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Zum sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU), seinen Mord- und weiteren Gewalt- und Straftaten liegen diverse Publikationen vor, mehrere Untersuchungsausschüsse der Länder und des Bundes haben sich mit ihm befasst und befassen sich noch damit. Neben den Untersuchungsausschüssen sind es vor allem journalistische Recherchen, zivilgesellschaftliche Akteur_innen und die Angehörigen der Mordopfer mit den Nebenklageanwält_innen, die weitere Fragen zum NSU, der rechtsextremen Szene und der Arbeit von zuständigen Behörden aufgeworfen haben. Einiges ist aufgeklärt, vieles noch nicht und es bleibt abzuwarten, was noch ans Tageslicht befördert wird. Dabei zeigt u. a. der Verhandlungsverlauf des Münchener NSU-Prozesses gegen Beate Zschäpe wegen Mittäterschaft in zehn Mordfällen, besonders schwerer Brandstiftung und Gründung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und vier mutmaßliche Helfer und Unterstützer, welchen Aufklärungsbedarf es noch gibt. Wie der NSU entstand und was er über die Gesellschaft verrät davon ist wenig bekannt. Vor allem die gesellschaftlichen Ursprünge der rassistischen Mordtaten, Sinn und Funktion dieses Terrorismus bedürfen ebenso weiterer Aufhellung wie die Mechanismen der Radikalisierung der Gewaltgruppe jenseits von Einzeltätertheorien und simplen Schuldzuweisungen an staatliche Institutionen. Auch fünf Jahre nach dem Öffentlichwerden des NSU-Komplex gibt es noch viele offene Fragen zur Vernetzung und Einbindung des Trios in die rechtsextreme Szene, zu ihren Kontaktleuten, Helfer_innen und Mitwisser_innen vor Ort sowie zur Arbeit von Sicherheitsbehörden und Geheimdiensten bzw. von einzelnen Mitarbeiter_innen. Nicht zuletzt bedarf es sorgfältiger Aufbereitung, Sortierung, Einordnung und Interpretation der zahlreichen bekannt gewordenen Informationen und ihrer Zusammenführung zu einem Gesamtbild, das auch fünf Jahre nach dem öffentlichen Bekanntwerden der NSU-Untergrundgruppe noch unvollständig ist. Das vorliegende Themenheft leistet dazu einen Beitrag aus unterschiedlichen Perspektiven.
Autorentext
Reiner BeckerDr., Politikwissenschaftler, Leiter des Demokratiezentrums Hessen an der Philipps-Universität Marburg, Mitglied der Redaktion.Clemens Binningerseit 2002 Mitglied des Bundestags, Mitglied im Innenausschuss und Vorsitzender des derzeitigen Untersuchungsausschusses Terrorgruppe NSU II sowie Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums.Irina BohnLeiterin des Geschäftsfelds Sozialer Zusammenhalt und Beteiligung am Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.?V., Frankfurt/M.Frank BuchheitDipl.-Päd., M.?Eval., ist Mitarbeiter des Referats Prävention beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg und freier Evaluator in ähnlichen Feldern.Jan BuschbomHistoriker, Vorstand und wissenschaftlicher Berater von Violence Prevention Network.Selda Demirengagiert sich in der Initiative Keupstraße ist überall und ist hauptberuflich als Dolmetscherin und Übersetzerin tätig.Dorina Feldmannstudentische Mitarbeiterin im Projekt Analyse und Bewertung von aufgeklärten Tötungsdelikten in Berlin hinsichtlich ihrer politischen Aspekte (1990-2014), Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische Universität Berlin.Benno HafenegerDr., Professor (em.) für Erziehungswissenschaft am Institut für Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg, Mitglied der Redaktion.Olga JanzenM.A., ist Soziologin am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld.Ramona KahlDr. des., wissenschaftliche Mitarbeiterin im Demokratiezentrum Hessen sowie im BMBF-Projekt WM³ Weiterbildung Mittelhessen am Institut für Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg.Christoph KopkeDr., Professor für Politikwissenschaft und Soziologie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin, Fachbereich Polizei und Sicherheitsmanagement.Beate KüpperDr., Professorin für Soziale Arbeit für Gruppen und Konfliktsituationen, stellvertretende Leitung des Instituts SO.CON an der Hochschule Niederrhein, Mitglied der Redaktion.Kurt MöllerDr., Professor für Theorien und Konzepte Sozialer Arbeit. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Forschung zu Gewalt, Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit, Jugendarbeit, Jugendpolitik, Kultur- und Bildungsarbeit an der Hochschule Esslingen.Julian Muckelengagiert sich in der Initiative Keupstraße ist überall und arbeitet hauptberuflich in der Opferberatung Rheinland (OBR), Beratungsstelle für Betroffene rechter und rassistischer Gewalt.Florian NeuschelerSozialarbeiter (M.A.), zzt. wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt Soziale Einflussnahme auf Ausstiegswillige der 'rechten Szene' zur Identifikation ausstiegshemmender Faktoren sowie im Projekt Evaluation der 'Beratungsstelle Hessen religiöse Toleranz statt Extremismus'?. Gerolf NittnerReferent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Demokratiezentrums Hessen im beratungsNetzwerk hessen gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus.Kurt SalentinDr., ist empirischer Sozialforscher an der Universität Bielefeld. Er lehrt und forscht zu Migration und Integration, Diskriminierung, Religiosität und Segregation von Einwanderern.Samuel SalzbornDr., Professor für Grundlagen der Sozialwissenschaften am Institut für Politikwissenschaft der Universität Göttingen. Weitere Informationen unter http://www.salzborn.
