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1941: Keagan Hayes, der mächtigste Zeitungsmogul Kaliforniens, ist ein harter und verbitterter Mann. Was seine drei Töchter auch tun die Anerkennung ihres dominanten Vaters können sie nicht erreichen. So versucht jede auf ihre Art, mit ihrem Schicksal ins Reine zu kommen. Blair geht den Weg der Rebellion, Jackie sucht Kraft im Glauben und Cameron flieht in die Karriere. Als ehrgeizige Journalistin schlägt sie sich auf die Seite des schärfsten Konkurrenten ihres Vaters. Er schickt sie als Korrespondentin nach Europa. Für Cameron wird ein Traum wahr.
Autorentext
Judith Pella studierte Sozialwissenschaften und gilt als Meisterin des historischen Romans. Sie liebt es, gründlich zu recherchieren und in verschiedene Zeitepochen einzutauchen. Zusammen mit ihrem Mann lebt sie in Oregon.
Leseprobe
1 Beverly Hills, Kalifornien, Februar 1941 Das Orchester spielte eine langsame Fassung von Moonlight Serenade, als Cameron Hayes tief durchatmete und sich in Bewegung setzte. Nicht weit von ihr entfernt saß der Industrielle Donald Farr. Sein perfekt frisiertes graues Haar, die gleichmäßigen Gesichtszüge, sogar die Krähenfüße an seinen Augenwinkeln verliehen ihm das Aussehen eines harmlosen, gutmütigen Großvaters. Und doch war er in letzter Zeit wegen einiger auf zweifelhafte Weise erworbener Regierungsverträge ins Gerede gekommen. Er hatte vor einem Untersuchungskomitee des Senats ausgesagt und seine glattzüngigen, hoch bezahlten Rechtsanwälte hatten ihn rausgehauen. Aber Cameron war nicht so leicht zu täuschen wie ein paar Senatoren. Sie hatte die Story für das Los Angeles Journal aufgetan ein journalistischer Coup, durch den sie sich vor sechs Monaten endgültig als Reporterin hatte etablieren können. Keine leichte Aufgabe für eine Frau von gerade vierundzwanzig Jahren, nicht einmal zu Beginn der Vierzigerjahre im zwanzigsten Jahrhundert. Bis jetzt war sie nicht begeistert gewesen, an der Feier des fünfzigsten Geburtstags ihres Vaters teilnehmen zu müssen. Aber der Anblick des berüchtigten Industriellen änderte ihre Einstellung. Da saß Farr und war vollkommen ihrer Gnade ausgeliefert. Von den Schmetterlingen in ihrem Bauch oder ihrer Angst, weil sie sich den Wünschen ihres Vaters widersetzte, konnte er nichts wissen. Sie würde sich ihm in der abgeklärten Haltung eines ausgebufften Medien-Veteranen nähern und wenn es sie das Leben kostete. Auf keinen Fall würde sie einen Frontalangriff auf den unwissenden Partygast starten. Sie konnte sehr feinsinnig sein, ganz im Gegenteil zu dem, was viele ihrer Opfer über ihren verletzenden Schreibstil sagten. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht überquerte sie die riesige Rasenfläche des Anwesens ihrer Eltern in Beverly Hills, auf dem für die zweihundert Gäste viele kleine Tischgruppen aufgestellt waren. Die meisten Tische waren besetzt. Farr würde gar nicht merken, wie ihm geschah. Neben ihm saß seine Frau, eine attraktive Blondine, die bestimmt zwanzig Jahre jünger war als er. Unter den anderen Gästen an seinem Tisch war auch der Polizeichef der kalifornischen Metropole. Kein Stuhl war mehr frei. Davon ließ sich Cameron jedoch nicht abhalten. Mit einem strahlenden Lächeln begrüßte sie den Industriellen und seine Bekannten. Ein wunderschöner Tag für eine Party, finden Sie nicht auch? Das war ihrer Meinung nach ein guter Einstieg. Ein so milder Tag im Februar ist ungewöhnlich. Ihr Vater hat großes Glück gehabt, erwiderte Mrs Farr. Sogar Mutter Natur leistet dem guten alten Dad Gehorsam. Cameron schnappte sich einen freien Stuhl vom Nachbartisch und quetschte sich in die kleine Lücke neben Farr. Freundlich lächelnd fügte sie hinzu: Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich mich eine Minute zu Ihnen setze? Nun ... , begann Farr. Es war so nett von Ihnen, zu Daddys Party zu kommen, Mr Farr, fuhr Cameron schnell fort und ignorierte Farrs Versuch, zu protestieren. Ich weiß, dass Sie in letzter Zeit sehr beschäftigt waren. Sind Sie nicht gerade erst aus Washington