

Beschreibung
Mitten in der Nacht wird Kriminalhauptkommissar Kirchenberg zum Schauplatz eines Mordes gerufen: eine junge Frau wurde missbraucht und erstochen. Da die Mitbewohnerin eine genaue Täterbeschreibung liefern kann, ist der Hauptverdächtige schnell gefunden. Aber d...Mitten in der Nacht wird Kriminalhauptkommissar Kirchenberg zum Schauplatz eines Mordes gerufen: eine junge Frau wurde missbraucht und erstochen. Da die Mitbewohnerin eine genaue Täterbeschreibung liefern kann, ist der Hauptverdächtige schnell gefunden. Aber der erfahrene Kirchenberg gibt sich mit allzu einfachen Erklärungen nicht zufrieden ...
So authentisch wie der Arbeitsalltag der Polizei wirkt auch die Figur des Konstantin Kirchenberg.
Autorentext
Norbert Horst war Kriminalhauptkommissar und hat in zahlreichen Mordkommissionen ermittelt, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Der Autor ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Kriminalromane wurden mit dem Friedrich-Glauser-Preis und dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet und standen monatelang auf der Krimibestenliste.
Leseprobe
DIENSTAG
23 Uhr 40
Schei.
Die Digitalanzeige blinkt. In irgendeiner Tasche msste doch noch was sein. Auf der Hand vorm Bildschirm glen nur Zehner und Fnfer. Grade jetzt, als die Schwarzhaarige ihren Slip abstreifen will. Dieser Wald von Schamhaaren. Hoffentlich schafft sie's noch, komm schon, aber sie lt sich Zeit. Fnf, vier, drei, zwo, eins, aus.
Hundertachtundzwanzig Erotik-Programme, bitte wen Sie. Aus dem Speaker tnt schlagartig Honey, Honey von Abba.
Vorsicht beim Treffnen, erst mal schauen. Im Vorraum geifert nur ein Greis vor den Programmken. Gut. Ein paar Schritte zum Ausgang, es riecht nach Domestos und Sperma. Durch den Spalt des Vorhangs spiegeln sich die Stranlaternen auf dem nassen Asphalt. Regen ist gut. Schnell durch und auf die Stra.
Wusste gar nicht, dass du jetzt bei der Sitte bist! Schmidt von den Einbrechern, grinst. Um diese Zeit. An diesem Ort.
Nur eine Nachfrage in einer eren Sache.
Mitten in der Nacht, mein Gott. Er grinst.
Richtung Bahnhof. Hoffentlich reicht's noch fr die letzte 709er. Schmidt zieht sich Zigaretten, bietet eine an, rauchen.
Wie lt es bei euch, viel zu tun? Er schultert seine Sporttasche, nimmt einen tiefen Zug.
Es geht so. Zum Glck hatten wir schon ler kein dickes Ding mehr. Muss auch nicht sein, jedenfalls nicht diese Woche. Ich habe Bereitschaft!
Mann, ich bin vielleicht kaputt, seit acht war ich im Studio. Er fasst sich ins Kreuz und verzieht das Gesicht.
Du mit deiner Knechterei.
Muss sein, Junge. Die Mls verlangen danach, h Er st mit dem Ellbogen. Die Uhr am Bahnhofsturm zeigt zehn vor zwlf.
Los komm, beeil dich!
Ich bin kaputt, Mann. Nehme ich halt ein Taxi.
Laufen. Der Bahnhofsvorplatz ist verlassen. Drei Penner grlen, zwei Bahnmenschen mit Aktentasche schlurfen nach Hause. Eine Kehrmaschine fegt die Rinnsteine.
Verpisst euch hier, Scheienner. Geht lieber arbeiten.
Die drei glotzen rber, einer gestikuliert und verschttet dabei kostbares Bier.
Mach keine Sprche, Schmidt. Lass die armen Schweine.
Ist doch wahr. erall nur Mll. Er tritt an eine Dose.
Du machst dich doch auch nicht kaputt, oder? Fast zwlf. 52 fuhr die letzte, die ist bestimmt schon weg.
Komm schon, wir nehmen ein Taxi, ist doch eine Richtung. Ich lass dich vorher raus.
Er setzt sich nach vorn.
Noch fnf Nte. Ich hasse Bereitschaft, gewhn ich mich nie dran. Das Handy berprfen, zum zehnten Mal. Die Stadt ist leer, kaum Autos heute. Der Taxifahrer ft schnell und hrt Blasmusik. Wie frher zu Hause. Ernst Mosch und die Original Egerler. Ein Schwachkopf singt: Kannst du Kndel kochen?
Eigentlich hab ich noch Kohldampf. Wei du noch 'ne gute Pommesbude? Schmidt dreht sich um. Bei mir um die Ecke ist ein Trke. Zum Trken?! Sener ist okay.
Ist der Laden auch sauber? Idiot. Das Taxi h, sechs Euro zwanzig. Schmidt zahlt. Er h die Tr auf, Sener putzt die Stehtische. Ah, Herr Kommissar, guten Abend. Sener, hallo. Gibt's bei dir noch was? In einem deutschen Gasthaus wird man niemals abgewiesen, er lacht breit. Ist doch erst zehn nach.
Schmidt studiert die Tafel ber der Theke. Was ist denn ein Adana-Kebab?
