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Von Frank Sinatra bis zu Woody Allen: Kein Ort wurde so oft besungen, beschrieben und verfilmt wie die Stadt, die niemals schläft. New York hat die tiefsten Schlaglöcher, die verheerendsten Stromausfälle und Mietpreise, die Ihnen die Tränen in die Augen treiben. Aber auch den berühmtesten Großstadtbahnhof, die mutigsten Radfahrer, eine noch immer atemraubende Skyline und eine enorme Vielfalt an Menschen aus über 200 Nationen. Verena Lueken zeigt uns die Stadt, in der die Welt vor der Haustür liegt und das Unerwartete zum Alltag gehört. Sie ergründet die Leidenschaft der New Yorker für alles Numerische und ihren Ehrgeiz, aus der Stadt eine grüne Metropole zu machen. Und ihre Überzeugung, dass ihrer Stadt die Zukunft gehört.
Verena Lueken, 1955 geboren, lebte sieben Jahre als Kulturkorrespondentin der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' in New York, genau zwischen dem Central Park und dem Riverside Park. Unter dem Eindruck des 11. September entstand ihr Buch 'New York. Reportagen aus einer alten Stadt'. Heute lebt und arbeitet Verena Lueken in Frankfurt am Main und besucht noch immer regelmäßig ihre langjährige Wahlheimat New York.
Autorentext
Verena Lueken, 1955 geboren, lebte sieben Jahre als Kulturkorrespondentin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" in New York, genau zwischen dem Central Park und dem Riverside Park. Unter dem Eindruck des 11. September entstand ihr Buch "New York. Reportagen aus einer alten Stadt". Heute lebt und arbeitet Verena Lueken in Frankfurt am Main und besucht noch immer regelmäßig ihre langjährige Wahlheimat New York.
Leseprobe
Nur in New York!
Erwarten Sie, dass Ihr Leben sich verändert, wenn Sie diese Stadt betreten. Erwarten Sie nicht, dass das wie im Traum geschieht. New York ist keine Stadt für Träumer. Andere Qualitäten hat sie zuhauf. Mit dem Central Park liegt mitten in New York eine der schönsten großstädtischen Parklandschaften der Welt, und über alle Veränderungen hinweg bleibt die Skyline traumhaft. In den Museen finden Sie die erhabenste Kunst, in den Konzertsälen die Virtuosen der Welt, und auf den Straßen wird Ihnen die größtmögliche Vielfalt an Menschen begegnen. Die Stadt ist aufregend, überwältigend, geschichtsträchtig, sie ist sicherer als die meisten anderen Metropolen der Welt, und sie ist sehr schnell. Sie inspiriert immer noch Künstler und Schriftsteller, die seit jeher hierherströmen, um sich mit den Besten ihres Fachs zu messen, sie ist grell, schlaflos und unverschämt. Nur herzlich und freundlich, das ist sie nur bedingt. Ja, New York wird Sie willkommen heißen - vorausgesetzt, dass Sie riskant und in ständiger Konkurrenz zu leben bereit sind, dass Sie die Masse brauchen, weil Sie die Einsamkeit lieben, vorausgesetzt vor allem, dass Sie bereit sind, innerlich zuzugeben, wie hart das Leben ist. Und Spaß daran haben, sich zu beklagen, nicht über die Härte, das könnte Ihr erster Fauxpas werden, aber über die Schlaglöcher, über das Wetter, über den Verkehr und über alles andere, das sich nicht ändern lässt. Wer es lieber gemütlich hat, wird in New York nicht glücklich werden. Und wer zum Träumen kommt, wird schnell untergehen. Der Traum ist, hier anzukommen. Dann heißt es wachsam sein.
New York sieht sich als Hauptstadt der Welt, weil sie verspricht, dass jeder hier finden kann, wonach er sucht. Dass die Suche einfach sei, ist damit nicht gemeint. In New York zu leben ist schwierig, weil der Alltag Kampf bedeutet: Kampf um einen Job, eine Wohnung, ein Taxi bei Regen und einen Platz im Restaurant; Kampf um Anerkennung, eine gute Figur und ein Ticket für Shakespeare im Park. Nur in New York nennen es die Banker klaglos »Frühstück«, wenn sie in einer windigen Straßenschlucht im Nieselregen Schlange stehen, um für einen Phantasiepreis an einem fahrbaren Büdchen am Straßenrand dünnen Kaffee und einen schlappen Bagel zu erstehen. Nur in New York akzeptieren Angestellte über 30 mit gutem Einkommen ein Zimmer mit Gemeinschaftsbad in Handtuchgröße zum Preis eines Einfamilienhauses irgendwo außerhalb der Stadt. Und nur in New York bringen Menschen ganz selbstverständlich ihre Sommer- oder Wintergarderobe in eines der zahlreichen Lagerhäuser, weil in ihrer Wohnung kein Platz ist für einen zusätzlichen Schrank.
Nicht nur die Wohnungskosten sind höher als überall sonst in den Vereinigten Staaten (und fast überall sonst auf der Welt), sondern auch die Steuern, die sich die Stadt auf alles zu erheben erlaubt. New York war die erste amerikanische Stadt, in der auf den Theaterkarten dreistellige Preise standen, inzwischen längst eine Selbstverständlichkeit für alles, was live dargeboten wird. New York war auch die Stadt, in der sich zum ersten Mal vierstellige Summen auf den Theater- und Konzerttickets fanden - nicht etwa auf dem Schwarzmarkt, der hier verschämt »secondary market« heißt, sondern ganz regulär.
Der Brückenzoll auf dem Weg zum Flughafen oder sonst wohin hinaus aus der Stadt ist teurer als andernorts, und teurer sind auch die Garagen, die Kaufhäuser, Zigaretten und frische Blumen. Der Verkehr ist nervenaufreibend, einen Taxifahrer zu finden, der Englisch spricht und weiß, wie er zum Bahnhof Penn Station kommt, immer noch ein glücklicher Zufall. Seit die verschiedenen Carsharing-Dienste aktiv geworden sind, ist die Sache nicht besser geworden. Nur deutlich billiger.
Jeder kleine Sieg in diesem Alltag ist ein Triumph. Das mag erklären, warum die Stadt sich durch Katastrophen im Wesen nicht verändert. Als New Yorker wird man abgehärtet und stolz. An g