zurückgekommen? Ja, vor ein paar Tagen. Das Wetter dort war sehr ungemütlich. Ich bin so froh, wieder hier zu sein, fügte Mrs Farr hinzu. In Washington hat es geschneit. Dann ist es bestimmt eine große Erleichterung, wieder zu Hause zu sein in mehr als einer Hinsicht. Ich nehme an, Ihre Reise war erfolgreich? Farr lächelte. Sein graues Haar mochte ihn vielleicht großväterlich erscheinen lassen, doch seine Augen waren hart, auch wenn er lächelte. Das war sie; trotzdem war ich froh, als ich Washington hinter mir lassen konnte. Bestimmt waren Sie in Anbetracht Ihrer Aussage vor dem Senat sehr nervös. Ich hatte nichts zu befürchten ... Da bist du ja, Cameron!, unterbrach ihn eine weibliche Stimme. Daddy hat mich geschickt. Ich soll dich holen. Cameron drehte sich um und sah ihre jüngste Schwester Jackie. Was kann er denn wollen? Die Unterbrechung passte ihr überhaupt nicht. Komm mit, dann wirst du es erfahren, erwiderte Jackie. Aber wir haben uns gerade so nett unterhalten ... Farr sprang auf. Auf keinen Fall wollen wir Sie aufhalten, Miss Hayes. Immerhin ist es der Geburtstag Ihres Vaters. Cameron zögerte, aber ihre Schwester zupfte sie am Arm. Er wartet. Als sie sich erhob, sagte Cameron zu Farr: Vielleicht können wir unser Gespräch später fortsetzen. Aber gern. Doch Farrs Blick konnte sie entnehmen, dass er eher damit rechnete, dass die Bucht von Los Angeles zufror, als dass er sich auf eine weitere Unterhaltung mit ihr eingelassen hätte. Als Cameron und ihre Schwester sich einige Schritte von Farrs Tisch entfernt hatten, blieb Cameron stehen. Was soll das eigentlich? Dad ist dort drüben. Sie deutete mit dem Kopf in die entgegengesetzte Richtung. Ein wenig verlegen antwortete Jackie: Er hat mich geschickt, um dich zu retten oder vielmehr den armen Mr Farr. Er hat mir aufgetragen, dir auszurichten, du sollest auf keinen Fall arbeiten. Wer sagt, dass ich arbeite? Ich habe mich doch nur ... Ich weiß, ein ,nettes Gespräch'. Ich tue nur, worum ich gebeten wurde, Cameron. Oh, kleine Jackie, wann wirst du endlich klug? Es ist sein Geburtstag. Kannst du dich denn nicht wenigstens heute an die Abmachungen halten? Nun, ich schätze, ich bin es ihm schuldig, wenigstens einen Tag lang die liebevolle Tochter zu spielen. Jackie lächelte. Mit ihren kaum zwanzig Jahren war sie ein nettes Kind, so hübsch und unschuldig, dass sie in dem lavendelfarbenen Traum aus Organza kein bisschen dumm aussah. Ihre schulterlangen braunen Locken waren mit lavendelfarbenen Spangen zu beiden Seiten ihres Kopfes festgesteckt. Sie war das Bild einer Collegestudentin mit weit aufgerissenen Augen, eifrig darauf bedacht zu gefallen, enthusiastisch und natürlich höchst naiv in Bezug auf ihre Zukunft. Die einzige Ähnlichkeit zwischen den beiden Schwestern bestand in den weit auseinanderstehenden Augen, die sie von ihrer Mutter geerbt hatten. Aber während Jackie braune Augen hatte, waren Camerons grün oder haselnussbraun oder dunkelbraun, je nach Kleidung, ihrer Umgebung, ihrer Stimmung. Doch Cameron war attraktiv, keine Frage. Ihr kastanienbraunes Haar umrahmte ein herzförmiges Gesicht und es hätte genauso weiblich und unschuldig wie Jackies wirken können, wenn Cameron sich nicht große Mühe gegeben hätte, diese Züge zu tarnen. Bei der Arbeit trug sie einfache Wollkostüme und stopfte ihre Haare unter einen einfachen, passenden Hut. Der heutige Tag war eine Ausnahme und in ihrem burgunderfarbenen Kleid aus Krepp mit dem abgesetzten Halsausschnitt und dem schmalen Rock zeigte sie, dass auch sie atemberaubend aussehen konnte. Aber ihr Aussehen war ihr nicht besonders wichtig. Sie wollte nichts weiter, als ihre journalistischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, und darum gönnte sie sich nur wenig Zeit für gesellschaftliche Vergnügungen. Die beiden Schwestern setzten sich erneut in Bewegung, aber schon bald stieß Jackie Cameron an und blieb stehen. Aufmerksam suchte sie die Menge ab. Ich frage mich, wo Blair steckt, bemerkte sie. Sag nur nicht, du willst auch ihr den Tag verderben, stöhnte Cameron. …