



Beschreibung
Erziehungshilfen in Europa über Grenzen hinweg wie kann das gelingen? Die heterogene Rechtslage sowie die kulturellen Verschiedenheiten in Europa erfordern ein hohes Maß an gelingender Kooperation, um diese Hilfen erfolgreich zu steuern und durchzuführen. Ziel...Erziehungshilfen in Europa über Grenzen hinweg wie kann das gelingen? Die heterogene Rechtslage sowie die kulturellen Verschiedenheiten in Europa erfordern ein hohes Maß an gelingender Kooperation, um diese Hilfen erfolgreich zu steuern und durchzuführen. Ziel der vorliegenden Publikation ist es, eine aktuelle Bestandsaufnahme zum Arbeitsfeld individueller Hilfen zur Verfügung zu stellen.
Erziehungshilfen in Europa über Grenzen hinweg wie kann das gelingen? Das überwiegend in Deutschland entwickelte Arbeitsfeld grenzüberschreitender individueller Hilfen hat sich in den vergangenen 30 Jahren als ein facetten- und chancenreicher Ansatz etabliert. Die heterogene Rechtslage sowie die kulturellen Verschiedenheiten im herrlich bunten Europa erfordern allerdings ein hohes Maß an gelingender Kooperation, um diese Hilfen erfolgreich zu steuern und durchzuführen. Ziel der vorliegenden Publikation ist es, eine aktuelle Bestandsaufnahme zum Arbeitsfeld zur Verfügung zu stellen. Angesprochen und eingeladen werden sollen vor allem europäische Akteure in der Absicht, die zwischenzeitlich mitunter sehr festgefahrenen Dialoge neu zu beleben. Die Publikation wird von den beiden deutschen Dach- und Fachverbänden Bundesverband Individual- und Erlebnispädagogik e. V. (be) und Bundesarbeitsgemeinschaft Individualpädagogik e. V. (AIM) herausgegeben.
Autorentext
Jahrgang 1959, hat als Diplom-Sozialpädagoge Berufserfahrung in der Suchtkrankenhilfe und Jugendhilfe sowie im Allgemeinen Sozialdienst und in der Leitung von stationären Jugendhilfeeinrichtungen gesammelt. Seit 1996 arbeitet er als Systemischer Familientherapeut, Supervisor und Organisationsberater in freier Praxis. Er ist Gründer und Inhaber eines Trägers für Individualpädagogische Projekte; dort ist er seit 2002 als Geschäftsführer tätig. m.brendt@tacheles-jugendhilfe.de | ww.tacheles-jugendhilfe.de
Leseprobe
Liebe Leserinnen und Leser, Sie halten ein Buch in den Händen, das Sie mitnehmen möchte in die Welt eines durchaus besonderen Angebots im Rahmen erzieherischer Hilfen innerhalb von Europa: Wir laden Sie ein, die Welt individualpädagogischer Arbeit mit jungen Menschen jenseits heimatlicher Landesgrenzen zu erkunden. Dazu haben wir in diesem Buch eine Fülle von Beiträgen zusammengestellt, die geeignet sind, sich dem Sinn, den Möglichkeiten und den Chancen solcher Angebote zu nähern. Die Publikation ist in drei Teile gegliedert. Über die herausfordernde Arbeit, die Betreuer:innen gemeinsam mit den jungen Menschen in den Projektstellen leisten, erzählen die teils sehr berührenden individuellen Passagen im ersten Teil dieses Bandes. Sie erhellen den Mikrokosmos individualpädagogischer Hilfen und wollen näherbringen, was individualpädagogische Arbeit in der Praxis bedeutet und wie sie von den beteiligten Menschen erlebt wird. Jede einzelne Hilfe können wir uns in diesem Kontext vorstellen wie ein Zimmer in einem Design-Hotel: Es gibt ein gemeinsames Dach, aber kein Raum gleicht einem anderen, weil jeder Raum auf den individuellen Hilfebedarf des betreuten jungen Menschen zugeschnitten und ausgestattet sein muss. Gehen wir in diesem Haus auf Entdeckungsreise, können wir Geschichten lesen, die Mut machen und Zuversicht schenken. Wir können Zimmer aufsuchen, in denen wir Zeuge von Entwicklungen werden, die zuvor kaum vorstellbar waren. All diese Räume und die damit verbundenen Geschichten gehören Menschen. Menschen, die ausgehalten, unterstützt und mitgewirkt haben, wenn Biografien junger Menschen (unwiderruflich) zu scheitern drohen. Unser besonderer Dank gilt all jenen, die den Mut hatten, uns die Beschreibung ihres persönlichen Raumes in diesem Buch zur Verfügung zu stellen. Der zweite Teil informiert über Rahmenbedingungen und Aspekte, die neben der direkten Arbeit mit den jungen Menschen in einer Projektstelle als notwendiges Gerüst und gemeinsames