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Um jeden Preis
Michael Brock ist der aufsteigende Stern bei einer einflussreichen Anwaltskanzlei in Washington D. C. Er führt ein Leben auf der Überholspur, bis eine Geiselnahme sein Leben vollkommen verändert. Der Geiselnehmer, ein herunterkommener Obdachloser, wird erschossen. Michael forscht nach den Hintergründen diser Tat und spürt ein schmutziges Geheimnis auf.
Autorentext
John Grisham ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Seine Romane sind ausnahmslos Bestseller. Zudem hat er ein Sachbuch, einen Erzählband und Jugendbücher veröffentlicht. Seine Werke werden in fünfundvierzig Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia.
Klappentext
Um jeden Preis
Michael Brock ist der aufsteigende Stern bei einer einflussreichen Anwaltskanzlei in Washington D. C. Er führt ein Leben auf der Überholspur, bis eine Geiselnahme sein Leben vollkommen verändert. Der Geiselnehmer, ein herunterkommener Obdachloser, wird erschossen. Michael forscht nach den Hintergründen diser Tat und spürt ein schmutziges Geheimnis auf.
Zusammenfassung
Um jeden Preis
Michael Brock ist der aufsteigende Stern bei einer einflussreichen Anwaltskanzlei in Washington D. C. Er führt ein Leben auf der Überholspur, bis eine Geiselnahme sein Leben vollkommen verändert. Der Geiselnehmer, ein herunterkommener Obdachloser, wird erschossen. Michael forscht nach den Hintergründen diser Tat und spürt ein schmutziges Geheimnis auf.
Leseprobe
Der Mann mit den Gummistiefeln trat hinter mir in den Aufzug, doch zunächst sah ich ihn nicht. Allerdings roch ich ihn: den stechenden Geruch nach Rauch und billigem Wein und einem Leben auf der Straße, ohne Seife. Auf der Fahrt hinauf waren wir allein, und als ich ihm schließlich einen Blick zuwarf, sah ich die schwarzen, schmutzigen und viel zu großen Stiefel. Unter dem abgetragenen, zerrissenen Trenchcoat, der ihm bis zu den Knien reichte, waren Schichten ungewaschener Kleider, die am Bauch Falten warfen und ihn stämmig, ja beinahe dick wirken ließen. Dabei war er alles andere als das. Im Winter tragen die Obdachlosen in Washington alle Kleider, die sie besitzen, am Körper - jedenfalls sehen sie so aus.
Er war schwarz und nicht mehr jung. Sein Bart und seine Haare waren halb ergraut und seit Jahren weder gewaschen noch geschnitten worden. Er trug eine dunkle Sonnenbrille, sah starr geradeaus und ignorierte mich vollkommen. Sein Verhalten war so, dass ich mich einen Augenblick lang fragte, warum ich ihn eigentlich musterte.
Er gehörte nicht hierher. Er gehörte nicht in dieses Gebäude und in diesen Auf zug. Es war ein Ort, den er sich nicht leisten konnte. Die Rechtsanwälte auf diesen acht Etagen arbeiteten für Stundensätze, die mir auch nach sieben Jahren noch obszön erschienen.
Er war bloß irgendein Penner, der sich mal aufwärmen wollte. In der Innenstadt von Washington passierte das andauernd. Bei uns gab es für so was einen Sicherheitsdienst.
Der Aufzug hielt in der fünften Etage, und jetzt erst fiel mir auf, dass der Mann keinen Knopf gedrückt, keine Etage gewählt hatte. Er folgte mir. Ich stieg schnell aus, und als ich in das schicke, mit Marmor ausgekleidete Foyer von Drake & Sweeney trat, warf ich einen kurzen Blick über die Schulter. Der Mann stand im Aufzug, sah noch immer starr geradeaus und beachtete mich auch jetzt nicht.
Madame Devier, eine unserer sehr energischen Empfangsdamen, begrüßte mich mit ihrem üblichen geringschätzigen Blick. »Behalten Sie den Aufzug im Auge«, sagte ich.
»Warum?«
»Ein Penner. Sie sollten vielleicht den Sicherheitsdienst rufen.«
»Diese schräcklischen Menschen«, sagte sie mit ihrem dick aufgetragenen französischen Akzent.
»Und Desinfektionsspray.«
Ich zog im Gehen meinen Mantel aus und hatte den Mann mit den Gummistiefeln schon fast vergessen. Heute Nachmittag würde ich eine Besprechung nach der anderen haben, wichtige Besprechungen mit wichtigen Leuten. Ich bog um eine Ecke und wollte gerade etwas zu Polly, meiner Sekretärin, sagen, als ich den ersten Schuss hörte.
