

Beschreibung
Ein Stück Weltliteratur - und seine verborgene Wahrheit Jeder kennt und liebt Alice im Wunderland - Alice über alles ist der realistisch und zugleich anmutig erzählte, freilich auch kompromittierende Roman über die Beziehung des Autors Lewis Carroll zu seinen ...Ein Stück Weltliteratur - und seine verborgene Wahrheit Jeder kennt und liebt Alice im Wunderland - Alice über alles ist der realistisch und zugleich anmutig erzählte, freilich auch kompromittierende Roman über die Beziehung des Autors Lewis Carroll zu seinen Kinderfreundinnen - und was das Leben aus ihnen machte. Im Herbst des Jahres 1932 verlieh die Columbia-Universität in New York in feierlichem Zeremoniell der achtzig-jährigen Alice Liddell die Würde einer Ehrendoktorin für ihre Verdienste um die Literatur, die sie als kleine Anregerin der genial-absurden Märchen von Lewis Carroll sich erworben hatte. Nein, David R. Slavitt, Lyriker, Romancier und Übersetzer, hat diese Szene samt ihrer Komik nicht erfunden. Sie ist historisch verbürgt. Der Dr. h. c. für die würdige Greisin galt natürlich nicht nur dem Charme eines Kindes, das die Phantasie des schüchtern-stotternden Universitätsdozenten beflügelte, sondern dem Kauz selber, der in kurioser.
'Verborgene Wahrheit - Die Geschichte der wahren Alice führt nicht ins Wunderland.' Focus
Autorentext
David R. Slavitt, 1935 in White Plains, New York geboren, bewies in seinem poetischen, erzählerischen und essayistischen Werk, daß er in der Welt der Antike genauso zu Hause ist wie in der von William Shakespeare oder der Moderne. Wie viele amerikanische Schriftsteller hat er lange Jahre an großen Universitäten gelehrt.
Klappentext
Ein Stà ck Weltliteratur - und seine verborgene Wahrheit Jeder kennt und liebt Alice im Wunderland ' Alice à ber alles ist der realistisch und zugleich anmutig erzà hlte, freilich auch kompromittierende Roman à ber die Beziehung des Autors Lewis Carroll zu seinen Kinderfreundinnen - und was das Leben aus ihnen machte.  Im Herbst des Jahres 1932 verlieh die Columbia-Università t in New York in feierlichem Zeremoniell der achtzig-jà hrigen Alice Liddell die Wà rde einer Ehrendoktorin fà r ihre Verdienste um die Literatur, die sie als kleine Anregerin der genial-absurden Mà rchen von Lewis Carroll sich erworben hatte. Nein, David R. Slavitt, Lyriker, Romancier und Ãbersetzer, hat diese Szene samt ihrer Komik nicht erfunden. Sie ist historisch verbà rgt. Der Dr. h.c. fà r die wà rdige Greisin galt natà rlich nicht nur dem Charme eines Kindes, das die Phantasie des schà chtern-stotternden Università tsdozenten beflà gelte, sondern dem Kauz selber, der in kurioser Mischung Mathematik, klassische Literatur und Theologie am Christ College in Oxford lehrte. Lewis Carroll war, kein Zweifel, vernarrt in kleine Mà dchen, denen auch seine zweite Passion galt: die Photographie. Die akademische Auszeichnung zwang die alte Alice, sich der Wahrheit jener fragwà rdigen Liebe des so viel à lteren Gelehrten zu ihr und zu ihren Nachfolgerinnen zu öffnen: ein Â"unkorrektes SujetÂ", auch und erst recht in einer Epoche, in der Â"LolitaÂ" zum literarischen Symbol oder die Bilder von Balthus zu Symbolwerken wurden. Die ironische Erzà hlkunst und der diskret-indiskrete Stil des Romans lösen die Spannung zwischen dem Tabu und der Realità t von jeder Scheinheiligkeit.
