Volks- und Betriebswirtschaftslehre sind einander wieder eine Stück näher ge kommen. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch ein Phänomen, dem die Wissenschaft den Namen "Virtuelle Unternehmen" gegeben hat. Mit dieser Er scheinung beginnt die Wirtschaft gleichsam "plasmatische" Züge anzunehmen, denn ihre ehemaligen Einheiten, die Unternehmen, werden mehr und mehr Teil einer beweglichen Masse. Von dieser kann man kaum vorhersagen, wie sie sich von Fall zu Fall in immer neue Subsysteme ausformen wird. Als virtuelle Un ternehmen stellen sie latent vorhandene Neubündelungen wirtschaftlicher Poten tiale dar, die sich um die überkommenen institutionellen Unternehmensgrenzen wenig scheren. Müssen wir damit die "normative Kraft des Faktischen" akzeptieren und auf die gezielte Gestaltung der Wirtschaftsstrukturen verzichten? Herr Linde stellt diese Frage aus Sicht der Wettbewerbspolitik. Ihm geht es darum, zu zeigen, ob und wie sich diese modeme Managemententwicklung volkswirtschaftlich noch verarbeiten läßt. Das entscheidende Kriterium hierfür ist zunächst die Aufrechterhaltung des wirt schaftlichen Wettbewerbs. Es wird gezeigt, wie die wirtschaftlichen und rechtli chen Rahmenbedingungen zu diesem Zweck angepaßt werden müssen. Zugleich wird aber deutlich, daß Wettbewerb und wirtschaftlicher Erfolg auf die Dauer auch breiter angelegt werden müssen als bisher, damit die Anpassungsmaßnahmen sinnvoll und wirksam sind. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist zweifellos ein wichtiger Orientierungspunkt sowohl für Politiker als auch für Unternehmer.
Kaum ein Unternehmen kann heute darauf verzichten, mit Lieferanten, Kunden oder sogar mit direkten Wettbewerbern zu kooperieren. Dies geschieht in Form von Strategischen Allianzen, Netzwerken oder neuerdings auch Virtuellen Unternehmen. Frank Linde begreift die fortlaufende Neubildung und Auflösung von wirtschaftenden Subsystemen in Verbindung mit ihrer Loslösung von Raum und Zeit als einen generellen Vorgang, als Virtualisierung von Unternehmen. Der Autor geht - mit besonderem Fokus auf die Wettbewerbspolitik - der Frage nach, ob Virtualisierung das Ende jeglicher wirtschaftlicher Ordnung bedeutet. Um handlungsfähig zu bleiben, muß sich die Wettbewerbspolitik künftig am Verhalten der Wirtschaftssubjekte orientieren und sich an einem modifizierten Konzept der Wettbewerbsfreiheit ausrichten.
Autorentext
Dr. Frank Linde studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth. 1996 promovierte er bei Professor Remer am Lehrstuhl für Organisation.
Klappentext
Der Autor analysiert systematisch das Phänomen der Virtualisierung und untersucht, ob sie das Ende jeglicher wirtschaftlicher Ordnung bedeutet. Um handlungsfähig zu bleiben, muß sich die Wettbewerbspolitik künftig an einem modifizierten Konzept der Wettbewerbsfreiheit ausrichten.
Inhalt