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Ludwig van Normayenn wird geachtet und doch gefürchtet. Als Seelenfänger verfügt er über die Gabe, dunkle Seelen zu erkennen, die noch nicht bereit sind, das Reich der Sterblichen zu verlassen. Oft ist er die letzte Hoffnung der Menschen, die von den Ausgeburten des Dunkels heimgesucht werden. Auf der Jagd nach den ruhelosen Seelen zieht er von Fürstentum zu Fürstentum - doch auf seiner Reise erwarten ihn Feinde, die noch schrecklicher und gefährlicher sind, als er sich vorzustellen vermag ... Mit dem großartigen Auftakt seiner neuen Serie 'Die Chroniken der Seelenfänger' beweist Alexey Pehov einmal mehr, dass er zu den besten Fantasy-Autoren unserer Zeit gehört.
Alexey Pehov, geboren 1978 in Moskau, studierte Medizin. Seine wahre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben von Fantasy- und Science-Fiction-Romanen. Er ist neben Sergej Lukianenko der erfolgreichste phantastische Schriftsteller Russlands. 'Die Chroniken von Siala' wurden zu millionenfach verkauften, mit mehreren Preisen ausgezeichneten Bestsellern. Zuletzt erschien seine epische Fantasyreihe 'Die Beschwörer'. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, die ebenfalls Schriftstellerin ist, lebt Pehov in Moskau.
Autorentext
Alexey Pehov, geboren 1978 in Moskau, studierte Medizin. Seine wahre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben von Fantasy- und Science-Fiction-Romanen. Er ist neben Sergej Lukianenko der erfolgreichste phantastische Schriftsteller Russlands. "Die Chroniken von Siala" wurden zu millionenfach verkauften, mit mehreren Preisen ausgezeichneten Bestsellern. Zuletzt erschien seine epische Fantasyreihe "Die Beschwörer". Gemeinsam mit seiner Ehefrau, die ebenfalls Schriftstellerin ist, lebt Pehov in Moskau.
Leseprobe
2
Der Schlüssel zum Paradies
Das Haus aus der Zeit von Clemens dem Allgewaltigen befand sich in einer schmalen Gasse der Altstadt, deren Gebäude samt und sonders von wildem Wein überrankt wurden. Das kleine Schild über der Tür mit der Aufschrift Fabien Clement & Söhne wirkte zwar völlig unscheinbar, verriet Eingeweihten jedoch alles, was sie wissen mussten. Ich nahm die Tasche in die andere Hand und stieß die Tür auf. Eine kleine Glocke bimmelte mit leisem kristallklaren Ton. Noch im selben Augenblick stand vor mir ein Gehilfe in einer dunkelroten Livree, die von seinen Schultern fast gesprengt wurde. Das flache Gesicht, die gebrochene Nase und die Aufschürfungen an den gewaltigen Fäusten ließen keinen Zweifel daran, dass dieser Mann sein Geld mit Prügeleien verdiente. An seinem Gürtel hing eine kostbare Scheide, in der eine Klinge steckte, hinter dem Ladentisch lag sicherlich noch ein Morgenstern oder eine Keule bereit. Für einen ausgemachten Knochenbrecher hatte der Mann im Übrigen höchst gepflegte Manieren, was mich jedoch nicht verwunderte. Nicht bei dem Geschäft, mit dem er sein täglich Brot verdiente.
»Ihr beehrt uns das erste Mal, werter Herr?«, erkundigte er sich, während mich sein Blick auf der Suche nach einer versteckten Waffe von Kopf bis Fuß abtastete.
»Nein«, antwortete ich und knöpfte meine Jacke auf, um ihm den schwarzen Dolch zu zeigen und damit jedes Missverständnis von vornherein auszuschließen.
Daraufhin winkte der Bursche mich zu sich an den Ladentisch. Ich krempelte den rechten Ärmel hoch und streckte ihm mein Handgelenk hin. Als der Mann einen Weidenast in der Luft darüber hinwegbewegte, schlug der Zweig aus. Mit einem zufriedenen Grinsen langte der Mann nach einer Feder, tauchte sie in die Tinte und kritzelte auf ein Blatt Papier allerlei Haken und Häkchen, die allein ihm etwas sagten.
»Wenn Ihr so freundlich wäret, mir zu folgen«, bat er und führte mich in einen geschmackvoll eingerichteten Raum.
»Wir haben einen erstklassigen Weinbrand aus Narara, direkt aus den herzöglichen Kellereien. Oder darf es etwas anderes sein?«
»Im Moment bin ich wunschlos glücklich, danke.«
Daraufhin verbeugte er sich und zog sich zurück. Sobald ich allein war, sah ich mich neugierig um. In dieser Zweigstelle von Fabien Clement & Söhne war ich zum ersten Mal, da mich meine Wege bisher noch nie nach Triens geführt hatten, bot mir die Stadt doch nur wenig Möglichkeiten, in ihr mein täglich Brot zu verdienen, einer ruhelosen Seele begegnete man hier nämlich nur selten, und wenn doch, dann fügte sie den Menschen keinen Schaden zu, gab es im Ort doch zu viele heilige Stätten. Für dunkle Kreaturen stellte Triens damit nicht gerade ein lauschiges Plätzchen dar. Allein in dieser Stadt nicht umzukommen verlangte ihnen schon einiges ab, sich irgendwelche üblen Scherze mit den Einheimischen zu erlauben kam also schon gar nicht infrage.
Nach einer Weile betrat ein Mann den Raum, der nur als das reine Gegenstück zu dem Burschen, der mich in Empfang genommen hatte, zu bezeichnen war. Ohnehin nicht sehr hochgewachsen, hielt er sich auch noch gekrümmt. Weder sein Gesicht noch seine Kleidung zeigten irgendein einprägsames Detail. Gesten setzte er mit äußerster Sparsamkeit ein. Menschen wie ihn vergaß man rasch wieder. Selbst sie zu beschreiben bedeutete eine gewisse Schwierigkeit. Im Übrigen glichen sämtliche Mitarbeiter dieses Unternehmens einander, wie man das sonst nur erlebt, wenn man eine Schar Verwandter vor sich hat. Das Rätsel, woher Monsieur Clement all diese unscheinbaren Typen nahm, war bislang indes noch nicht gelöst worden.
»Herr van Normayenn?«, begrüßte mich der Mann. »Darf ich Euch wohl in den Nebenraum bitten?«
Dort fiel mir auf dem Ladentisch ein Käfig mit einem mechanischen Star auf. Der Vogel legte den Kopf auf die Seite und bedachte mich mit einem durchdringenden Blick aus den s