Dach für gelingende Hilfeprozesse zu sehen sind. Wir verstehen diesen Rahmen als eine Art Makrokosmos: Unsere Autor:innen informieren und sie positionieren sich. Sie nehmen Stellung zu politischen wie fachlichen Themen, etwa zu Beschulungsmöglichkeiten bei Auslandsaufenthalten, zur Qualifizierung pädagogischer Fachkräfte, zur Wirksamkeit von Hilfen zur Erziehung fernab der Heimat oder zur europäischen Dimension pädagogischer Interventionen und Angebote. Im dritten Teil schließlich stellen wir ein juristisches Gutachten zur Verfügung, mit dem der Bundesverband Individual- und Erlebnispädagogik e. V. Prof. Dr. Dr. Reinhard Wiesner im Jahr 2019 beauftragt hat. Wiesner leitete bis 2010 das Referat 511 für Rechtsfragen der Jugendhilfe im deutschen Bundesfamilienministerium BMFSFJ. Als Referatsleiter war er dort in seiner aktiven Zeit im Jahr 1991 u. A. federführend für die Reform des deutschen Jugendhilferechts zuständig, in dessen Kontext erstmalig individuelle Einzelfallhilfen im In- und Ausland einen gesetzlichen Rahmen und damit auch Legitimation erhielten. Das Gutachten beleuchtet vor allem das komplizierte Verhältnis zwischen den juristischen Grundlagen des deutschen Jugendhilfesystems und der europäischen Verordnung Brüssel IIa. Diese regelt den Zugang für Hilfen zur Erziehung im europäischen Rahmen durch einen Erlaubnisvorbehalt des Aufnahmelands. Das Gutachten entstand als Teil einer umfassend angelegten Interventionsstrategie des Bundesverband Individual- und Erlebnispädagogik zum Reformprozess des SGB VIII, welcher unter der Bezeichnung Kinder- und Jugendstärkungsgesetz KJSG im Juni 2021 abgeschlossen wurde. Unter dem Titel Masterplan Damit Individualpädagogik bleibt hat sich der be zuvor über einen Zeitraum von zwei Jahren intensiv und gezielt in die fachlichen und politischen Debatten in Deutschland eingebracht und für den Erhalt der Hilfeform stark gemacht. Die vorliegende Publikation will nun diese Debatten vor allem auf internationaler Ebene bereichern. Sie will ermuntern und einladen zum gegenseitigen Verstehen, zum Dialog und zu fruchtbarer Auseinandersetzung in einem vor allem politisch kontrovers diskutierten Feld: Die Hilfeform war und ist trotz ihrer großen Erfolge immer wieder umstritten. Reißerische Geschichten, die Individualpädagogik mit Urlaub unter Palmen vergleichen, begünstigen Neid und Unverständnis. Aber auch Skandale und dramatische Ereignisse schaffen immer wieder auf polemische Art und Weise den Weg in die Öffentlichkeit und sorgen für Aufsehen, Unverständnis, Empörung. Wäre es nicht hinlänglich wissenschaftlich belegt, wie hochwirksam und effektiv diese Hilfeform ist, wäre sie in Deutschland längst abgeschafft. So aber hat diese Betreuungsform schon eine ganze Reihe von Gesetzesnovellierungen überstanden und wird nach wie vor wirkungsvoll und erfolgreich praktiziert. Gleichwohl ist dieses Buch auch geschrieben für Menschen, für die der individualpädagogische Kosmos grenzüberschreitender Hilfen zur Erziehung noch weitgehend unbekannt ist. Wir haben darauf geachtet, dass die Sprache in dieser Publikation auch Menschen erreicht, die nicht täglich mit diesem Arbeitsfeld in Berührung kommen. Sollte uns das an der einen oder anderen Stelle nicht gelungen sein, nehmen Sie bitte gern Kontakt zu den Autor:innen oder Herausgebern auf. Wir beantworten Ihre Fragen gern und stehen Ihnen persönlich, aber auch im größeren Kontext, z. B. im Rahmen einer Veranstaltung, zur Verfügung. Wir wollen in dieser Publikation Fakten analysieren, aber auch die nächsten Schritte entdecken und entwickeln. Wir wollen dazu beitragen, dass die Interaktion und Kooperation in Europa noch agiler und effektiver von statten geht und alle Vorteile dieses wertvollen Lebensraums genutzt werden! Wir wollen erzählen, wie großartig es trotz mancher Stolpersteine bislang gelungen ist, junge Menschen grenzüberschreitend in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Denn Europa das sind wir. Das sind Viele. Wir haben Raum und so viele verschiedene Orte, Bedingungen, Möglichkeiten für Jede:n von uns. Und die letzten Jahrzehnte haben es gezeigt: Wir können in unser…