Zusammenfassung
Zum sogenannten "e;Nationalsozialistischen Untergrund"e; (NSU), seinen Mord- und weiteren Gewalt- und Straftaten liegen diverse Publikationen vor, mehrere Untersuchungsausschusse der Lander und des Bundes haben sich mit ihm befasst und befassen sich noch damit. Neben den Untersuchungsausschssen sind es vor allem journalistische Recherchen, zivilgesellschaftliche Akteur_innen und die Angehrigen der Mordopfer mit den Nebenklageanwlt_innen, die weitere Fragen zum NSU, der rechtsextremen Szene und der Arbeit von zustndigen Behrden aufgeworfen haben. Einiges ist aufgeklrt, vieles noch nicht und es bleibt abzuwarten, was noch ans Tageslicht befrdert wird. Dabei zeigt u. a. der Verhandlungsverlauf des Mnchener "e;NSU-Prozesses"e; gegen Beate Zschpe wegen Mittterschaft in zehn Mordfllen, besonders schwerer Brandstiftung und Grndung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und vier mutmaliche Helfer und Untersttzer, welchen Aufklrungsbedarf es noch gibt. Wie der NSU entstand und was er ber die Gesellschaft verrt - davon ist wenig bekannt. Vor allem die gesellschaftlichen Ursprnge der rassistischen Mordtaten, "e;Sinn"e; und "e;Funktion"e; dieses Terrorismus bedrfen ebenso weiterer Aufhellung wie die Mechanismen der Radikalisierung der Gewaltgruppe jenseits von Einzelttertheorien und simplen Schuldzuweisungen an staatliche Institutionen. Auch fnf Jahre nach dem ffentlichwerden des "e;NSU-Komplex"e; gibt es noch viele offene Fragen zur Vernetzung und Einbindung des "e;Trios"e; in die rechtsextreme Szene, zu ihren Kontaktleuten, Helfer_innen und Mitwisser_innen "e;vor Ort"e; sowie zur Arbeit von Sicherheitsbehrden und Geheimdiensten bzw. von einzelnen Mitarbeiter_innen. Nicht zuletzt bedarf es sorgfltiger Aufbereitung, Sortierung, Einordnung und Interpretation der zahlreichen bekannt gewordenen Informationen und ihrer Zusammenfhrung zu einem Gesamtbild, das auch fnf Jahre nach dem ffentlichen Bekanntwerden der NSU-Untergrundgruppe noch unvollstndig ist.
Inhalt
Editorial Schwerpunkt Samuel Salzborn: Der NSU und die Folgen für die politische Kultur in Deutschland Frank Buchheit, Beate Küpper, Kurt Möller, Florian Neuscheler: Was nützt Ausstiegshilfe? Zur Evaluation des Aussteigerprogramms für Rechtsextremisten NRW Dorina Feldmann, Christoph Kopke, Gebhard Schultz: Todesopfer rassistischer Gewalt. Sind die unterschiedlichen Perspektiven von Staat und Zivilgesellschaft miteinander vereinbar? Interview mit Clemens Binninger: Terrorgruppe NSU II Selda Demir, Julian Muckel: Der NSU-Anschlag auf die…