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Was ist das Paradies, wenn man darin gefangen ist?
Eigentlich sollte es nur ein kurzer Ausflug werden für Jay und Alan, zwei Freunde auf Sinnsuche, Liya und Raya, zwei ungleiche Zwillingsschwestern, Saskia und Jarne, ein frisch verheiratetes Paar, und Pionéa, die ihren Freund Angus treffen will. Doch obwohl beide zur verabredeten Zeit am vereinbarten Ort sind, finden sich Angus und Pionéa nicht. Statt den abgelegenen Küstenstreifen Korsikas wieder verlassen zu können, müssen sich die Sieben mit einer ganzen Reihe unerklärlicher Ereignisse auseinandersetzen. Als sie endlich in die Welt zurückfinden, bietet diese ihnen kein Zuhause mehr.
Der Versuch, in ihr Leben zurückzukehren, entwickelt sich zu einer dramatischen, spannenden und epischen Reise, bei der die Kraft des Erzählens die entscheidenden Brücken baut.
Der erste Band der Pionéa-Reihe bietet eine Erzählung voller unerwarteter Wendungen, die tiefe Verknüpfungen, verborgene Zusammenhänge und ein vielschichtiges, ja mehrdimensionales Bild des Lebens zeichnet. Eine Geschichte wie ein Boot, das zu neuen Horizonten aufbricht und die alte Welt mit einer neuen verbindet.
Autorentext
Lucas Martainn ist ein Schweizer Autor. »Das Erzählen fiktiver Geschichten ist für mich eine der tiefgründigsten Arten, die Wirklichkeit zu erfahren. Das ist in meinen Augen kein Paradox, sondern das Geheimnis der Kreativität. Auch Lesen ist ein schöpferischer Akt. Die Wirklichkeit, die dabei entsteht, ist eine Quelle des Staunens. Dieses Staunen treibt uns an, noch tiefer in die Realität hineinzuwachsen.«
Klappentext
Was ist das Paradies, wenn man darin gefangen ist? Eigentlich sollte es nur ein kurzer Ausflug werden für Jay und Alan, zwei Freunde auf Sinnsuche, Liya und Raya, zwei ungleiche Zwillingsschwestern, Saskia und Jarne, ein frisch verheiratetes Paar, und Pionéa, die ihren Freund Angus treffen will. Doch obwohl beide zur verabredeten Zeit am vereinbarten Ort sind, finden sich Angus und Pionéa nicht. Statt den abgelegenen Küstenstreifen Korsikas wieder verlassen zu können, müssen sich die Sieben mit einer ganzen Reihe unerklärlicher Ereignisse auseinandersetzen. Als sie endlich in die Welt zurückfinden, bietet diese ihnen kein Zuhause mehr. Der Versuch, in ihr Leben zurückzukehren, entwickelt sich zu einer dramatischen, spannenden und epischen Reise, bei der die Kraft des Erzählens die entscheidenden Brücken baut. Der erste Band der Pionéa-Reihe bietet eine Erzählung voller unerwarteter Wendungen, die tiefe Verknüpfungen, verborgene Zusammenhänge und ein vielschichtiges, ja mehrdimensionales Bild des Lebens zeichnet. Eine Geschichte wie ein Boot, das zu neuen Horizonten aufbricht und die alte Welt mit einer neuen verbindet.
Leseprobe
P R O L O G
Er verschwand nie vollständig und kehrte immer wieder zurück. An jenem Morgen ging Lobsang aus dem Haus und sah ihn von den Bergen herabsteigen, nachdem er die Sommermonate, so weit von der Welt entfernt wie nur möglich, auf den höchsten Gipfeln verbracht hatte.
Als Vorbote dampfte Lobsangs stiller Seufzer. Er blickte zur Schule hinüber. Sie stand auf der Höhe seines Hauses, auf der anderen Seite der Felder. Er brauchte den Kindern nicht beizubringen, auf Englisch zu fragen, wann der Bus käme. Niemand wusste es. Er würde zu seiner eigenen Zeit kommen, unten im Tal, zwei Stunden Fußweg vom Dorf entfernt.
Lobsang war auch der Fremdenführer, die wenigen Male im Jahr, wenn jemand den Weg ins Dorf fand. Wenn Touristen kamen, nahmen sie die knappe Stunde zu Fuß vom Kloster Rhizong auf sich, um den Mutterbaum zu sehen. Älter als Buddha sei dieser, erzählte Lobsang dann den Reisenden vor dem gewundenen, knorrigen Baum. Jeden Morgen, wenn er aus dem Haus in die Kälte trat, ging er zum Mutterbaum, anstatt den direkten Weg zur Schule zu nehmen. Es war kein Umweg, es war der richtige Weg. Ihn zu berühren bringe ein gutes Leben, erzählte er den Reisenden. Das war kein Slogan für eine Touristenattraktion. Seine Mutter hatte es ihm erzählt. Und seine Großmutter. Jeden Tag seines Lebens hatte er den Mutterbaum berührt, außer in den Jahren, als er in Dharamsala zum Lehrer ausgebildet wurde. Damals hatte er vor seiner Abreise die Hand auf die uralte Rinde gelegt. Das bedeutet, du wirst eine gute Reise haben und gut zurückkehren. Hatte seine Mutter gesagt. Und es hatte sich bewahrheitet. Aber von den Touristen, die den Mutterbaum berührten, kam keiner je wieder.
