Gänsehaut in Theorie und Praxis

Das neue Semester hat begonnen, und Nina muss wieder einmal vor ihren Freundinnen bekannt geben, dass es mit dem letzten Freund vorbei ist. So langsam beginnen die Psychologiestudentinnen zu glauben, dass es schwer wird, einen Mann zu finden, der Nina nicht nach ein paar Wochen langweilt. Denn Nina glaubt, dass Beziehungen unweigerlich in Langeweile enden und dass Disneyfilme nicht umsonst dann aufhören, wenn die Beziehung beginnt. Weswegen sie sich genau dann aus dem Staub macht. Ein bisschen Selbsterfahrung würde Männer-ADHS-Nina gut tun, finden ihre Freundinnen und schwatzen ihr ein Seminar zur Psychologie von Emotionen auf. Dieses entpuppt sich zwar als ganz interessant, der Dozent Patrick aber als noch interessanter. Als sie erfährt, dass Patrick eine neue studentische Hilfskraft sucht, ergreift Nina ihre Chance. Dumm nur, dass sie erst mal eine Studie zur Gänsehaut aufgebrummt bekommt und anschließend tagelang in einem abgedunkelten Labor Studenten als Versuchskaninchen verkabelt, um ihnen anschließend mit der 'Titanic'-Sterbeszene Gänsehaut zu verpassen. Als sie schon dabei ist, vor Langeweile den Verstand zu verlieren, taucht der mysteriöse Nik in ihrem kleinen Labor auf. Obwohl er eigentlich überhaupt nicht Ninas Typ ist, fasziniert er sie sofort. Er bekommt zwar keine Gänsehaut bei 'Titanic', behauptet aber, sich damit sehr gut auszukennen, und will Nina unbedingt dazu überreden, mit ihm eine kleine Feldstudie zu machen: mitternächtliche Spaziergänge auf dem Friedhof, Baden im kalten Hafenwasser, Balance-Akte über Dächern. Sie schleichen sich in eine Oper, veranstalten Kratzkonzerte mit Fingernägeln auf der Tafel eines Vorlesungssaals und stoßen an die Grenzen ihrer Geschmacksnerven, immer auf der Suche nach der nächsten Gänsehaut. Ehe sich Nina versieht, hat sie sich Hals über Kopf in Nik verliebt, und kann diesmal fast glauben, dass ihr mit ihm nie langweilig wird. Doch dann ist Nik plötzlich verschwunden und Nina steht vor einem Rätsel.

Autorentext
Susanne Gildehaus wurde 1986 in Ibbenbüren geboren und wuchs in Nienburg an der Weser bei Hannover auf. Für ihr Psychologiestudium zog sie nach Kiel, wo sie zwei Jahre am Lehrstuhl für Emotionspsychologie über Gänsehaut forschte. Seit ihrem Abschluss arbeitet sie bei einem Stuttgarter Automobilhersteller. GÄNSEHAUT IN THEORIE UND PRAXIS ist ihr erster Roman.

Leseprobe
"Als er saß, schaute er mich mit großen Augen an und fragte: "Also, hast du über meinen Vorschlag nachgedacht?" "Welchen Vorschlag?" Ich stellte mich dumm, vielleicht ließ sich das Gespräch so künstlich in die Länge ziehen, der Kaffee wäre schneller ausgetrunken und wir schneller wieder auf unseren getrennten Wegen. "Die Gänsehaut zu erforschen?", versuchte er es erneut. Ich zuckte die Schultern. "Ja weißt du ich hab echt ziemlich viel zu tun und so " Ich hoffte inständig, dass er den Hinweis verstehen und mich in Frieden lassen würde. "Okay, ich sag dir was. Weil du nicht weißt, was du verpasst, machen wir es so: Wenn du hier und jetzt in diesem Coffeeshop eine Gänsehaut kriegst, dann darf ich dich zu unserer ersten Gänsehautexpedition einladen, okay?" Ich blickte mich um. Es war laut, warm und nichts Ekelhaftes oder Anrührendes war in Sicht. Keine Chance, dass ich hier eine Gänsehaut bekommen würde, dachte ich." Susanne Gildehaus