Die Studie untersucht die Bedeutung kollegialer Gruppen für den Pfarrberuf. Dabei wird erstmals die in der pastoraltheologischen Forschung vorherrschende Fokussierung auf einzelne Pfarrer und ihre individuelle Praxis überwunden. Vor dem Hintergrund professionstheoretischer Ansätze untersucht die Autorin die gemeinsame Praxis von Pfarrerinnen und Pfarrern in Pfarrkonferenzen und selbstorganisierten Treffen mithilfe einer empirisch-qualitativen Erhebung. Kollegiale Gruppen dienen der gegenseitigen Vergewisserung, der Sicherung professionellen Handelns und der Wahrung der Autonomie einzelner Pfarrer sowie der gesamten Berufsgruppe. Die Arbeit in diesen Gruppen wird erstmalig als ein eigenständiger Tätigkeitsbereich pastoralen Handelns beschrieben und gewürdigt. Davon ausgehend entwickelt die Autorin die pastoraltheologische These, dass dem Pfarrberuf eine kollektive Dimension innewohnt, und eröffnet eine neue Perspektive für die Reflexion der gemeinsamen Arbeit innerhalb der Berufsgruppe. Being Autonomous Together. A Study on Collegial Groups in the Parish Ministry This study examines the importance of collegial groups for the parish ministry. For the first time, the prevailing focus in pastoral theological research on individual pastors and their individual practice is overcome. Against the background of professional theoretical approaches, the author examines the common practice of pastors in parish conferences and self-organized meetings with the help of an empirical-qualitative survey. Collegial groups provide mutual assurance, ensure professional action and preserve the autonomy of individual pastors and the entire professional group. The work in these groups is for the first time described and appreciated as an independent field of pastoral activity. On this basis, the author develops the pastoral theological thesis that the parish profession has a collective dimension and opens a new perspective for the reflection of common work within the professional group. The author received her doctorate in 2018 with this thesis.
Autorentext
Ricarda Schnelle, Dr. theol., Jahrgang 1985, studierte in Erlangen und Münster Evangelische Theologie und arbeitete nach dem Vikariat als Pfarrerin im Braunschweiger Umland. Von 2014 bis 2018 war sie Wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Praktische Theologie und Pastoraltheologie an der Theologischen Fakultät in Göttingen, wo sie mit der vorliegenden Arbeit promoviert wurde. Seit Mai 2018 arbeitet sie als Pastorin in den Kirchengemeinden Haimar, Rethmar und Sehnde (Ev.-luth. Landeskirche Hannovers).
Zusammenfassung
Die Studie untersucht die Bedeutung kollegialer Gruppen fur den Pfarrberuf. Dabei wird erstmals die in der pastoraltheologischen Forschung vorherrschende Fokussierung auf einzelne Pfarrer und ihre individuelle Praxis uberwunden. Vor dem Hintergrund professionstheoretischer Ansatze untersucht die Autorin die gemeinsame Praxis von Pfarrerinnen und Pfarrern in Pfarrkonferenzen und selbstorganisierten Treffen mithilfe einer empirisch-qualitativen Erhebung. Kollegiale Gruppen dienen der gegenseitigen Vergewisserung, der Sicherung professionellen Handelns und der Wahrung der Autonomie einzelner Pfarrer sowie der gesamten Berufsgruppe. Die Arbeit in diesen Gruppen wird erstmalig als ein eigenstndiger Ttigkeitsbereich pastoralen Handelns beschrieben und gewrdigt. Davon ausgehend entwickelt die Autorin die pastoraltheologische These, dass dem Pfarrberuf eine kollektive Dimension innewohnt, und erffnet eine neue Perspektive fr die Reflexion der gemeinsamen Arbeit innerhalb der Berufsgruppe. Being Autonomous Together. A Study on Collegial Groups in the Parish MinistryThis study examines the importance of collegial groups for the parish ministry. For the first time, the prevailing focus in pastoral theological research on individual pastors and their individual practice is overcome. Against the background of professional theoretical approaches, the author examines the common practice of pastors in parish conferences and self-organized meetings with the help of an empirical-qualitative survey. Collegial groups provide mutual assurance, ensure professional action and preserve the autonomy of individual pastors and the entire professional group. The work in these groups is for the first time described and appreciated as an independent field of pastoral activity. On this basis, the author develops the pastoral theological thesis that the parish profession has a collective dimension and opens a new perspective for the reflection of common work within the professional group. The author received her doctorate in 2018 with this thesis.
