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Die Insel der Vielfalt: Den einen bedeutet sie Golfen bis zur Platzreife oder Radfahren auf waldreichen Serpentinen, den anderen All-inclusive-Ferien in Cala Ratjada. Bergwanderer klettern im Tramuntanagebirge, Strandurlauber finden malerische Buchten, Faulenzer die Ruhe auf einer Finca oder im Agroturismo-Hotel. Kulturliebhaber pilgern zur Kathedrale in Palma und nach Valdemossa, Tapasfans kommen in den Bars der Metropole auf ihre Kosten: Die Perle der Balearen verwöhnt. Bis Sie Ihr Auto ummelden möchten, Telefon beantragen oder sich auf die Suche nach magenverträglichem Essen begeben. Der Autor, seit zehn Jahren hier zu Hause, verrät, wie Sie der Bürokratie Herr werden, wie wichtig Fiesta und Siesta sind und wie Sie sich trotz Mallorqui verständlich machen.
Wolfram Bickerich, geboren 1942, Studium der Politik und Germanistik, ab 1968 Journalist bei der dpa, von 1974 an beim 'Spiegel', zeitweise als Ressortleiter. Verfasser mehrerer Biografien, u.a. über Helmut Kohl und Franz Josef Strauß. Mit seiner Frau, der Roman- und Kinderbuchautorin Brigitte Blobel, lebt Wolfram Bickerich seit 1999 auf einem kleinen Bauernhof in der Inselmitte von Mallorca.
Autorentext
Wolfram Bickerich, geboren 1942, Studium der Politik und Germanistik, ab 1968 Journalist bei der dpa, von 1974 an beim "Spiegel", zeitweise als Ressortleiter. Verfasser mehrerer Biografien, u.a. über Helmut Kohl und Franz Josef Strauß. Mit seiner Frau, der Roman- und Kinderbuchautorin Brigitte Blobel, lebt Wolfram Bickerich seit 1999 auf einem kleinen Bauernhof in der Inselmitte von Mallorca.
Leseprobe
Die Krone des Mittelmeers.
Malle für alle
Ab auf die Insel! So freuten sich früher, wenn sie reif für die Insel waren, die Hamburger auf den Trip nach Sylt und die Rhein-Ruhrländer auf die Fahrt zur Nordsee. Auch heute dauert so eine Reise gut drei Stunden, wenigstens.
In der gleichen Zeit ist man heute täglich von (fast) allen deutschen Flughäfen aus auf jener Insel, die mehr Sonne, mehr Meer, reichlich Strand, mediterrane Lebensart, viel Natur und noch viel mehr eindrucksvolle Landschaft zu bieten hat - auf der einzigen Insel (nicht nur) der Deutschen, die das zärtliche Attribut einer Lieblingsinsel verdient und verträgt: Mallorca. Eine Insel der Vielfalt.
Vergessen ist der blöde, von neureichen Ibiza-Fans oder deren drogenumwölkten Disco-Party-Freunden erfundene Beiname, nach dem das schönere, größere, auch im Winter bewohnbare Nachbareiland eine »Putzfraueninsel« sein soll. Wer heute noch diesen Schmäh im Munde führt, hat keine Ahnung - und gibt sich als Ignorant zu erkennen.
Mallorca, mit 3640 Quadratkilometern größte der Baleareninseln und fast gleich weit von Barcelona (250), Valencia (260) oder Algier (315 Kilometer) entfernt, ist für viele Besucher die Krönung des Mittelmeers und für seine Bewohner der natürliche Mittelpunkt des Lebens - eine Insel des Lichts und (mancherorts) der Ruhe, der Wärme, der Abwechslung oder sogar der ländlichen Idylle - jedenfalls in den mehr als 120 Landpensionen, den hostal-rural- oder agroturisme-Betrieben. Erholung satt, Sonnenschein reichlich, unentwegt Abwechslung, wenn man will, für all die Golfspieler (25 Plätze) oder Bergwanderer, die Radsportler, Segler, die Kegelbrüder oder die Disco-Weekend-Hopper, die zahllosen Autotester und alle Faulenzer, die sich vom Strand in die Kneipe schleppen und von dort, manchmal mühsam, ins Hotel. Unterkünfte aller Art und jeder Preisklasse stehen mittlerweile ganzjährig bereit. Die um alle Besucher ohne Unterlass besorgte Balearen-Regierung hat sie 2008 zählen lassen: Da gab es auf Mallorca 978 Hotels und 1427 Ferienwohnungen. Sie alle sind auf einer fünfsprachigen Internetseite des Tourismusministeriums mit Adresse, Bettenkapazität, Qualitätsstufe und einem Link zur Satelliten-Landkarte notiert: http://sig.inestur.es:8080.
So findet sich immer eine Bleibe - außer vielleicht, ausnahmsweise, Mitte August, wenn zu all den aus dem Norden zugeflogenen Touristenscharen die Festlandspanier auf die Insel strömen, von denen aber die meisten das von den Eltern ererbte Strandhäuschen hegen und pflegen wie einen Schatz.
Noch vor den Golfspielern bilden die Motorjournalisten die am besten umhegte Kategorie der Besucher - sie kommen meist gänzlich ohne Bargeld aus, weil Audi, BMW, Mercedes, Opel, Renault, Toyota oder VW ihnen sämtliche Ausgaben abnehmen: Hotelzimmer, Restaurants, Testwagen, sogar das bleifreie Benzin für den Tank. Manche Luxushotels, manche Edelrestaurants oder Clubs halten in der Nebensaison ihre Etablissements nur für diese Berufsgruppe geöffnet. Und die Autofirmen wissen, warum sie ihre Gäste regelmäßig für die Show der neuesten Typen auf die Insel laden: Das Straßennetz ist gut und überschaubar. Es existiert sogar bei Llucmajor ein alter Rundkurs als tempolimitfreie Rennstrecke. Und nach ein paar Tagen müssen die Testfahrer auch das schönste Gefährt wieder abgeben, weil es die Insel nicht so einfach verlassen kann.
Normalerweise bleiben die verschiedenen Kategorien der Inselbesucher lieber unter sich und ihresgleichen. Im Fall der jährlich mehr als eine Million Kreuzfahrer, darunter die Passagiere auf den Kreuzfahrtschiffen der Aida-Flotte, die neuerdings pünktlich wie nach Fahrplan im Hafen von Palma an- und ablegen, ist die leicht elitäre Zurückgezogenheit nicht zu beanstanden: Nach einer zu ausgedehnt