Traumatisierungen, hervorgerufen beispielsweise durch physischen oder psychischen Missbrauch, (emotionale) Vernachlässigung oder Kriegs- und Fluchterfahrungen, aber auch bindungs- und generationsübergreifende Traumata, lassen sich in allen gesellschaftlichen Schichten Deutschlands finden. Die vorliegende Dissertation zeigt auf der Basis psychologischer und theologischer Erkenntnisse und unter Einbezug praktischer Fallbeispiele, wie diesen Kindern in ihrer Traumaverarbeitung aus seelsorglicher Perspektive geholfen werden kann, und begegnet im Modell des Emotionspsychologischen Interaktionsgeschehens gleichzeitig der Not derjenigen, die mit betroffenen Kindern unmittelbar zu tun haben und sich aufgrund fehlender Qualifizierung in diesem Bereich leichter überfordert und allein gelassen fühlen. Die Autorin wurde mit der vorliegenden Arbeit 2018 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena promoviert. [Facing the Horrible. Counceling Traumatized Children] Traumas, whether caused by physical or psychological abuse, emotional neglect, experiences of war and fleeing, or interrelational and multi-generational damage and suffering are found in every social class in Germany. The following dissertation uses psychological and theological insights as well as practical case studies about how children can be helped in their processing of trauma using counseling techniques. It is written to meet the needs of those who directly interact with affected children and might feel overwhelmed or left alone in this area due to lacking qualifications.
Autorentext
Miriam Schade, Dr. theol., Jahrgang 1984, studierte Theologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) und betrieb Feldforschung in São Paulo/Brasilien. Sie ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin für Praktische Theologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Für ihre Dissertation gewann sie 2018 den Dissertationspreis der FSU.
Inhalt
INHALT Einleitung 15 I. Das Phanomen Trauma 21 1. Was ist ein Trauma? 21 1.1 Die Definition von Trauma 21 1.2 Die Klassifikationsmoglichkeiten von Traumatisierungen 24 2. Uberblick zur Traumaforschung in den psychologischen Schulen 27 2.1 Trauma als Introjekt Traumaforschung in der Psychoanalyse 27 2.1.1 Erste Erkenntnisse durch Sigmund Freud undJ osef Breuer 27 2.1.2 Weitere Einsichten durch Sandor Ferenczi 29 2.1.3 Neuere Ansatze in der Psychoanalyse nach Mathias Hirsch 30 2.2 Das traumatische Gedachtnis - neurowissenschaftliche Erkenntnisse in der Traumaforschung 34 2.3 Furchtstrukturen und veranderte kognitive Schemata Traumaforschung in Lern- und Kognitionstheorien 38 2.3.1 Lerntheoretische Forschungsansatze 38 2.3.2 Kognitionstheoretischer Forschungsansatz nach Mardi Horowitz 39 2.4 Das Trauma-Verlauf-Modell nach Fischer und Riedesser modifiziert und erganzt durch Hausmann 41 2.4.1 Der Ausloser: Die traumatische Situation 42 2.4.2 Das traumatische Erleben 43 2.4.3 Die traumatische Reaktion 45 3. Die Folgen des Traumas 49 3.1 Die Posttraumatische Belastungsstorung (PTBS) 50 3.2 Komplexe Traumafolgestorungen 53 3.3 Posttraumatisches Wachstum (posttraumatic growth) 55 4. Kinder und traumatische Ereignisse 56 4.1 Besonderheiten kindlicher Traumatisierungen 56 4.2 Beispiele fur Traumatisierungen im Kindesalter 57 4.2.1 Kindesmisshandlung 58 4.2.2 Traumatisierende Bindungserfahrungen 66 4.2.3 Krieg und Flucht 74 4.3 Symptome kindlicher Traumatisierungen 80 4.4 Bewaltigungsversuche des Kindes 81 4.5 Traumatherapie mit Kindern 83 4.5.1 Allgemeine Vorbemerkungen 83 4.5.2 Verlauf einer Traumatherapie 84 II. Christliche Seelsorge 87 1. Begriff und historische Skizze 87 2. Seelsorge Hinfuhrung zu einer eigenen Definition 100 2.1 Die Grundlagen der Seelsorge 101 2.1.1 Das Heilsgeschehen 101 2.1.2 AnnahmeundAkzeptanz 102 2.1.3 Empathie 105 2.1.4 Ganzheitlichkeit 107 2.2 Methoden der Seelsorge 109 2.2.1 Verbale und nonverbale Kommunikation 109 2.2.2 Selektive Nutzung psychotherapeutischer Methoden 112 2.2.3 Explizit geistliches Handeln 112 2.3 Ziele der Seelsorge 113 2.3.1 Zum Leben befahigen 113 2.3.2 Den Glauben starken 114 2.3.3 Trost und Hoffnung 115 2.4 Die Definition von Seelsorge 116 2.5 Warum Seelsorge und nicht nur Therapie? 