Inhalt
INHALT 1 Einleitung 15 2 Allein Pfarrer sein. Eine pastoraltheologische Theorielinie 23 2.1 Aktuelle pastoraltheologische Entwurfe 24 2.1.1 Manfred Josuttis: Im Gegenuber anders sein 25 2.1.2 Isolde Karle: Allein als Generalist vor Ort 29 2.1.3 Ulrike Wagner-Rau: Allein auf der Schwelle 32 2.1.4 Christian Grethlein: Die Vermittlungsaufgabe des Einzelnen 34 2.1.5 Michael Klessmann: Mit anderen ein individuelles Berufsbild entwickeln 36 2.1.6 Zusammenfassung 37 2.2 Empirische Forschung in der Pastoraltheologie 39 2.2.1 Die funfte EKD-Erhebung uber Kirchenmitgliedschaft (V. KMU): Vis-a-vis zum Pfarrer 40 2.2.2 Befragungen von Pfarrerinnen/Pfarrern: Der Fragebogen als Spiegel fur die Selbstbetrachtung 43 2.2.3 Empirische Forschungsarbeiten: Die Sicht des Einzelnen auf seine Arbeit vor Ort 46 2.2.4 Zusammenfassung 51 2.3 Das (pastoral-)theologische Paradigma des Einzelnen 52 3 Die Bedeutung der Berufsgruppe in der Professionssoziologie 55 3.1 Aktuelle Forschungsperspektiven in der Professionssoziologie 57 3.2 Die Funktion der Berufsgruppe fur Professionsberufe 61 3.2.1 Die Erscheinungsform professioneller Ethik: Ethische Kodizes 61 3.2.2 Begrundungslinien fur die Ausbildung und Notwendigkeit von Professionsethik 62 3.2.2.1 Autonomie fuhrt zu kollegialer Binnenkontrolle: Der strukturfunktionalistische Ansatz 63 3.2.2.2 Die innere Handlungslogik der Professionen fuhrt zur Institutionalisierung kollegialer Formen: Die revidierte Professionstheorie nach Ulrich Oevermann 64 3.2.2.3 Professionsethik kontrolliert das professionelle Handeln: Der systemtheoretische Ansatz nach Rudolf Stichweh 65 3.2.2.4 Die Paradoxie professionellen Handelns macht Kontrolle erforderlich: Der interaktionistische Ansatz nach Fritz Schutze 68 3.2.3 Zusammenfassung 70 3.3 Kollegiale Gruppen im Fokus professionssoziologischer Uberlegungen zum Pfarrberuf: Das Forschungsdesiderat 72 3.3.1 Professionsethik schutzt das Vertrauen in der professionellen Interaktion: Isolde Karles professionstheoretische Uberlegungen zum Pfarrberuf 72 3.3.2 Professionssoziologische Uberlegungen zur Berufsgruppe als Chance der Erweiterung pastoraltheologischer Forschungs- und Theorielinien 74 3.3.3 Forschungsfrage und Forschungsgegenstand 75 4 Methodik 79 4.1 Die Theorie des Gruppendiskussionsverfahrens 81 4.2 Auswahl der Gruppen 84 4.3 Konzeption und Durchfuhrung der Gruppendiskussionen 88 4.3.1 Rahmenbedingungen der empirischen Erhebung 88 4.3.2 Durchfuhrung der Gruppendiskussionen 89 4.4 Auswertung anhand der dokumentarischen Methode 94 4.5 Anonymisierung und Sensibilitat der Daten 97 5 Empirische Ergebnisse der Gruppendiskussionen 99 5.1 Zur Darstellung der Analyse 99 5.2 Abgrenzungen nach außen und Vergewisserung nach innen: Das Reden in Abgrenzungen 100 5.2.1 Die Gruppen und ihre Leitabgrenzungen 101 5.2.1.1 »Aus einer Zeit autoritarer Fuhrung [...] sind wir hervorgegangen«: Pfarrkonferenz I 102 5.2.1.2 »Vor der Fusion und nach der Fusion«: Pfarrkonferenz II 104 5.2.1.3 »Wir wollen uns nicht zerlegen lassen«: Oasentage 105 5.2.1.4 »Eindeutig Position beziehen«: Wissenschaftlicher Arbeitskreis 108 5.2.1.5 »Dass wir nur Frauen sind«: Supervisionsgruppe 111 5.2.1.6 Zusammenfassung: In der Abgrenzung das Eigene zeigen 113 5.2.2 Das Thema Gruppenzugehorigkeit: Wer soll dazugehoren? 114 5.2.2.1 »Also dass…