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Da ... da ... da steht einer!! Hallo, Mama?! Da steht einfach ein fremder Kerl in unserem Flur!? Wie kann das sein? Das wollte ich meine Mutter fragen, aber ich bekam keinen Ton heraus. Oh, hallo! Du musst Dario sein!, begrüßte meine Mutter den Eindringling, den auch sie jetzt endlich entdeckt hatte, und lächelte ihn freundlich an. Das ist der Moment, als Paulina Dario, ihrem neuen Nachbarn, am 1. Dezember das erste Mal gegenübersteht. Gegensätzlicher könnten die beiden gar nicht sein. Schüchtern trifft auf freche Schnauze, Mauerblümchen trifft auf Macho. Paulina findet Dario einfach nur ätzend. Aber genau dann, wenn man es nicht möchte, geht einem zwischen Lichterketten und Plätzchenkrümeln jemand unter die Haut und partout nicht mehr aus dem Kopf ...
Autorentext
Nina Lealie, Jahrgang '95, entdeckte ihre Liebe zu Büchern noch bevor sie in die Schule kam. Schon ihr Leben lang sind sie ihre Begleiter, früher nur um ihre Nase darin stundenlang zu vergraben, doch heute auch, indem sie ihre eigene Fantasie aufs Papier bringt. Ihre Geschichten veröffentlicht sie bereits erfolgreich im Internet. Ihre über zwanzigtausend Follower lesen mit Begeisterung ihre Online-Romane, die nicht nur witzig, sondern auch wahnsinnig romantisch sind. Damit ihre Leserinnen und Leser auch in der Weihnachtszeit etwas zum Träumen haben, schrieb sie Weihnachten, Liebe und andere Katastrophen.
Leseprobe
Aus dem 1. Türchen Kotzbrocken & Tiger. Der erste Dezember. Advent und so. Weihnachten. Ich grummelte und verzog das Gesicht. Es gab keine Zeit im Jahr, die ich so sehr hasste wie die Weihnachtszeit. Diese geheuchelte Freundlichkeit, die Geschenke, die eh keiner haben wollte, und diese falsche Harmonie. Wenn ich nur daran dachte, wurde mir schlecht. Durch unser Küchenfenster beäugte ich missbilligend die Lichterkette, die unsere Nachbarn ungleichmäßig auf ihrer schiefen Tannenhecke drapiert hatten, während ich zwei Eier in eine Pfanne schlug und dann den Küchenschrank öffnete, um Ausschau nach meinen Cornflakes zu halten. Verdammt, wo waren die bloß? Auf einmal tauchte das Gesicht meiner Mutter vor dem Küchenfenster auf. Pauli, kannst du mir hier draußen schnell helfen, bitte?, klang es gedämpft durch die Scheibe, und sie fuchtelte mit den Händen wild vor ihrem Gesicht herum, um ihre Frage noch pantomimisch zu untermalen. Mama, hör auf, mich immer so zu nennen!, stöhnte ich genervt, obwohl sie mich nicht hören konnte, und machte mich auf den Weg zu ihr nach draußen. Im Vorbeigehen warf ich mir meinen Anorak über, schlüpfte in meine Ugg-Boots und wagte mich, mit der Kapuze bis zur Nasenspitze hinuntergezogen, hinaus in den Schneesturm. Bereits nach zwei Schritten hatten sich unzählige Schneeflocken in meinen langen, roten Haaren gesammelt, die ich wohl besser unter der Jacke versteckt hätte. Es war so bitterkalt! Das war wirklich ein krasser Winter, dieses Jahr. Schnee ohne Ende, egal wo man hinsah. Alles war weiß. Mit einem Blick auf den Parkplatz neben unserer Garage wusste ich, was mir wie jeden Morgen blühen würde. Mein kleines süßes Auto war komplett eingeschneit. Ich freute mich schon drauf, wenn ich es später erst einmal freikratzen durfte, um zur Schule zu fahren. Jippieh. Ich war so froh, dass ich alt genug für ein Auto war, halleluja. Kein Busfahren mehr, keine vorpubertierenden Unterstufler, die einem gewaltig auf die Nerven gingen. Mir reichte ja schon mein kleiner Bruder Nick, der mich oft genug auf die Palme brachte. Mit elf Jahren war er darin wirklich ein richtiger