Lobsang blickte hinauf zu den Gipfeln, die das Tal und das Dorf umgaben. Dieses Jahr kommt niemand mehr, dachte er und blickte auf die frisch verschneiten Berghänge, und wenn sich doch noch jemand hierher verirrt, wird er nicht bleiben. Sie kamen immer nur kurz, die Reisenden, und niemand ließ sich je überreden, hier einen Winter zu verbringen.
Während der Schnee jeden Stein, jedes Haus und jedes Leben in seine Stille hüllt, werde ich in der dunklen, rußgeschwärzten Küche am Ofen sitzen, Yakdung verbrennen und leise innere Monologe halten.
Denn auch die Kinder, die er unterrichtete, würden an ihren Öfen ausharren und im Frühling mit schwarzen Wangen aus den Häusern kommen und in die erste Sonne blinzeln, die es über den Bergkamm schaffte.
Lobsang entließ eine weitere Dampfwolke in die Leere vor ihm.
Noch war es still. Bald würde die Schulglocke läuten und ihr Klang das Tal erfüllen. Dann würden die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner mit ihrem Gesang das Dorf und die Felder zum Klingen bringen. Sie lieferten sich ein Wettrennen mit dem herabsteigenden Schnee. Die Zeit für die Ernte war knapp. Es war ein Wettlauf um Leben und Tod. Doch von dieser Dringlichkeit war in der Melodie nichts zu hören. Sie war einfach und kurz, wiederholte sich immer und immer wieder. Sie lud die guten Geister ein und vertrieb die bösen.
Alles wiederholte sich in diesem von der Welt abgeschnittenen Dorf. Jahr für Jahr. Leben um Leben.
Doch heute war es anders.
Lobsang ließ seinen Blick zum Mutterbaum schweifen. Doch bevor er dessen rot leuchtenden Blätter erreichen konnte, stoppte ihn etwas Gelbes in einem der Felder. Er konnte nicht erkennen, was es war. Daneben etwas Rötliches. Das kannte er.
Lobsang setzte sich in Bewegung.
Tenzin, der sechsjährige Novize, stand regungslos da. Ein Besucher hatte ihm eine rote Wollmütze geschenkt, die zu groß für seinen kahlen Kopf war und ihm bis über die Augenbrauen rutschte. Die Dorfbewohner nannten ihn schon jetzt den kleinen Lama. Im Kloster erhielt er seine buddhistische Ausbildung. Dreimal in der Woche nahm er den Weg vom Kloster hierher auf sich, um mit den Kindern des Dorfes in die Schule zu gehen. Hier lernte er Englisch und Mathematik. Lobsang bereitete ihn auf die weite Welt vor. Das zischende Orakel hatte vor seiner Geburt vorausgesagt, dass er gleich zweimal in die weite Welt ziehen würde.
Doch nun stand er neben dem leuchtend gelben Objekt und war kaum größer als dieses. Lobsang hatte seine Schritte beschleunigt. »Was hast du da?«, fragte er, als er in Hörweite war.
Tenzin drehte sich um, lächelte, als er seinen Lehrer erkannte, und hob dann sowohl die Schultern als auch die Augenbrauen.
»Ein Flugzeug muss es fallen gelassen haben«, sagte Tenzin, als Lobsang ihn erreichte. Er ließ seinen kurzen Arm langsam von oben nach unten gleiten, als wäre es langsam gefallen.
Lobsang berührte den gelben Körper. »Kunststoff.« Er klopfte darauf. »Hohl.« Er ging prüfend darum herum. Kein Fallschirm.
»Das hat kein Flugzeug abgeworfen. Sonst wäre es zerbrochen. Ein Hubschrauber, der das hier abgesetzt hätte, hätte das ganze Tal aufgeweckt.«
»Ist das ein Behälter? Kann man es öffnen und es ist etwas drin?«
»Nein.«
»Was ist es dann?«
»Das ist eine Boje. Aus dem Meer.« Nicht, dass Lobsang jemals selbst eine Boje oder das Meer gesehen hätte. »Siehst du das hier?«
Lobsang deutete auf Verkrustungen am schmalen Ende, wo die Boje in einen Ring auslief. »Das ist Sa…