117 2.6 Besonderheiten der Seelsorge mit traumatisierten Kindern 118 3. Grenzen und Chancen der Seelsorge 123 3.1 Grenzen der Seelsorge 123 3.2 Chancen der Seelsorge 126 4. Die Anforderungen an den Seelsorger 127 4.1 Die Erfahrung eigenen Geliebt- und Angenommen-Seins 127 4.2 Geduld 128 4.3 Empathie 130 4.4 Sich abgrenzen konnen 130 4.5 Personlich gelebte Spiritualitat 131 4.6 Selbstliebe 134 4.7 Emotionale Kompetenz 136 III. Seelsorge als emotionspsychologisches Interaktionsgeschehen 139 1. Das Phanomen Emotion 139 1.1 Begriffliche Abgrenzung und Definition 139 1.2 Emotion im wissenschaftlichen Diskurs: Emotionstheorien 143 1.2.1 Die evolutionsbiologischen Emotionstheorien 144 1.2.2 Die systemtheoretische Emotionstheorie 144 1.2.3 Die neurobiologische Emotionstheorie 146 1.2.4 Die psychoanalytische Emotionstheorie 147 1.2.5 Kognitive Bewertungstheorie 149 1.3 Die Bedeutung von Emotionen 150 1.4 Die emotionale Entwicklung des Kindes 151 1.4.1 Das erste Lebensjahr 151 1.4.2 Zwischen einem und zwei Jahren 154 1.4.3 Im Alter zwischen drei und funf Jahren 155 1.4.4 Das sechste Lebensjahr 157 1.4.5 Im Alter von sieben und acht Jahren 157 1.5 Emotion und Trauma 158 1.5.1 Die kognitivistische Erklarung 158 1.5.2 Die neurobiologische Erklarung 160 1.5.3 Die tiefenpsychologische Erklarung 161 2. Das emotionale Erleben des Seelsorgers 161 2.1 Emotionale Herausforderungen fur den Seelsorger wahrend der Interaktion 162 2.2 Das traumatisierte Kind und der Seelsorger 168 2.3 Emotionsregulation 169 2.4 Das emotionspsychologische Interaktionsmodell der Seelsorge 171 IV. Explikation der Emotionen fur die Seelsorge 175 1. Lahmende Emotionen 176 1.1 Uberforderung, Hilflosigkeit und Ohnmacht 177 1.1.1 Uberforderung 179 1.1.2 Hilflosigkeit 182 1.1.3 Ohnmacht 187 1.2 Schmerz, Traurigkeit und Trauer 200 1.2.1 Schmerz 201 1.2.2 Traurigkeit 205 1.2.3 Trauer 211 1.2.4 Exkurs: Wenn Kinder trauern 222 1.3 Angst und Einsamkeit 235 1.3.1 Angst 236 1.3.2 Exkurs: Kinder und Angst 255 1.3.3 Einsamkeit 259 1.3.4 Exkurs: Das Einsamkeitserleben des Kindes 268 1.4 Lahmende Emotionen: Eine Zusammenfassung und Ubertragung auf die Situation des Kindes 273 2. Aktionistische/agierende Emotionen 276 2.1 Arger, Schuld und Scham 276 2.1.1 Arger 278 2.1.2 Schuld und Schuldgefuhl 292 2.1.3 Scham 309 2.2 Aktionistische/agierende Emotionen: Eine Zusammenfassung und Ubertragung auf die Situation des Kindes 323 2.3 Ablehnende Emotionen 325 2.3.1 Ekel und Verachtung 326 2.3.2 Ekel 327 2.3.3 Verachtung 339 2.4 Ablehnende Emotionen: Eine Zusammenfassung und Ubertragung auf die Situation des Kindes 344 2.5 Annehmende/motivierende Emotionen 346 2.5.1 Mitleid 346 2.5.2 Zuneigung 351 2.6 Annehmende Emotionen: Eine Zusammenfassung 355 2.7 Handlungsvorbereitende Emotionen 355 2.7.1 Interesse 356 2.8 Handlungsvorbereitende Emotionen: Eine Zusammenfassung 359 2.9 Tragende/unterstutzende Emotionen 359 2.9.1 Freude und Zufriedenheit 360 2.9.2 Freude 361 2.9.3 Zufriedenheit 365 2.10 Tragende/unterstutzende Emotionen: Eine Zusammenfassung 368 V. Praktische Handreichungen und Methoden 371 1. Kontaktaufnahme 371 1.1 Mimik und Blickkontakt 373 1.2 Das Kind ansprechen 374 2. Rituale 376 2.1 Begrußungsrituale 378 2.2 Rituale, die den Alltag strukturieren 379 2.3 Rituale bei Tagesbeginn und Tagesende 382 2.4 Tischgebete als Rituale 388 2.5 Wochenplanung als Ritual 389 2.6 Ritualisierung von Urlaub und Wochenende 389 3. Vertrauen aufbauen und festigen 391 3.1 Geborgenheit vermitteln und Sicherheit geben 391 3.1.1 Was Geborgenheit ist 392 3.1.2 Wenn Geborgenheit verloren geht 393 3.1.3 Wie man Geborgenheit bewusst entwickeln und aufbauen kann 394 3.2 Korperliche Nahe und Beruhrungen 397 3.2.1 Wenn Beruhrung und Korperkontakt fehlen 397 3.2.2 Die Bedeutung von Korperkontakt und Beruhrung fur de…