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Die Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum in Graz/Steiermark besetzt eine singuläre Position in der österreichischen Museumsla- schaft. Aus mehreren Gründen ist sie vielleicht ein museologisches Leitmodell der Zukunft. Die Neue Galerie ist nicht nur ein Supportsystem, das dafür sorgt, dass die Kunstwerke toter oder lebender KünstlerInnen nicht verschwinden, also die klassischen Aufgaben des Museums, das Sammeln und Ausst- len, wahrnimmt, sondern darüber hinaus ist die Neue Galerie auch ein Supportsystem für die Produktion von Kunstwerken. Die Neue Galerie übernimmt gezielt eine absolute Verpflichtung zur Zeitgenossenschaft. Sie weicht der Gegenwart nicht aus, auch wenn diese globale Dimen- onen angenommen hat. Sie weicht aber auch der Vergangenheit nicht aus, auch wenn diese dunkel ist und daher absichtlich verdrängt und 1 vergessen wird. Indem sie junge Künstler bei ihrer aktuellen Produktion unterstützt und stets für aktuelle Positionen - früher als andere Insti- tionen - Partei ergreift, unterstützt sie auch verstorbene Künstler und deren marginalisiertes, exiliertes oder zerstörtes Werk, ebenfalls früher 2 als andere Institutionen. Indem sie sich um die Zukunft der Kunst sorgt, sorgt sie sich auch um deren Vergangenheit. Denn "it is the future that is at issue here, and the archive as an irreducible experience of the future", 3 wie Jacques Derrida in Archive Fever (1995) schreibt. Die Neue Galerie verfügt über eine Sammlung, die mehrere Jahrhunderte und alle Medien und Gattungen umfasst. Es wird nicht behauptet, die Neue Galerie verfüge über eine umfassende Sammlung, am allerwenigsten von Meist- werken der Moderne.
Autorentext
Peter Weibel. Geboren 1944 in Odessa. Studierte Literatur, Film, Mathematik, Medizin und Philosophie in Wien und Paris. 1981-84 Gastprofessur für Gestaltungslehre und bildnerische Erziehung an der Universität für angewandte Kunst Wien. 1981 Gastprofessur am College of Art and Design in Halifax, Kanada. 1982-85 Professor für Fotografie an der Gesamthochschule Kassel. 1984-89 Associate Professor for Video and Digital Arts, Center for Media Study, State University of New York at Buffalo, N.Y. 1989-94 Direktor des Instituts für Neue Medien an der Städelschule in Frankfurt/Main. Seit 1984 Professor für visuelle Mediengestaltung an der Universität für angewandte Kunst Wien. 1986-95 künstlerischer Berater und Leiter der Ars Electronica in Linz. 1993-99 Österreich-Kommissär der Biennale von Venedig. 1993-99 künstlerischer Leiter der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum in Graz. Seit 1999 Vorstand des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. Peter Weibel ist sowohl als Kurator nationaler und internationaler Ausstellungen wie auch als Autor zahlreicher herausragender Publikationen (u.a. Weibel, P., Enzyklopädie der Medien, in sechs Bänden. SpringerWienNewYork. Weibel, P. (Hrsg.), Beyond Art: A Third Culture. SpringerWienNewYork. Stadler, F., Weibel, P. (Hrsg.), The Cultural Exodus from Austria. SpringerWienNewYork) eine anerkannte Kapazität.
Christian Eigner. Studierte Kunstgeschichte und ist derzeit Ausbildungskandidat im Arbeitskreis für Psychoanalyse Linz/Graz. Er ist Gründungsmitglied des Büros für Perspektivenmanagement, das u.a. auf systemisch-analytische Organisationsberatung und Wissenschaftskommunikation spezialisiert ist. Christian Eigner veröffentlichte zahlreiche Wissenschaftsartikel, u.a. in Lettre International, Der Standard, Tagesanzeiger, Psychologie heute und APA - Austria Presse Agentur. Von 1996 bis 2002 betrieb er das eZine "Zum Thema". Autor von matching.net, 2000, SpacEconomy, 2002, Online-Communities,Weblogs und die soziale Rückeroberung des Netzes, 2003. Lebt und arbeitet in Graz, Österreich.
