Solange wir träumen, sind wir frei! Dölitz, 1939: Die kleine Tilli erlebt Hunger, Kälte, Bombardierungen und vor allem die Angst vor den Nazis, deren Euthanasieprogramm ihren ertaubten Bruder bedroht. Dennoch verliert das Mädchen nie den Glauben an die Zukunft und setzt durch, auf eine höhere Schule gehen zu dürfen. Mit der Befreiung durch die Russen beginnt die Leidenszeit der Frauen. Monatelang muss sich Tilli auf einem Dachboden verstecken. Auch im neuen Regime eckt sie mit ihrem Streben nach Freiheit an, und schon bald muss sie alles riskieren - und entscheiden, ob sie die Flucht in den Westen wagen soll... Die ergreifende und wahre Überlebensgeschichte eines kleinen Mädchens und seiner Familie.
Tilli Horn Schulze, geboren 1934 in Dölitz, war fünf Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg begann, sechzehn, als sie allein nach Westdeutschland floh. Auf ihrem langen Weg nach Amerika lernte sie ihren Mann kennen, mit dem sie zwei Kinder hat.
Solange wir träumen, sind wir frei!
Dölitz, 1939: Die kleine Tilli erlebt Hunger, Kälte, Bombardierungen und vor allem die Angst vor den Nazis, deren Euthanasieprogramm ihren ertaubten Bruder bedroht. Dennoch verliert das Mädchen nie den Glauben an die Zukunft und setzt durch, auf eine höhere Schule gehen zu dürfen. Mit der Befreiung durch die Russen beginnt die Leidenszeit der Frauen. Monatelang muss sich Tilli auf einem Dachboden verstecken. Auch im neuen Regime eckt sie mit ihrem Streben nach Freiheit an, und schon bald muss sie alles riskieren - und entscheiden, ob sie die Flucht in den Westen wagen soll ...
Die ergreifende und wahre Überlebensgeschichte eines kleinen Mädchens und seiner Familie.
Autorentext
Tilli Horn Schulze, geboren 1934 in Dölitz, war fünf Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg begann, sechzehn, als sie allein nach Westdeutschland floh. Auf ihrem langen Weg nach Amerika lernte sie ihren Mann kennen, mit dem sie zwei Kinder hat.
Lorna Collier arbeitete als Journalistin für Print und Fernsehen, u. a. für die Chicago Tribune und CNN.
Zusammenfassung
Solange wir träumen, sind wir frei!
Dölitz, 1939: Die kleine Tilli erlebt Hunger, Kälte, Bombardierungen und vor allem die Angst vor den Nazis, deren Euthanasieprogramm ihren ertaubten Bruder bedroht. Dennoch verliert das Mädchen nie den Glauben an die Zukunft und setzt durch, auf eine höhere Schule gehen zu dürfen. Mit der Befreiung durch die Russen beginnt die Leidenszeit der Frauen. Monatelang muss sich Tilli auf einem Dachboden verstecken. Auch im neuen Regime eckt sie mit ihrem Streben nach Freiheit an, und schon bald muss sie alles riskieren und entscheiden, ob sie die Flucht in den Westen wagen soll ...
Die ergreifende und wahre Überlebensgeschichte eines kleinen Mädchens und seiner Familie.
Leseprobe
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Herbst - Winter 1939
Weihnachten war immer meine liebste Zeit im Jahr gewesen, vom Advent über den Sankt-Nikolaus-Tag bis hin zu den Weihnachtsfeiertagen selbst. Aber nach Kriegsbeginn war Weihnachten nicht mehr so wie früher. Bei all den vertrauten, geliebten Ritualen spürte man eine unterschwellige Traurigkeit und die Abwesenheit der Männer im Dorf.
Trotzdem pflegten wir unbeirrt unsere Weihnachtsbräuche. Paula und ich sammelten draußen Tannenzweige, die meine Mutter zu einem Adventskranz für den Esstisch band. Der ausgeblichene Adventskalender wurde hervorgeholt und in der Küche an die Wand gehängt, und ich durfte jeden Tag eines der kleinen Papptürchen öffnen, hinter denen sich Bilder verbargen - ein Glöckchen, ein Stern, einer der Heiligen Drei Könige -, während wir die Tage bis Weihnachten zählten.
