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1938: Von seiner letzten Seereise bringt Kapitän Konrad Ockenfels aus Venedig zwei Gemälde des Künstlers Bragolin mit. Nichts ahnend, dass es Dinge gibt, die man nicht malen darf 2008: Auf der Flucht aus einer unglücklichen Ehe tritt Hannah Abel eine Stelle bei der wohlhabenden Familie Ockenfels in Remagen an. Sie ist sehr beeindruckt von der alten Rhein-Villa, doch hat sie Schwierigkeiten mit Helene Ockenfels. Die alte Dame glaubt, Hannah sei Teil einer Verschwörung und wolle sie bestehlen. Hannah gibt nicht auf und kann schließlich ihr Vertrauen gewinnen. Bald erzählt Helene ihr von ihrer Ehe mit Konrad Ockenfels, der scheinbar getrieben von Dämonen versucht habe, sie umzubringen. Doch alle Hinweise aus früheren Zeiten, die Hannah in der Villa findet, erzählen eine andere Geschichte. Leidet Frau Ockenfels an beginnender Demenz oder verbirgt sich mehr dahinter? Als das verstörende Gemälde eines weinenden Kindes auftaucht, häufen sich ungewöhnliche Vorfälle und Hannah beginnt, um ihr Leben zu fürchten
Autorentext
Danise Juno wurde 1974 in Bonn geboren. 1990 absolvierte sie eine Ausbildung zur Glasveredlerin und legte ihr Fachabitur für Gestaltung und Design ab. 1994 ließ sie sich zur Technischen Zeichnerin ausbilden. Sie arbeitete viele Jahre in der IT eines internationalen Großkonzerns als CAD-Anwenderbetreuerin, verfasste in diesem Zuge diverse Schulungsunterlagen und Bedienungsanleitungen in Deutsch und Englisch und führte Mitarbeiterschulungen durch. Heute lebt sie im Münsterland. 2009 gewann sie eine Veröffentlichung ihrer Kurzgeschichte "Der Partylöwe" (ISBN 978-3-8316-1362-5). Ihr erster Roman "Herbstlilie. Limbergens vergessene Kinder" erschien 2015 im acabus Verlag. 2016 folgte der Thriller "Death Cache. Tödliche Koordinaten" ebenfalls im acabus Verlag.
Leseprobe
Leseprobe aus Kapitel 10 [] Meine Hand senkte sich auf den Türgriff, ich trat ein und sah mich um. Helene saß am Sekretär und schob gerade einige Schriftstücke zur Seite. Ohne mich anzusehen, sagte sie: »Nehmen Sie den Fraß da weg. Was denken Sie sich eigentlich? Sie wissen, dass ich Blumenkohl hasse wie die Pest.« Wortlos ging ich zu einem kleinen Beistelltisch und nahm das Silbertablett auf. Sie hatte ihre Mahlzeit kaum angerührt. Genau so, wie Ilona es prophezeit hatte. Allerdings schien es sich heute um einen guten Tag zu handeln, trotz des verhassten Kohls. Sie hatte lediglich ihre Serviette mitten in die Sauce getunkt und das Besteck so darauf drapiert, dass sie sich ordentlich vollgesogen hatte. Bevor ich den Raum verließ, wandte ich mich in ihre Richtung und fragte: »Kann ich noch irgendetwas für Sie tun?« Helene Ockenfels drehte sich behäbig auf ihrem Stuhl herum und starrte mich an. Die Überraschung stand ihr buchstäblich ins Gesicht geschrieben. »Ach so. Sie sind das, Fräulein Abel«, sagte sie. »Für den Kohl kann ich nichts«, sagte ich schlicht. Helene schnaubte. »Dann richten Sie der miesepetrigen Beck aus, sie soll das in Zukunft lassen.« »Mach ich.« Helene lachte auf. »Darauf wette ich«, ätzte sie. »Und?«, fragte sie und legte grinsend den Kopf schräg. »Wo ist mein Tee?« Kopfschüttelnd sah ich sie an. Leichter Ärger begann in mir aufzukeimen, dennoch brachte ich keinen Ton heraus. »Hat es Ihnen wieder einmal die Sprache verschlagen, Kind?« »Sie sind so «, ich seufzte. »Na?« »Nichts. Ich bringe dann das Tablett runter«, sagte ich nur und wandte mich ab. »Mo-ment«, sagte sie gedehnt. Langsam drehte ich mich zu ihr um. Bisher hatte ich mich ganz gut geschlagen, aber ihr Blick ging mir durch und durch. Meine Hände wurden feucht und ich rief mich still zur Ordnung. Du schaffst das. Hannah, du schaffst das. »Stellen Sie das Tablett weg«, sagte sie im Befehlston. Ich runzelte die Stirn. Dann tat ich, wie mir geheißen. »Kommen Sie her.