Leseprobe
"1932
Alice ist sich der vielen Blicke wohl bewusst. Die Menge schaut auf sie wie auf eine Reliquie. Man glotzt sie genau so herzlos und neugierig an wie irgendwelche Knochen eines Heiligen in einem prächtigen, edelsteinbesetzten, doch angelaufenen Silberkästchen. Sie ist die heilige Alice, die Schutzheilige der Kindheit, die Spielgefährtin, die jeder von ihnen gern gehabt hätte. Und sie weiß ihre Rolle gut zu spielen. Sie versteht es, sich huldvoll, doch nicht allzu majestätisch zu geben - besonders hier in Amerika, wo ein britischer Akzent leicht einschüchternd wirkt. Verhält sie sich liebenswürdig genug, kann ihr die englische Herkunft nützlich sein; sie erinnert daran, dass sie aus einer Zeit lange vor der Jahrhundertwende kommt undüberdies von weither übers Meer. Amerikaner vergöttern Entfernung - vielleicht, weil sie so viel davon haben. Dennoch - jede Rolle ist auch anstrengend. Sie ist ja keineReliquie, kann nicht Heiligkeit und Güte verströmen, kann auch nicht Krankheiten durch bloßes Handauflegen heilen. Sterblich und ach, nur allzu menschlich, muss sie sich bescheideneren und dringlicheren Aufgaben des Lebens widmen. Sie muss ihrer Schwester Rhoda die Wertschätzung zeigen, die sie zu verdienen glaubt. Weit schwieriger aber die Aufgabe, mit Caryl, ihrem Sohn, fertig zu werden. Rhoda und Caryl haben sie nach New York begleitet, um auf sie aufzupassen, aber nun verwendet Alice den größten Teil ihrer Zeit und Energie darauf, die beiden zu behüten und zu umsorgen, besonders Caryl. Zum einen trinkt er hier wieder mehr als in England, alshätte die Prohibition ihn noch durstiger gemacht. Und auch in nüchternem Zustand verfällt sein Verhalten in eine Art von Ergebenheit, die immer mehr der ihrer öffentlichen Verehrer gleicht - was ihr zuwider ist. Caryl, ihr jüngster, problematischerund einzig verbliebener Sohn, ist finanziell von ihr abhängig, was zu bedauern, aber nicht unbedingt eine Schande ist. Sie hat versucht, ihm klarzumachen, dass die Welt noch nicht so verkommen ist, dass der Wert eines Mannes ausschließlich an der Fähigkeit, Geld zu machen, gemessen wird. Dennoch ist die Reise nach New York auch eine Folge der finanziellen Klemme, in der Caryl sich befindet; sie ist der Versuch, ihm eine gewisse Sicherheit zu verschaffen, die er ganz dringend braucht, aber selber nicht zustande bringt. Es stimmt schon, die Familie seiner Frau hat Geld, aber was diese Leute damit machen und wie sie es anlegen, darauf hat Alice weder Einfluss, noch interessiert es sie. Sie kann nur entscheiden, was mit ihrem eigenen Geld geschehen soll und darauf bauen, dass Rhoda ihrem einzigen Neffen das Haus in Hoseyrigge hinterlassen wird. Wem sollte sie es auch sonst vermachen'Abgesehen von dem Geldproblem und der Sorge um Caryls Zukunft genießt Alice mit einem Teil ihres Wesens solche akademischen Feiern und deren Rituale, die so förmlich wie vertraut sind. Aus gebührender Distanz ist sogar das Glotzen der Menge nicht ganz unerträglich. Es ist wie bei einer Krönung oder einer Hochzeit, und Alice kann immer noch ihre fahl gewordenen blauen Augen schließen und sich vorstellen, wieder eine junge Frau zu sein, eine Braut, oder sogar ein kleines Mädchen. Ärgerlich nur, dass Caryl sich nicht vorstellen mag, dass ihr das vielleicht sogar Spaß machen könnte. Er ist zu sehr in seinem eigenen Elend befangen und genießt seine Schulden und seine Schuld. Das ist so bei ihm. Er fühlt sich schuldig, nicht auch im Krieg gefallen zu sein wie seine beiden Brüder. So ist ihm jede andere Schuld nur recht, ja sogar willkommen, die sich der seinen beimischt wie ein weitere s Gift in diesen abscheulichen Cocktails, die er trinkt...."
Tief- preis
