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Die Renaissance der Raumdimension der Geschichte erfordert eine Neubewertung des Raummediums Karte im historischen Lernen. Der vorliegende Band behandelt erstmals sowohl Historische Karten als auch Geschichtskarten gemeinsam: Historische Karten werden als Quellen in Gattungen unterschieden, die zu interpretieren sind. Geschichtskarten werden als raumbezogene Darstellung historischer Ereignisse, Prozesse und Strukturen aus der Perspektive der Gegenwart verstanden, die Gegenstand einer Kritik sein müssen. Um der Kartengläubigkeit vieler Schülerinnen und Schülern entgegenzuwirken, ist ein Verständnis des komplexen Charakters kartographischer Modellbildung unerlässlich. Deshalb erschließt der Band die Grundlagen des multimodalen Zeichensystems von Karten und enthält zudem eine Fülle an Hinweisen zu methodischen Verfahren sowie unterrichtspraktische Vorschläge zu allen Epochen.
Autorentext
Dr. Vadim Oswalt, Professor für Didaktik der Geschichte an der Universität Gießen
Inhalt
I. Historische Karten Einführung: Historische Karten als unterschätzte Quellengruppe im Geschichtsunterricht 1. Die Karte als soziale Konstruktion Neue Ansätze zum Verständnis von Karten 1.1 Praktische Orientierungsfunktion: Hilfe bei Reisen zu Land und zur See 1.1.1 Karten für Reisen zu Land 1.1.2 Seekarten 1.2 Planungs-, Konstruktions- und Kontrollfunktion 1.2.1 Landesaufnahmen: Vermessen, Kartieren, Herrschen 1.2.2 Konstruktion: Karten als Teil von Nation-Building und Kolonisierung 1.2.3 Planung: Karten als Mittel militärischer Organisation 1.2.4 Kontrolle: Thematische Karten 1.3 Dokumentationsfunktion von Ereignissen (Kriege, Entdeckungsreisen) 1.3.1 Kriegskarten 1.4 Rechts- und Beweisfunktion 1.4.1 Augenscheinkarten 1.5 Legitimations- und Repräsentationsfunktion: Machterhalt und Herrschaftssicherung 1.5.1 Karten und Globen als Symbole der Macht 1.5.2 Präsentation der Stadt: Stadtpläne Stadtpanoramen 1.6 Manipulative Funktion: Karten als Mittel des politischen Kampfes (Propagandakarten) 1.7 Wissensspeicher und Weltbildkonstruktion 1.7.1 Weltkarten 1.8 Karten als Fantasien oder Utopien 2. Geschichte der Kartographie 2.1 Kartieren als kulturelle Universalie 2.2 Phasen der Geschichte der Kartographie? 2.3 Quellenlage und Quellenklassifikation? 2.4 Kartographiegeschichte als Technikgeschichte Die Vermessung der Welt und die Produktion von Karten 2.5 Geheimhaltung Gefälschte Karten Kartenspionage 3. Historische Karten in digitalen Medien 3.1 Interaktive Anwendungen mit historischen Karten: Die Ebstorfer Weltkarte im Internet 3.2 Georeferenzierung historischer Karten 4. Methodische Schritte der Interpretation historischer Karten Die Elemente der Kartensprache 4.1 Kartographische Modellbildung und die Interpretation von Karten 4.2 Raumbild und Kartendarstellung 4.2.1 Umzeichnung von Raumbildern 4.2.2 Raumbilder in Karten erschließen: Übungen gegen Kartengläubigkeit 4.3 Kartenzeichen: Indexalität und Symbolik 4.3.1 Generalisierung und Indexalität 4.3.2 Symbolik 4.3.3 Farbsymbolik Farbkonventionen 4.4 Intermediale Elemente: Die Parakarte 5. Unterrichtsmodelle 5.1 Karten als Quellen zu Weltbildern und Wissensordnungen 5.1.1 Curriculum Weltkarten 5.1.2 Arbeitsvorschläge zur Interpretation von Weltkarten im Geschichtsunterricht 5.1.3 Die Interpretation einer Weltkarte I: Die Ebstorfer Weltkarte 5.1.4 Interpretation einer Weltkarte II: The Imperial Federation Map of the World 5.1.5 Diachroner Weltkartenvergleich: Mittelalter und Frühe Neuzeit 5.1.6 Weltkarten im Kulturvergleich: Chinesische und europäische Weltkarten zur Zeit des europäischen Mittelalters 5.1.7 Die Europäisierung der Welt in Karten der Frühen Neuzeit 5.1.8 Countermapping Weltkarten als Ideologiekritik: Die Kontroverse um die Weltkarte von Arno Peters 5.2 Karten als Dokumente für Raumkonstruktionen und -transformationen 5.2.1 Arbeitsvorschläge zur Interpretation von Karten als Dokumente der Raumkonstruktionen und -transformationen 5.2.2 Ein Staat verschwindet von der Landkarte: Die polnischen