O Wildnis!

Der 17jährige Richard Miller ist ein rebellischer Romantiker, der, um sich von seinen patriotischen Angehörigen abzugrenzen - man feiert den 4. Juli -, für größere persönliche Freiheit plädiert, an das Gute im Menschen glaubt und seiner jungen Freundin offenherzige Gedichte widmet.
Der strenge Vater des Mädchens entdeckt diese Gedichte, verbietet ihr den Umgang mit Richard, was diesen veranlasst, trotzig in eine anrüchige Bar zu gehen, um es aller Welt zu »zeigen« und um seinen Weltschmerz loszuwerden.
Seine Unschuld bewahrt ihn jedoch davor, auf verführerische Angebote einzugehen; er kommt mit einem Kater davon, und auch Muriel setzt sich gegen ihren Vater durch, so dass einem Happy-End nichts mehr im Wege steht. O Wildnis!, entstanden 1932, ist Eugene O'Neills einzige Komödie und zugleich sein populärstes Theaterstück.

Autorentext
Am 16. Oktober 1888 kam Eugene O'Neill als Sohn eines Schauspielerehepaares in New York zur Welt. In das Theater so hineingeboren. begann Eugene O'Neill jedoch erst nach einer längeren Zeit der Suche zu schreiben. Er arbeitete u. a. als Sekretär in einem New Yorker Versandhaus, als Goldgräber und als Matrose. Nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch 1912 verbrachte er sechs Monate in einem Sanatorium. Diese unfreiwillige Ruhepause erweckte in ihm den Drang zum Schreiben. 1913 entstand sein erstes Stück The Web. Zu einem ersten Erfolg wurde sein Einakter Unterm karibischen Mond (1918), dem die berühmten Stücke Jenseits vom Horizonte Trauer muß Elektra tragen, 0 Wildnis!, Fast ein Poet, Der Eismann kommt, Eines langen Tages Reise in die Nacht und viele mehr folgten. Mit mehr als vierzig Stücken zählt Eugene O'Neill, der 1936 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, nicht nur zu den angesehensten, sondern auch erfolgreichsten amerikanischen Dramatikern. Eugene O'Neill starb am 27. November 1953 in Cape Cod.

Leseprobe

**Erster Akt

1. Szene Das Wohnzimmer der Millers in einer größeren Kleinstadt in Connecticut - gegen 7 Uhr 30 am Morgen des 4. Juli 1906.
   Das Zimmer ist ziemlich groß und wirkt im Licht der Morgensonne gemütlich und heiter; es ist eingerichtet im peniblen, billig-geschmacklosen Stil der damaligen Zeit. Unter den beiden Fenstern links steht an der Wand ein Sofa mit Seiden- und Satinkissen. Den Rest der linken Wand hinter dem Sofa nimmt ein Bücherschrank mit Glasscheiben ein; darin stehen ein paar billige Gesamtausgaben. An der Rückwand links eine doppelte Schiebetür mit Portieren, die in ein fensterloses dunkles Durchgangszimmer führt. Rechts von dieser Schiebetür steht ein kleines offenes Bücherregal, das vollgestopft ist mit Jungen- und Mädchenbüchern und den Bestsellern vieler Jahre - Bücher, die die Familie wirklich gelesen hat. Rechts von dem Regal die gleiche doppelte Schiebetür mit Portieren wie links; sie führt zu einem hellen Empfangszimmer. Hinten an der rechten Wand führt eine Tür mit Fliegengitter auf eine Veranda. Weiter vorn an dieser Wand sind zwei Fenster, zwischen denen ein Schreibtisch und ein Stuhl stehen. In der Mitte links steht ein großer runder Tisch und darauf eine Leselampe mit grünem Schirm, die mit einer Verbindungsschnur an einer der fünf Lampenfassungen des darüber hängenden Kronleuchters angeschlossen ist. Um den Tisch stehen vier Stühle - je ein Schaukelstuhl links und rechts hinter dem Tisch und je ein Sessel rechts und links davor. Ein einfacher, unauffälliger Teppich bedeckt fast den ganzen Fußboden. Rechts in der Mitte steht ein Sessel, vorn rechts ein Schaukelstuhl. Die Tapeten an den Wänden sind weiß mit einem lustigen, häßlichen blauen Muster. Man hört Stimmen aus dem hinter dem Durchgangszimmer liegenden E&szlig