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Silvester 1904: Majestätisch thront das Luxushotel Hohenstein im sagenumwobenen Siebengebirge. Bekannt für seine rauschenden Feste, lädt es auch an diesem Abend zu einer glanzvollen Neujahrsfeier. Nur mit einem Gast hat Hotelier Maximilian Hohenstein nicht gerechnet: Konrad Alsberg, sein unehelicher Halbbruder, ist gekommen, um Anspruch auf die Hälfte des Hotels zu erheben. Doch noch ahnt niemand, dass dies nur der Auftakt eines dramatischen Jahres voller Geheimnisse und Intrigen sein wird?... Eine opulente Familiensaga für alle Fans von Downton Abbey
Anna Jonas wurde im Münsterland geboren, hat einen Teil ihrer Kindheit im hohen Norden verbracht und lebt seit ihren Studententagen in Bonn. Nach ihrem Germanistikstudium widmete sie sich dem Schreiben. Die DELIA-Preisträgerin reist gerne und liebt das Stöbern in Bibliotheken, wo sie für ihre Romane intensive Recherchen betreibt. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Rheinnähe.
Autorentext
Anna Jonas wurde im Münsterland geboren, hat einen Teil ihrer Kindheit im hohen Norden verbracht und lebt seit ihren Studententagen in Bonn. Nach ihrem Germanistikstudium widmete sie sich dem Schreiben. Die DELIA-Preisträgerin reist gerne und liebt das Stöbern in Bibliotheken, wo sie für ihre Romane intensive Recherchen betreibt. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Rheinnähe.
Leseprobe
1
»Ich habe es immer schon gesagt!«, rief Karl seinem Bruder zu, während er sich aufs Pferd schwang. »Zur Ehe sind wahrlich andere geschaffen als ich.«
In hellem Grau wölbte sich der Morgenhimmel über den Wäldern. Alexander sah zu Karl, der die Zügel der tänzelnden Stute kurz hielt, sie einen Moment lang gewähren ließ, ehe er sie unter seinen Willen zwang. Auf die Art verfuhr Karl auch mit Frauen, nur bei Julia wollte es ihm nicht gelingen.
»Du tust ihr weh«, sagte Alexander und ließ offen, ob er Julia meinte oder die Stute, die unter Karls Händen gehorsam den Hals wölbte.
Die beiden Männer lenkten ihre Pferde auf einen Weg, dessen Boden noch ganz aufgeweicht war. In den frühen Morgenstunden hatte es geschneit, und graue Wolkenschlieren kündigten an, dass die Unterbrechung nur von kurzer Dauer sein würde. Wagen und Pferdehufe hatten das Weiß auf den Zufahrtswegen bereits in grauen Matsch verwandelt.
»Wo war Julia gestern Abend?«, fragte Alexander.
»Sie war spazieren - bei dieser Kälte! Und noch dazu nur im Abendkleid. Wüsste ich es nicht besser, würde ich denken, sie sei nicht recht bei Verstand.«
»Sie wirkt niedergeschlagen. Vielleicht fehlt es ihr einfach an Beschäftigung. Warum machst du ihr nicht noch ein Kind?«
Karl hob die Schultern. »Sie hat doch schon zwei, und geändert haben sich die Dinge mitnichten. Im Gegenteil, nach Valeries Geburt war sie geradezu schwermütig. Diese Strategie ist also von zweifelhaftem Wert.«
Sie trieben die Pferde in einen scharfen Trab und fielen wenig später in Galopp. Schneematsch spritzte unter den trommelnden Hufen auf.
»Sie ist ein anderes Leben gewöhnt«, nahm Alexander das Thema wieder auf, als sie die Pferde zügelten.
Karl blickte einen Moment lang schweigend zu Boden, dann sah er seinen Bruder an. »Dann hätte ihr Vater es sich besser überlegen müssen, wem er sie zur Frau gibt.« Wobei er einräumen musste, dass er es schlechter hätte treffen können. Julia von Landau war schon immer ein hübsches Mädchen gewesen - mit dunklem Haar, graugrünen Augen und nicht zuletzt einer hinreißenden Figur. Ihr Widerspruch konnte einem durchaus lästig werden, aber im Großen und Ganzen überwogen die Vorteile. Was Julia anging, so hätte sie es ebenfalls schlechter treffen können. Aber auch besser, das konnte Karl ohne das geringste Zögern eingestehen, denn er hatte keineswegs den Ehrgeiz, ein tadelloser Ehemann zu sein.
Sie passierten den Burghof, und Karl überlegte für einen Moment, eine kurze Rast einzulegen, denn noch zog es ihn nicht heim. Er entschied sich dann jedoch dagegen und trieb sein Pferd wieder in den Trab. Die morgendlichen Momente vollkommener Freiheit waren zu rar, zu kostbar.
Nachdem sie fast eine Stunde durch den Wald geritten waren, verließen sie das dichte Unterholz, und der Weg wurde wieder breiter. Vor ihren Augen erhob sich ein weißes, säulenbestandenes Haus mit Giebeln, Erkern, Balkonen, Mansarden, kleinen Türmchen und einer großen Veranda. Hohe, filigran wirkende Fenster durchbrachen die Fassade. Ruhig lag es da und verriet nichts von der emsigen Geschäftigkeit, die bereits lange vor Morgengrauen eingesetzt hatte, während die Gäste noch in tiefem Schlaf lagen. Das Hotel Hohenstein - nahe genug am Rhein, um den Gästen eine Anreise ohne Beschwerlichkeiten zu ermöglichen, und doch weit genug abgelegen, um das Bedürfnis der erholungssuchenden Gäste nach Idylle und Abgeschiedenheit zu stillen.
Als sich die Brüder dem Haus näherten, bemerkte Karl einen Mann, der im Schatten einer Baumgruppe stand und zum Hotel sah. Er hatte - unabsichtlich oder nicht - einen Platz gewählt, der ihn vor neugierigen Blicken vom Haus her schützte, jedoch nicht so versteckt war, dass man ihn fragwürdiger Absichten verdächtigen konnte. Seine Kleidung wirkte weltmännisch-elegant, der Mantel war nach neuester Mode geschnitten, die Hosen ebenfalls. Der Mann hatte die Händ