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Außerhalb der Ferienzeit ist es ruhig auf dem Campingplatz am Oberrieder Weiher. Deshalb ist der Betreiber heilfroh, dass wenigstens dieser seltsame Schriftsteller eine der Trekkinghütten bezogen hat. An einem Roman soll er schreiben, aber man sieht ihn immer nur um das alte Kieswerk herumstreifen - bis er eines Nachts verschwindet. Als kurz darauf eine verkohlte Leiche in einem ausgebrannten Pferdestall gefunden wird, hat Kommissar Hansen einen schrecklichen Verdacht, und schon bald stößt er auf ein tödliches Geheimnis, das sich um das stillgelegte Kieswerk rankt.
Jürgen Seibold, geboren 1960 in Stuttgart, arbeitete als Redakteur und freier Journalist für Tageszeitungen, Zeitschriften und Radiostationen und veröffentlichte 1989 seine erste Musikerbiografie. Es folgten weitere Sachbücher mit einer Gesamtauflage von rund 1,2 Millionen Exemplaren. Außerdem schreibt er Jugendbücher, Thriller und seine erfolgreiche Allgäu-Krimi-Reihe um den Hauptkommissar Eike Hansen. Mit seiner Familie lebt Jürgen Seibold im Rems-Murr-Kreis.
Autorentext
Jürgen Seibold, geboren 1960 in Stuttgart, arbeitete als Redakteur und freier Journalist für Tageszeitungen, Zeitschriften und Radiostationen und veröffentlichte 1989 seine erste Musikerbiografie. Es folgten weitere Sachbücher mit einer Gesamtauflage von rund 1,2 Millionen Exemplaren. Außerdem schreibt er Jugendbücher, Thriller und seine erfolgreiche Allgäu-Krimi-Reihe um den Hauptkommissar Eike Hansen. Mit seiner Familie lebt Jürgen Seibold im Rems-Murr-Kreis.
Leseprobe
Samstag, 30. April
Jörg Burghamer hörte den alten Frieder schon kommen, noch bevor er ihn sehen konnte. Zwar hatte er ihm gestern gesagt, er solle endlich seinen rostigen Drahtesel in Ordnung bringen und vor allem die quietschenden Pedale ölen, aber so schlecht, wie Frieder inzwischen hörte, störte ihn der Geräuschpegel vermutlich nicht mehr allzu sehr. Also drückte Burghamer seinem Campinggast die letzte Broschüre in die Hand, die er für seinen morgigen Tagesausflug brauchte, und ging nach draußen. Unterwegs griff er sich das Ölfläschchen, das er für solche Fälle im Regal stehen hatte, und winkte dem heranrumpelnden Frieder zu.
»Hallo, Jörg!«, rief der Alte mit schwerer Zunge, und der Gast, der in diesem Moment ebenfalls aus der Rezeption des Campingplatzes trat, sah erschrocken zu ihnen hinüber, weil Frieder so laut gerufen hatte. »Na, ausgeschlafen?«
Burghamer grinste gutmütig und hob das Ölfläschchen hoch. Frieder stoppte sein dreirädriges Vehikel und verzog sein faltiges Gesicht zu einer zerknirschten Miene.
»Oh, die Pedale?«, lallte er. »Hab ich ganz vergessen, entschuldige.«
Burghamer winkte ab und ging vor Frieders Gefährt in die Knie. Frieder hob erst das eine und dann das andere Bein an und sah dem Betreiber des Campingplatzes dabei zu, wie er den Pedalen mit ein paar Tropfen Öl das Quietschen austrieb.
»Danke, Jörg«, krähte Frieder schließlich. »Ich muss dann auch wieder, es ist sechs, und du weißt ja: Da mach ich meine Runde!«
Der Alte tippte mit dem Zeigefinger kurz an seine Hutkrempe, trat in die Pedale und brachte sein rostiges Dreirad wieder in Fahrt. Gemächlich rumpelte er ein paar Meter weit in den Campingplatz hinein und dann über die Zeltwiese zum Seeufer. Auf der Ladefläche des Lastenrads schepperten ein Blecheimer, eine Sichel und einige andere Utensilien. Eine Sense war notdürftig befestigt, deren langer hölzerner Griff hinten herausragte und mit jedem Rumpler des Rades mal in die eine, mal in die andere Richtung schwankte.
Burghamer holte eine Limo aus dem Kühlschrank in der Rezeption und setzte sich in seinen kleinen Biergarten. Hier hatte er einen schönen Blick auf den Platz und auf den See, und nach Hause konnte er auch in einer Stunde noch fahren. Der Campingplatz war sein Leben, sein Garten, sein Beruf und sein Hobby zugleich, während der Hauptsaison auch sein Wohnsitz. Deshalb wussten die meisten Gäste auch, dass das Schild mit den Öffnungszeiten der Rezeption nicht ganz ernst gemeint war. »Täglich von 9.00 bis 13.00 und von 15.00 bis 18.00 Uhr«, stand dort - aber außerhalb dieser Zeiten war sie immer offen, wenn Burghamer ohnehin gerade da war.
Bob und Werner, die gemächlich näher schlurften, jeder mit drei Flaschen Bier in der Hand, wollten aber nichts Geschäftliches von ihm. Burghamer stand auf und holte ihnen zwei Weißbiergläser. Werner setzte sich zu ihm, während Bob ein drittes Glas holte und es vor dem Campingplatzbetreiber abstellte.
»Feierabend, Jörg«, knurrte er mit seinem gutmütig dröhnenden Bass. »Jetzt kommt dieses Zuckerwasser weg, wir trinken ein Weißbier miteinander.«
Frieder radelte am Biergarten vorbei und winkte den Männern, dann wurde das Gerumpel und Geschepper seines vollbeladenen Gefährts auch schon wieder leiser und verklang in Richtung der Trekkinghütten.
Bob, Werner und Burghamer lachten über alte Geschichten, die sie sich schon dutzendfach erzählt hatten, und als aus einiger Entfernung metallisches Klopfen zu hören war, prosteten sich die drei Männer zu.
»Auf den alten Frieder«, deklamierte Werner. »Und darauf, dass er noch lange fit genug ist, um seine Sense zu dengeln!«
Es war wirklich ein Glück, dass Frieder eine Aufgabe gefunden hatte, und Burghamer ließ ihn dafür gerne auf seinem Campingplatz werkeln. Früher war er ein geschickter Schreiner gewesen, selbstständig mit einer kleinen Werkstatt drüben im Dorf, am Ortsrand von