Madame Devier stand wie versteinert hinter ihrem Tisch und starrte in die Mündung einer beeindruckend langen Pistole, die unser Freund, der Penner, in der Hand hielt. Da ich der Erste war, der ihr zu Hilfe eilte, richtete er die Waffe höflicherweise auf mich, worauf ich ebenfalls zu Stein erstarrte.
»Nicht schießen«, sagte ich und hob die Hände. Ich hatte so viele Filme gesehen, dass ich genau wusste, wie ich mich zu verhalten hatte.
»Halten Sie die Klappe«, nuschelte er sehr gelassen.
Hinter mir hörte ich Stimmen auf dem Gang. Jemand schrie: »Er hat eine Pistole!« Dann entfernten sich die Stimmen und wurden leiser und leiser: Meine Kollegen rannten zur Feuertreppe. Wahrscheinlich fehlte nicht viel und sie wären aus den Fenstern gesprungen.
Links von mir war eine schwere Holztür, die zu einem Konferenzraum führte. Dort saßen gerade acht unserer Anwälte aus der Prozessabteilung - acht abgebrühte, furchtlose Prozessanwälte, die ihre Zeit auf Erden damit verbrachten, andere fertig zu machen. Der Härteste von ihnen war ein kampflustiger kleiner Terrier namens Rafter, und als er die Tür aufriss und rief: »Was ist das für ein Lärm hier?«, richtete sich die Waffe auf ihn, und der Mann in den Gummistiefeln hatte gefunden, was er gesucht hatte.
»Runter mit der Pistole!«, befahl Rafter, und im nächsten Augenblick zerriss ein weiterer Schuss die Stille im Foyer. Die Kugel schlug weit über Rafters Kopf in die Decke ein und verwandelte ihn in einen bloßen Sterblichen. Der Mann zielte wieder auf mich und nickte. Ich gehorchte und trat hinter Rafter in den Konferenzraum. Das Letzte, was ich von der Welt außerhalb dieses Raumes sah, war Madame Devier, die geschockt und zitternd an ihrem Tisch stand. Der Kopfhörer mit Mikrofon hing um ihren Hals, die hochhackigen Schuhe standen ordentlich neben dem Papierkorb.
Der Mann mit den Gummistiefeln schlug die Tür zu und schwenkte die Pistole langsam hin und her, damit alle acht Prozessanwälte sie bewundern konnten. Sie schienen gebührend beeindruckt. Der Geruch des Pulverdampfes überdeckte den des Mannes.
Das beherrschende Möbelstück in diesem Raum war ein langer Tisch voller Dokumente und Papiere, die eben noch schrecklich wichtig gewesen waren. Die Fenster gingen auf den Parkplatz, und die beiden Türen führten auf den Gang.
»Alle an die Wand«, befahl der Mann, und dass er dabei die entsprechende Bewegung mit der Pistole machte, verlieh seinen Worten erheblichen Nachdruck. Dann hielt er sie sehr nah an meinen Kopf und sagte: »Schließen Sie die Tür ab.«
Was ich tat.
Kein Wort von den acht Anwälten, als sie an die Wand zurückwichen. Kein Wort von mir, als ich rasch die Tür verriegelte und ihn um Anerkennung heischend ansah.
Aus irgendeinem Grund dachte ich die ganze Zeit an das Postamt und all die schrecklichen Schießereien: Der unzufriedene Angestellte bringt nach der Mittagspause ein ganzes Waffenarsenal mit und löscht fünfzehn Kollegen aus. Ich dachte an Massaker auf Spielplätzen, an Gemetzel in Hamburger-Restaurants.
Dort waren die Opfer allerdings unschuldige Kinder und unbescholtene Bürger gewesen. Wir dagegen waren ein Rudel Anwälte!
Knurrend und mit der Pistole dirigierend, reihte er die acht anderen an der Wand auf. Als er mit dem Arrangement zufrieden war, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. Was hatte er vor? Wollte er uns ausfragen? Wenn ja, dann würde er von mir alles erfahren, was er wissen wollte. Wegen der Sonnenbrille konnte ich seine Augen nicht erkennen. Er dagegen sah meine, und die Pistole war direkt auf sie gerichtet.
Er zog den schmutzigen Trenchcoat aus, faltete ihn zusammen, als wäre er neu, und legte ihn mitten auf den Tisch. Der Geruch der mir im Aufzug in die Nase gestochen war, breitete sich aus, erschien mir aber nicht mehr wichtig. Der Mann stand am Kopfende des Tisches und zog langsam die nächste Schicht Kleidung aus - eine weit…