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Thomas Schmidt läuft seit 2009 spanische und portugiesische Jakobswege. "Damals habe ich mich infiziert mit dem Camino-Virus. So wie Herpesviren nach der Erkrankung im Körper persistieren und sich bei Schwächung wieder akut manifestieren, so treibt mich in mehr oder weniger großen Abständen das Camino-Virus auf einen der zahlreichen Jakobswege in Spanien und Portugal. Die Heilung gelingt meist schnell, aber sie ist nicht von langer Dauer." Coronabedingt konnte der im Jahre 2019 in Porto begonnene Caminho da Costa erst im Sommer 2021 von Vigo aus fortgesetzt werden. Zum ersten Mal pilgert er mit seiner Partnerin und stellt die Beziehung damit auf eine Probe. Ob das "Experiment" gelungen ist, lesen Sie hier. In diesem Buch finden Sie die beiden Abschnitte als Sammelband.
Dr. med. Thomas Schmidt, aufgewachsen in Herne, lebt in Bocholt, an der niederländischen Grenze, wo er seit 1993 als Kinder- und Jugendarzt niedergelassen ist.
Thomas Schmidt läuft seit 2009 spanische und portugiesische Jakobswege. "Damals habe ich mich infiziert mit dem Camino-Virus. So wie Herpesviren nach der Erkrankung im Körper persistieren und sich bei Schwächung wieder akut manifestieren, so treibt mich in mehr oder weniger großen Abständen das Camino-Virus auf einen der zahlreichen Jakobswege in Spanien und Portugal. Die Heilung gelingt meist schnell, aber sie ist nicht von langer Dauer."
Coronabedingt konnte der im Jahre 2019 in Porto begonnene Caminho da Costa erst im Sommer 2021 von Vigo aus fortgesetzt werden. Zum ersten Mal pilgert er mit seiner Partnerin und stellt die Beziehung damit auf eine Probe. Ob das "Experiment" gelungen ist, lesen Sie hier.
In diesem Buch finden Sie die beiden Abschnitte als Sammelband.
Autorentext
Thomas Schmidt:Dr. med. Thomas Schmidt,aufgewachsen in Herne, lebt in Bocholt, an der niederländischen Grenze, wo er seit 1993 alsKinder- und Jugendarzt niedergelassen ist.
Leseprobe
Kapitel 1 - Samstag, 13. Juli 2019
Portus Cale die Schöne
Bocholt - Porto
Die Feierlichkeiten anlässlich Kerstins Geburtstages am zwölften Juli fallen moderat aus. Das Ziel, unsere Reise möglichst ausgeschlafen anzutreten, wollen wir nicht aufs Spiel setzen. Es gelingt.
Die Abflugzeit um 13.15 Uhr von Köln erlaubt uns, noch ein sättigendes Frühstück in Bocholt einzunehmen. Der Flieger startet mit einer Stunde Verspätung von Köln. Ob wir wollen oder nicht: Gedanklich sind wir bereits auf dem Pilgerweg angekommen. Riesige Muscheln an Rucksäcken herunterbaumelnd vermitteln uns, dass wir nicht die einzigen Pilger auf dem Weg von Porto nach Santiago sein werden. Oder führt ihre Wanderung die beiden Damen vor uns gar nach Fatima, der berühmtesten Pilgerstätte in Portugal? Der Weg dorthin orientiert sich jedoch in südliche Richtung und kennt andere Symbole als Muschel, strahlende Sonne oder gelbe Pfeile. Eine der Damen nimmt den Platz im Flugzeug neben mir ein, die andere zwei Reihen dahinter neben Kerstin. Man könnte sich auf einen Austausch über diverse Camino-Erfahrungen bzw. -Erwartungen einlassen oder... Wir nehmen "oder" und wechseln die Plätze: Meine Nachbarin nach hinten und Kerstin nach vorne. Die nicht unerheblichen Turbulenzen beim Anflug auf Porto lassen sich händchenhaltend besser überstehen.
Die Uhr wird bei unserer Ankunft um eine Stunde auf 15.30 Uhr Ortszeit in Porto zurückgestellt. Oporto steht an der Eingangshalle. So nennen die Einwohner ihre Stadt selbst, den männlichen Artikel dem Namen vorangesetzt. Die Griechen nannten die Siedlung in der Gegend der heutigen Stadt Porto ursprünglich "Kalos - die Schöne". Decimus Junius Brutus Callaicus, der römische Eroberer der Region übernahm die griechische Bezeichnung. So wurde im ersten Jahrhundert n. Chr. aus Kalos Portus Cale. Für Kerstin, wie auch für mich ist Porto kein unvertrautes Terrain. Kerstin besuchte die Stadt vor etlichen Jahren mit ihren Kolleginnen. Ich habe hier meinen Camino Portugues 2011 begonnen. Damals lief ich den ersten Teil bis Valenca durch das Landesinnere allein und dann 2012 mit meinem ältesten Sohn Luca von Valenca nach Santiago. Anders als vor sieben bzw. acht Jahren werden wir dieses Mal bis Vigo an der Küste entlanglaufen, um dann - wenn meine Liebste noch mag - im Jahr darauf von dort in Redondela auf den inneren Weg zu gelangen. Das jedoch ist Zukunftsmusik. Es bleibt abzuwarten, wie wir das gewagte Experiment beziehungsmäßig bestehen.
Wir nehmen die Metro in die Innenstadt über Trinidade bis zur Station Bolhao. Von hier aus sollte es nicht mehr weit zu unserer vorgebuchten Unterkunft "My Stay Bolhao" sein.
Erwartungsfroh verlassen wir die dunklen Katakomben der Metro und erblicken das grelle Tageslicht auf der belebten Einkaufsstraße Santa Katharina des Stadtteils Bolhao, ein paar hundert Meter entfernt vom eigentlichen Zentrum. Vor uns stoßen wir mit der Nase auf die mit prunkvollen hellblauen Azulejos verzierte Kapelle Almas. Sie wird morgen unsere erste Anlaufstation sein.
Zehn Minuten später stehen wir vor dem etwas unscheinbar wirkenden Entree unserer Unterkunft für die heutige Nacht. Der Empfang ist freundlich, das Einchecken an der winzigen Rezeption unkompliziert. Wir legen unsere Rucksäcke ab und beginnen unverzüglich die Stadterkundung bei angenehmen 25 Grad Celsius und azurblauem Himmel.
Direkt um die Ecke lockt eine Eisdiele. Vor der Theke erörtern wir, welche Geschmacksrichtung bei dem vielfältigen Angebot in Frage kommt. - "Darf ich Ihnen etwas empfehlen?", fragt die charmante junge Dame hinter dem Tresen in perfektem Deutsch mit südländischer Einfärbung. Sie ist Schweizerin und studiert in Porto.
Unser Weg führt uns hinunter zum Bahnhof Sao Bento. Nicht einfach ein Bahnhof - nein, der 1916 eröffnete Estacao de Sao Bento präsentiert sich mehr als ein kleines Museum mit Azulejos - Motiven aus