Profi. Wie sollte das nur werden, wenn er 15 oder 16 war? Daran wollte ich gar nicht denken. Ich lief vorsichtig nicht, dass ich mich noch auf die Nase legte! von der Haustür über den halbwegs freigeschaufelten Weg zu meiner Mutter hinter die Garage, wo sie Brennholz in einen großen, selbst geflochtenen Bastkorb stapelte und dabei angestrengt schnaufte, als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen. Sie sah nicht einmal auf, als ich neben ihr auftauchte, um ihr zu helfen. Kein Danke, nicht einmal eine klitzekleine Reaktion bekam ich. Man sollte meinen, inzwischen hätte ich mich daran gewöhnt, doch irgendwie war ich trotzdem jedes Mal wieder enttäuscht, wenn sie mich so ignorierte. Für einen Moment musterte ich meine Mutter von der Seite. Außer der Stupsnase und den Sommersprossen hatten wir optisch nicht viel Ähnlichkeit. Ihre dunkelbraunen Haare waren streichholzkurz geschnitten, während meine naturroten Haare bis hinunter zu meinem Bauchnabel reichten. Endlich sahen ihre hellbraunen Augen zu mir auf und trafen auf den Blick aus meinen grünbraunen. Es war, als würde sie etwas sagen wollen, doch nach einem kurzen Moment wandte sie sich wieder dem Korb zu. Das Holz kratzte an meinen Händen, während ich es schweigend übereinanderstapelte. Es war so kalt! Als der Korb endlich bis zum Rand gefüllt war, trugen wir ihn zurück zum Haus. Hast du schon gefrühstückt?, fragte meine Mutter mich durch die riesigen Schneeflocken hindurch und ich schüttelte zur Antwort mit dem Kopf. Lautstark klopfte ich meine Boots auf der Matte ab, stieß mit dem Ellbogen die Haustür auf, die ich extra nur angelehnt hatte, und betrat unser wunderbar warmes Haus mit ihr im Schlepptau. Nein, aber ich glaube, Nick hat schon wieder meine ganzen Cornfl Der Rest der Beschwerde über meine weggegessenen Schoko-Knusper-Flakes blieb mir im Hals stecken und meine Kinnlade klappte hinunter wenn sie nicht festgewachsen wäre, wäre sie mit Sicherheit auf den Boden geplumpst. Meine Mutter zog die Haustür hinter uns zu und hatte meine Schockstarre und den Grund dafür noch gar nicht bemerkt. Aber ich konnte mich ehrlich nicht mehr rühren, ich war einfach völlig überrumpelt. Da stand einer. Da stand einfach einer bei uns im Gang. Wie kam der denn hier rein? Ist das normal, dass man einfach in anderer Leute Häuser spaziert, wenn die Haustür für einen Moment nur angelehnt ist? Der Fremde stand da und grinste uns breit an. Beziehungsweise mich, weil meine Mutter sich ja immer noch nicht nach vorne gedreht hatte. Da ... da ... da steht einer! Hallo, Mama?! Da steht einfach ein fremder Kerl in unserem Gang!? Wie kann das sein? Das wollte ich meine Mutter fragen, aber ich bekam keinen Ton heraus. Oh, hallo! Du musst Dario sein!, begrüßte meine Mutter den Eindringling, den sie jetzt endlich entdeckt hatte, und lächelte ihn freundlich an. Zu mir war sie nie so freundlich! Als ich mich wieder gefangen hatte, zog ich nur eine Augenbraue hoch. Dabei musterte ich diesen Dario von oben bis unten. Okay, er sah gut aus. Verboten-verdammt-mega-unverschämt gut, um es auf den Punkt zu bringen. Schwarze Haare und unglaublich dunkle Augen, ein markantes Gesicht, eine ziemlich coole Frisur. Von seinem Körperbau konnte ich nicht viel erkennen, weil er ebenso wie wir eine dicke Winterjacke trug, aber ich würde mein geliebtes Auto darauf verwetten, dass er unter seinen ganzen Schichten von Klamotten durchtrainiert und außerdem ein ziemlicher Macho war. Sein Selbstbewusstsein tropfte ja schon förmlich auf Mamas selbst gewebten Teppichvorleger in unserem Flur.