Zusammenfassung
Gerechtigkeit ist in der Ökonomie wieder ein Thema. Aber auch die Kunst hat sich der Fairness als Topic angenommen. Was passiert, wenn Kunst und Ökonomie zusammenkommen? UN/FAIR TRADE gibt darauf eine eindeutige Antwort: wo Kunst und Ökonomie einander begegnen, kann sich der gerechte (Welt)Handel oder Tausch als Mega-Thema präsentieren; als der Mainstream von morgen, dem es schon heute Rechnung zu tragen gilt. UN/FAIR TRADE richtet sich deshalb an alle, die Lust haben, eine andere wirtschaftliche Zukunft anzudenken und zu entwickeln; egal, ob sie Theoretiker, Praktiker, Politiker oder Kunstinteressenten sind, denen der gerechte Tausch ein Anliegen ist. Denn UN/FAIR TRADE ist ein Kunst-, Theorie-, und Inspirationsband, der zeigt, was fairer Handel alles sein kann. Und vor allem deutlich macht, dass es letztlich am richtigen Institutionen-Management liegt, ob es zu einem weltweiten FairTrade kommt oder nicht.
Inhalt
Die Kunst der Gerechtigkeit: Zur Orientierung.- Free Trade ist nicht Fair Trade.- Anschwellende Gerechtigkeit.- Über Gerechtigkeit.- Politik ohne Gerechtigkeit?.- Allparteilichkeit, Anerkennung und Ausgleich: Die systemische Dreiheit für mehr Gerechtigkeit.- Gerechtigkeit, Tausch und kritische Ökonomie.- Kritische Ökonomie, deliberative Kultur und die Grenzen einer gerechten Weltwirtschaft.- Der doppelte Boden der ökonomischen Moderne.- Die Wurzeln von "Fair Trade" oder die Genese gerechter (Aus-)Tauschbeziehungen zwischen den Menschen.- Kapital. Kunst. Gerechtigkeit.- Rahmenbedingungen für eine faire Weltwirtschaft.- Gerechter Tausch - (nur) eine Frage der Rahmenbedingungen?.- FAIRTRADE global - Marktlogik oder politisches Programm?.- Die zwei Ebenen einer gerechten Weltwirtschaft.- FairMultitude.- Kunst und Künstler.- El Anatsui.- Ecke Bonk.- Werner Büttner.- Neil Cummings.- Marysia Lewandowska.- Stan Douglas.- Elmgreen & Dragset.- Ismail Farouk.- Dionisio González.- Andreas Gursky.- Jacqueline Hassink.- Romuald Hazoumé.- Kristian von Hornsleth.- Kcho.- Sebastian Lasinger.- M+M.- Casey McKee.- Fernando Moleres.- Vik Muniz.- Nguyen Manh Hung.- Junebum Park.- Esther Polak.- Christine S. Prantauer.- Jan Schmelcher.- Allan Sekula.- Santiago Sierra.- Klaus Staeck.- Gabriele Sturm.- Wolfgang Temmel.- Yuken Teruya.- Andrew Tshabangu.- UN/FAIR Trade.- Die Kollateralschäden des Konsumerismus.- Mit dem FAIRTRADE-System die Welt fair-ändern.- Die gefrorenen Hühnerflügel und das Wunder der Wüste.- FAIRTRADE und regionale Selbstversorgung in der Landwirtschaft.- Für eine weniger ungleiche Welt.- Wissen - Kommodifizierung - An/Enteignung: Fair?? - NOT AT ALL!.- Neo-Politik: Postökonomistische Weltgestaltung.- Das Unmenschliche, die Untoten und derKapitalismus.- Die Moralisierung der Märkte.- CSR, Welthandel und die Notwendigkeit politischer Gestaltung.- Die Entschlüsselung des politisch Möglichen.