderen Person führen könnten, mit wem würden Sie für 24 Stunden den Platz tauschen?
Diese Frage überrumpelt mich gerade etwas. Ich fühle mich wohl in meiner Haut. Spontan kommt mir Vanessa Mae, die Violinistin, in den Sinn. Ich wollte, ich könnte so begnadet Geige spielen.

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