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In diesem Buch geht es um die Kunst, Menschen zu fotografieren: authentisch, unverstellt, ohne Pose. Dafür ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Fotograf und Modell nötig. Elementare psychologische Kenntnisse können hierbei hilfreich sein. Der Psychologe und Fotograf Sven Barnow zeigt die Bedeutung von Intellekt und Emotion, also "Kopf und Bauch" für den Prozess des Fotografierens, gibt den Leser/innen Methoden an die Hand, fotografische Situationen der People-Fotografie besser zu meistern, zeigt ihnen Wege, die eigene Kreativität zu entwickeln, oder "Schaffenskrisen" zu überwinden. Der Text wird mit vielen Beispielen, Tipps und Übungen unterlegt. Außerdem kommen "Meister der Fotografie" zu diesen Themen in Interviews zu Wort und zeigen auch ihre Arbeiten.
Prof. Dr. Sven Barnow leitet den Lehrstuhl für Klinische Psychologie/Psychotherapie an der Universität Heidelberg. Er ist Psychotherapeut, Coach und Supervisor. Seit einigen Jahren verbindet Prof. Barnow seine Leidenschaft für die Fotografie mit der Psychologie. Als Fotograf geht es ihm vor allem darum, authentische Porträts zu erstellen. Außerdem möchte er Fotografinnen und Fotografen ermutigen, sich mehr Zeit für den fotografischen Prozess zu nehmen, die eigene Kreativität zu schulen und so einen eigenen achtsamen Stil zu entwickeln.
Autorentext
Prof. Dr. Sven Barnow leitet den Lehrstuhl für Klinische Psychologie/Psychotherapie an der Universität Heidelberg. Er ist Psychotherapeut, Coach und Supervisor. Seit einigen Jahren verbindet Prof. Barnow seine Leidenschaft für die Fotografie mit der Psychologie. Als Fotograf geht es ihm vor allem darum, authentische Porträts zu erstellen. Außerdem möchte er Fotografinnen und Fotografen ermutigen, sich mehr Zeit für den fotografischen Prozess zu nehmen, die eigene Kreativität zu schulen und so einen eigenen achtsamen Stil zu entwickeln.
Leseprobe
Kapitel 2
Der fotografische Prozess als bewusstes Gestalten
"When you take a photograph," she said, "you look in a more objective way," but there is also a connection between photographer and subject. "It's recognition, as Diane Arbus said."
Manche Fotografen fokussieren möglicherweise zu stark auf die Technik, "Schärfe" ist für sie das wichtigste Konzept. Offensichtlich glauben sie, der Realität damit am nächsten zu kommen. Dies kann durchaus auch so sein, sofern die Schärfe nicht dem Selbstzweck, sondern der Gestaltung dient. Aber kommt es in der Portraitfotografie wirklich immer auf die Schärfe an? Wird nicht sogar in der Beauty-Fotografie oft die Haut geglättet und jede Falte entfernt, um das Portrait eben gefälliger zu machen oder dem anzupassen, was wir in der Regel als schön empfinden? So konnte beispielsweise eine Untersuchung an den Universitäten Rostock und Regensburg zeigen, dass das, was wir als "Beauty" wahrnehmen, dem Durchschnittlichen nahe kommt. Das heißt, dass wenige Unterschiede in den einzelnen Vorstellungen darüber existieren, was als schön angesehen wird. Dabei kommt es vor allem auf die Augen (groß, leuchtend, bestimmter Abstand voneinander), die Haut (rein) und gewisse Proportionen (Verhältnis Oberkörper und Unterkörper 0.7 zu 1.0) an (siehe Freeman 2013 ). Diese "technischen" Werte wurden mittels tausender digital gemorphter Bilder ermittelt. Das wirft die Frage auf: Wollen wir wirklich Einheitsportraits, die diesen eher oberflächlichen Kriterien genügen? Wie können wir uns von dem Wunsch, ein gefälliges Portrait zu erstellen, lösen und stattdessen in die Tiefe gehen, wo die wirkliche Schönheit verborgen liegt?
In dem Buch "50 Portraits" skizziert Gregory Heisler seine Überlegungen und Herangehensweise bei der Anfertigung seiner Portraits, die er meist von bekannten Personen gemacht hat. Dabei beschreibt er den "fotografischen Prozess" mit allen Aspekten, die mir wichtig erscheinen. Hierzu gehören zwar auch die Vorbereitung und Planung (das Was und Wie, also eher der "Kopf") aber vor allem die Interaktion mit dem Model und der fotografische Prozess an sich. Denn hierbei ergeben sich verschiedene psychologische Prozesse, die diesen Prozess kennzeichnen: (a) das Wahrnehmen der Situation (Was sehe ich überhaupt?); (b) Achtsamkeit (Fähigkeit, Details wertungsfrei zu erkennen); (c) Kommunikation (Coaching, Kontakt zum Model) und (d) das Komponieren und Auslösen (Entscheidung). Alle diese Aspekte sind wichtig, sie erfordern Konzentration auf die Sache und können trainiert werden! Ein Beispiel: Mein Ziel war es, ein authentisches Portrait eines befreundeten Professors zu erstellen, in dem ich nicht seine eher heitere, aber aus meiner Sicht auch weniger authentische Art festhalte, sondern eher seine Tiefe, Intelligenz, Melancholie. Wie kann ich das erreichen? Die Zutaten sind die Komposition (sehr nah, das verleiht Tiefe), ein ernster, konzentrierter Gesichtsausdruck und Empathie (sich Einfühlen in die fotografierte Person). Die Technik an sich (welches Objektiv, Kamera) sind dabei eher zweitrangig, nur das Licht ist entscheidend.
In diesem Buch werden Sie viele Anregungen bekommen, wie Sie ein authentisches und intensives Portrait herstellen können. Dabei sind mein psychologischer Hintergrund (als Psychotherapeut) und meine Erfahrungen als leidenschaftlicher Fotograf ganz entscheidend für meine Sichtweise auf die "Menschenfotografie", denn die Psychologie kann der Fotografie eine gewisse Tiefe und Reflektiertheit verleihen. Begabte Menschen-Fotografen sind auch meist gute Psychologen. Die Psychologie verhilft uns zudem dazu, das Selbst besser zu verstehen und somit auch Fragen zu klären, warum wir fotografieren und wie wir es schaffen können, unsere Gefühle und Gedanken fotografisch umzusetzen. In meinen Projekten verbinde ich das Fotografieren auch direkt mit der Psychologie. Die Projekte umfassen beis