Am 6. Dezember stellte ich meine geputzten Stiefel vorsichtig auf den matschigen Boden vor die Küchentür und hoffte, dass es nicht regnete und dass der Nikolaus der Meinung wäre, ich hätte eine Belohnung verdient.
Ich versuchte, nachts so lange wie möglich wach zu bleiben und darauf zu lauschen, wann der Nikolaus kam, aber irgendwann schlief ich doch ein, und dann war es plötzlich Morgen. Ich rannte im Nachthemd nach unten, öffnete die Tür, durch die mir ein Schwall eisiger Luft entgegenschlug, und holte meine kalten Lederstiefel ins Haus, in denen ich noch warme Plätzchen fand, Vögel mit gespreizten Flügeln. Ich lächelte. Der Nikolaus wusste, dass ich brav gewesen war.
Einige Soldaten bekamen an Weihnachten Fronturlaub, aber Wilhelm und die Oleniczak-Brüder gehörten nicht dazu. Ich konnte es kaum ertragen, den leeren Platz am Tisch zu sehen, wo Wilhelm sonst immer gesessen hatte, und fragte mich, ob er rechtzeitig zurückkommen werde. Es kam mir nicht richtig vor, ohne ihn zu feiern, schließlich war er immer dabei gewesen, hatte lauthals Weihnachtslieder gesungen und mit mir Verstecken gespielt. Er fehlte mir. Es fühlte sich an, als wäre er schon seit einer Ewigkeit fort. Wir hatten seitdem nichts mehr von ihm gehört, nicht mal eine Postkarte hatten wir bekommen.
Wenigstens mein Bruder Hugo konnte mit uns feiern. Er kam ein paar Tage vor Weihnachten an, nach stundenlanger Zugfahrt aus Ludwigslust, wo er bei einer Familie untergekommen war und eine Schule für Gehörlose besuchte. Ich wünschte mir, Hugo könnte uns öfter besuchen. Er war groß, sah gut aus, hatte dunkle, gewellte Haare, ein strahlendes Lächeln und blaue Augen, mit denen er mich immer ganz eindringlich anschaute, wenn ich mit ihm sprach. Hugo konnte verstehen, was man sagte, indem er es von den Lippen ablas. Er hatte sogar gelernt zu sprechen, auch wenn seine Stimme eigenartig klang und ich Mühe hatte, ihn zu verstehen. Mein Vater war der Meinung, Hugo solle Gebärdensprache lernen, aber Hitler hatte sie verboten. Mein Vater sagte, das liege daran, dass Hitler alle Menschen hasse, die anders waren.
Als Hugo nach Hause kam, sah meine Mutter so glücklich aus wie seit Kriegsausbruch nicht mehr. Sie sang Weihnachtslieder und redete nicht mehr über den Krieg; ich fragte mich, ob sie ihn wirklich vergessen hatte oder nur so tat.
Ein paar Tage vor Weihnachten kamen einige Freundinnen meiner Mutter mit ihren Kindern zum alljährlichen Plätzchenbacken zu uns. Das war einer meiner liebsten Weihnachtsbräuche: Die Küche war so überfüllt, dass wir kaum alle darin Platz fanden, der große Ofen brannte von morgens bis abends und machte es überall im Haus schön warm, und der Duft von Hefe, Zucker, Zimt und Ingwer lag in der Luft. Die Frauen schwatzten und lachten, sangen Weihnachtslieder, und manchmal, wenn sie sich unbeobachtet fühlten, tuschelten sie leise miteinander. Wenn sie unsere Blicke bemerkten, lächelten sie und ließen uns heiße, abgebrochene Stücke von Plätzchen stibitzen.
Endlich war es Heiligabend. Ich zog mein gutes Kleid an und ging mit meinen Brüdern und Paula zur