Teilungen (1772 1793) und der Hitler-Stalin-Pakt (1939) 5.3 Karten als Dokumente politischer Ordnungen und sozialer Praxis 5.3.1 Der St. Galler Klosterplan als Idealplan eines Klosters, ca. 830 (77 x 112 cm) 5.3.2 Herrschaftsform und Baugestalt Stadtgrundrisse und -panoramen als Ausdruck der sozialen Ordnung 5.3.3 Herrschaftsform und Baugestalt: Topographien des Absolutismus 5.3.4 Augenscheinkarten als Quellen der Alltagsgeschichte 5.3.5 Die ideale Volksgemeinschaft in der Karte 5.4 Karten als Dokumentation eines Ereignisses 5.4.1 Die Weltgeschichte anhand einer Karte umschreiben Die Vinland-Karte als Fälschung? 5.4.2 Charles Joseph Minards meisterhafte Darstellung des Russlandfeldzugs Napoleons 1812 5.4.3 Zwei Karten zum Holocaust: Die Zeichnung Fritz Freudenheims und der Stahlecker-Bericht 5.5 Karten als Dokumente historischen Wandels oder historischer Prozesse 5.5.1 Topographische Karten als Quellen für den historischen Wandel von Räumen und Landschaften 5.5.2 Arbeitsvorschläge zur Interpretation von Karten als Dokumente historischen Wandels 5.5.3 Der Vergleich topographischer Kartenausschnitte: Das Beispiel Lübeck in drei Jahrhunderten 5.5.4 Der Wandel politischer Systeme im Stadtbild: Das Beispiel Berlin 5.6 Karten als Dokumente ideologischer Topographien und politischer Konflikte 5.6.1 Kampf der Karten Propagandakarten als Suggestivkarten interpretieren 5.6.2 Arbeitsvorschläge zur Interpretation von Propagandakarten 5.6.3 Karten als Mittel der Kriegspropaganda: Darf Belgien Englands Aufmarschgebiet werden? und La Guerre est l'Industrie Nationale de la Prusse 5.6.4 Multiperspektivische Betrachtung von Propagandakarten: Der Friedensvertrag von Versailles aus deutscher und französischer Sicht 5.6.5 Die kartographische Vorbereitung des Eroberungskriegs im Osten: Die Karte des deutschen Volks- und Kulturbodens 5.6.6 Propagandakarten im Kalten Krieg: West's Germany 5.6.7 Raumbilder als Teil des Bedrohungsszenarios im Kalten Krieg II. Geschichtskarten 1. Raum und Geschichtsbewusstsein 1.1 Raumvorstellungen und historisches Denken 1.1.1 Raum als basale Dimension historischen Denkens 1.1.2 Kognitive Karten und Vorurteilsbildung 1.2 Die Interpretation des historischen Raums 1.2.1 Der dimensional gegliederte Raum 1.2.2 Der sektoral gegliederte Raum 1.2.3 Der Naturraum als Bedingungs- und Gestaltungsraum menschlicher Existenz 1.2.4 Der historische Handlungs- und Geschehensraum 1.2.5 Der Mentalraum 1.3 Historischer Raum und Narrationen 2. Karten als Geschichtsdarstellung 2.1 Parallele kartographische versus lineare textuelle Darstellung 2.2 Systematisierungen von Geschichtskarten 2.2.1 Darstellungsmodi: Querschnitt und Längsschnitt 2.2.2 Komplexitätsgrade geschichtskartographischer Darstellung 3. Grundelemente geschichtskartographischer Darstellung 3.1 Die Grundkarte: chorographische Qualitäten einer Geschichtskarte 3.1.1 Topographische Informationen in Geschichtskarten 3.1.2 Ausschnitt 3.1.3 Zentrierung und Projektion 3.2 Signaturen Generalisierung durch thematische Repräsentanten 3.3 Die Grenzen der Kartensprache: Das Beispiel Grenzen und Territorien 3.3.1 Die niedrige Kontextualität der Kartenzeichen 3.3.2 Die trügerische Eindeutigkeit der Zeichen 3.3.3 Die diskrete Macht der Zeichen 3.4 Die Parakarte 3.5 Vom Zeichensystem zum Muster 4. Historische Aspekte zur Entwicklung von Geschichtskarten und Geschichtsatlanten 4.1 Von den Geschichtskarten in der Frühen Neuzeit zum universalgeschichtlichen Atlas des 19. Jahrhunderts 4.2 Geschichtskarten als Medium des Nationalismus 4.3 Nationalsozialismus: Geschichtskarten im Dienste der völkischen Ideologie 4.4 Aktuelle Geschichtsatlanten in Europa als Erben des 19. Jahrhunderts 4.4.1 Nationale Biografien im europäischen Vergleich 4.4.2 Vom universalgeschichtlichen zum globalgeschichtlichen Medium? 5. Interaktive und dynamische Karten Geschichtskarten in digitalen Medien 6. Ursprünglich saßen die Goten in Geschichtskarten in der geschichtsdidaktischen Diskussion 6.1 Die auto…
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