« Ich stand wie angewurzelt. Was wollte sie von mir? »Nun kommen Sie schon her«, wiederholte sie, hob die Hand und winkte mich mit dem Zeigefinger zu sich heran. Zögernd trat ich näher. Sie sah mir tief in die Augen und schien darin etwas zu suchen, dann streckte sie die Hände aus und umschloss mit ihren kühlen Fingern meine Handgelenke. Leicht nur, und doch drängend. Schließlich wisperte sie: »Wenn Sie sich vor mir fürchten, Kind, dann sind Sie hier falsch. Dieses Haus ist nichts für Feiglinge.« Mir sträubten sich die Nackenhaare. Ich entriss ihr meine Hände, trat wenige Schritte zurück und starrte sie an. War das ein neuer Versuch, mich zu vertreiben? Ganz sicher. Ihr Verhalten machte mir Angst. Und genau das wollte sie. Pure Absicht. Ich zögerte nicht länger, raffte so eilig das Tablett vom Tisch, dass das Geschirr darauf klirrte und floh aus dem Zimmer. Mit dem Fuß angelnd gab ich der Tür Schwung, sodass sie hinter mir klappernd ins Schloss fiel. Kaum hatte ich den Raum verlassen, lehnte ich mich, immer noch mit dem Tablett in den Händen, rücklings an die Wand, schloss die Augen und zwang mich, tief durchzuatmen. Helene Ockenfels ist abgrundtief böse, dachte ich. Es braucht keinen Dennis, um mich zu quälen. Diese alte Frau erreicht das durch reine Manipulation. Ich schaffe das nicht. Ich habe gegen sie überhaupt keine Chance. Verzweiflung breitete sich in mir aus. Nicht die geringste Chance. Dieser letzte Gedanke begann in mir zu kreisen. Er hallte noch in mir nach, als ich zur Küche hinunterging. Auch noch, als ich das schmutzige Geschirr in die Maschine geräumt hatte. Selbst, als ich kurz darauf Ilona Wilms im Salon vor dem Kamin stehen sah, hatte ich ihn immer noch nicht verscheucht, bis mich ein winziges Detail an der Szenerie ablenkte. Auf dem Kaminsims sah ich eine geöffnete Whiskyflasche, der goldene Deckel lag daneben. Eine teure Sorte, wie ich mit einem Blick erkannte. Frau Wilms starrte in die Flammen, in der linken Hand ein dickwandiges Glas. Sie nahm einen Schluck. Sie musste mich gehört haben, denn als ich wenige Schritte nähertrat, wandte sie sich zu mir um. »Hannah«, sagte sie mit kratziger Stimme. Erschrocken erkannte ich, dass sie geweint hatte. Ihre Augen waren gerötet und eine Sorgenfalte furchte ihre Stirn. »Was ist passiert, Frau Wilms?«, fragte ich. Ein leises Seufzen schlüpfte über ihre Lippen. »Familie«, sagte sie nur. Sinnierend sah sie in ihr Glas. »Du warst oben bei Helene?«, fragte sie schließlich. Ich nickte. »Ich habe gar nichts gehört «, setzte sie an und stellte das Glas auf das Sims. »Oh, sie hat mich bedroht, aber das Geschirr ist noch heil«, gab ich zur Antwort und augenblicklich wurde mir die Absurdität dieses Wortwechsels bewusst. Eine alte Dame terrorisiert das Haus und alle Anwesenden schleichen um sie herum in der Hoffnung, dass sie einen guten Tag hat. »Was war es diesmal?«, fragte Ilona resigniert. Freimütig gab ich den Wortlaut wieder. »Hast du Angst vor ihr?«, fühlte sie mir auf den Zahn. Diese direkte Frage überraschte mich. Spontan hätte ich einfach Ja gesagt, doch ich zögerte und genau dieser Umstand zwang mich dazu, mich wirklich mit dieser Frage auseinanderzusetzen. Habe ich tatsächlich Angst vor ihr? »Ich sage es nur ungern, Hannah, aber wenn du Angst vor ihr hast, wird sie dir auf der Nase herumtanzen. In dieser Beziehung ist sie wie ein starrsinniges Kind.« Der kreisende Gedanke kam mir erneut in den Sinn. Nicht die geringste Chance. Er erweiterte sich um: Von einer alten Dame in die Flucht geschlagen. Da ich nicht antwortete, sagte Ilona: »Stell dich dieser Frage und entscheide dich bitte, ob du dich ihr gewachsen fühlst. Meine Umstände haben sich geändert und ich muss am Montag abreisen.« »Familie«, sagte ich und verstand. []