Rindfleisch mit Gemse. Rindfleisch ist gut, 'n paar Proteine einfahren. Er bestellt.
Sener ffnet die Tr zur Kche und ruft etwas Trkisches. Er bringt die Biere, murmelt was von lange unterwegs und schenkt ein.
Manche Ermittlungen sind halt nur nachts mglich, Schmidt mit Grinsen. Das Bier ist sehr kalt.
Die Schwarze war gut. Ein mder Euro fehlte, einer. Der Film war Nr. 47, glaub ich, ziemlich am Anfang. Vielleicht morgen noch mal. Aber war auch ganz gut so, hatte ja schon zwei Fnfer drin. Diese Haare, bis bern Slip. Die Schwingtr ffnet sich, das Adana-Kebab kommt. Mein Gott, wer ist das denn?
Schwarze Haare, armdicker Zopf. Der Haaransatz berhrt fast die Augenbrauen in der Schl, so tief ist er.
Wer bekommt es? Schmidt meldet sich.
Sie tr tatslich nichts unterm T-Shirt, ihre Brste antworten auf jede Bewegung. Sie stellt den Teller ab, sagt etwas und geht.
Ayse, meine Nichte, lelt Sener. Die Schwingtr baumelt nach.
Donnerwetter. Schmidt l sich die Gabel voll und nickt.
Hab ich ja noch nie bei dir gesehen, beilig gesagt. War auch noch nie bei mir, nur als Kind ein paar Mal. Und du bist der liebe Onkel? Ja! Er nickt stolz.
Die Schwingtr ffnet sich, sie tritt dazwischen und h die beiden Flgel fest.
Wenn nichts mehr ist, geh ich jetzt hoch. Sie kommt zum Tisch. Die zarten Haare auf ihrem Arm glen. Wie Seide. Schne He hat sie, nicht zu schlank, kein Schmuck.
Schlaf gut. Und danke. Sener streicht ihr bers Haar. Sie legt ihre Hand auf seine Schulter. Der Ausschnitt eines ihrer T-Shirt-mel ft auf. Ihre Achselhaare sind zu sehen. Unauffig zur Seite lehnen, kann trotzdem nicht ihre Brust sehen. Komm, dreh dich.
Gute Nacht. Sie dreht sich, zu schnell, lelt und geht.
Ein Zipfel vom T-Shirt ht hinten aus der schwarzen Jeans. Bestimmt sieht sie noch mal her. Lippen befeuchten, sanfter Blick hinter ihr her. Sie lst den Zopf, ffnet die Tr, verschwindet.
Schmidt sieht rber. Er kaut und nickt. Sie ist sehr gro, gror Schluck.
Ayse ist Halbtrkin. Ihre Mutter kam aus Indien. Unsere Familie ist mehr so wie ich. Sener klopft auf seinen Bauch, nimmt sein Handtuch und putzt weiter.
Er erzt Geschichten von seinen Kunden und schimpft ber die Baustelle gegenber. Nur die Arbeiter kommen mittags immer rber. Schmidt antwortet ewig mit vollem Mund. Furchtbar.
Ayse in der Tr. Schne He hat sie, ihre Finger sind sehr geschmeidig, keine lackierten Nl. Die Augenbrauen, der dunkle Nacken, die warmen Augen, sehr fraulich.
Schmidt ist fertig.
MITTWOCH
1 Uhr 12
Das Telefon klingelt.
01.12 Uhr auf der Digitalanzeige. Oh, Mann! Kirchenberg.
K-Wache, Zimmermann. Die Nacht ist zu Ende, Junge. Wir haben 'ne Leiche mit Lchern im Rcken. Na, prima! Wo denn?
Schillerstra, in der neuen Siedlung draun an der Sporthalle.
Okay, ich komme.
Eine Stunde geschlafen oder fnf Minuten? Kaffee trinke ich im Prdium. Anziehen, drei fel in die Tasche. Keinen Bock mehr, jetzt noch 'ne Kniffte zu schmiern, kauf ich 'n paar Brtchen.
Im Treppenhaus hallt jeder Schritt. Der alte Siele kommt nach Hause, schau an. Er lallt einen Gru hat mich wahrscheinlich gar nicht erkannt. Die Stadt sieht noch genauso aus wie vorhin, es regnet. Wo steht denn bloder Wagen?
Im Radio lt Black Velvet vom Alannah Miles, das muss lauter, danach Locomotive Breath von Tull. Stark. Zwischendurch nervt der Sprecher mit ziemlich den Scherzen.
Endlich gibt's mal reichlich Parkple hier.
Vor der Wache ziehen zwei Grne einen Besoffenen aus
dem VW-Bulli. Er ist gut gekleidet, Anzug, Krawatte, Trenchcoat, der Mantel ist vorne voll gekotzt. Selber gehen kann er nicht mehr, die beiden Beamten halten ihn an den Armen auf Abstand, aber er wehrt sich vehement und lallt was von in Ruhe lassen. Dafr ffnet er die Schwingtr zur Wache mit der Stirn.
In der Kriminalwache ist es ruhiger. Zimmermann blert in Fernschreiben, nebenan vernimmt jemand zwei Rumn mit Dolmetscher.
Morgen, ist schon jemand von der Mordkommission da? Zimmermann steht auf.
Atze ist schon oben, hallo erst mal. Ulla hab ich auch alarmiert.
Wei du…
Tief- preis
