Ratgeber des Königs

Der Fürstenspiegel ist eine bedeutende und ausgesprochen beliebte Gattung spätmittelalterlicher Ratgeberliteratur. Im Vergleich zum kontinentalen Europa erlebt er seine Blütezeit in England relativ spät. Erst vom ausgehenden 14. Jahrhundert an finden sich Fürstenspiegel in der mittelenglischen Sprache. Da sie über Modelle herrscherlichen Handelns ein Herrscherideal vermitteln, richten sie sich zunächst an die politische und soziale Elite der Gesellschaft. Gleichwohl sind sie als ratgebende Literatur auch Bestandteil der allgemeinen politischen Kommunikation und der Verhandlungen des gesellschaftlichen Werte- und Normsystems. Die Studie untersucht ausgewählte mittelenglische Fürstenspiegel als Zeugnisse pragmatischer Schriftlichkeit und nimmt anhand der Betrachtung einzelner Aspekte wie der Ratgeberfunktion von Text und Autor, der Umsetzung des konstruierten Herrscherideals in konkretes politisches Handeln eine Neubewertung der Gattung vor.

Autorentext
Ulrike Graßnick ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Buchwissenschaft & Textforschung der Universität Münster.