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Nur widerwillig ist Rei Shimura ihrem Verlobten Hugh von Japan nach Washington gefolgt. Und während sie sich noch nach Japan zurücksehnt, vermittelt ihr ihre Cousine Kendall einen vielversprechenden Job: Sie soll die Innenausstattung für ein trendiges Japanrestaurant übernehmen. Doch als Kendall bei dessen Eröffnung entführt wird, sind wieder Rei Shimuras Qualitäten als Ermittlerin gefragt ...
Sujata Massey, geboren 1964 als Tochter einer Deutschen und eines Inders in Sussex, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in den USA und lebte dann mehrere Jahre in Hayama, Japan. Ihr Krimi-Debüt 'Die Tote im Badehaus' wurde mit dem renommierten Agatha-Award ausgezeichnet. Dem folgten weitere Romane mit Rei Shimura: 'Zuflucht im Teehaus', 'Bittere Mandelblüten', 'Tödliche Manga', 'Der Brautkimono', 'Die Tochter des Samurai', 'Japanische Perlen', 'Der japanische Liebhaber' und 'Der Tote im Sumida'. Zuletzt erschien 'Brennender Hibiskus', ihr zehnter Rei Shimura-Krimi. Sujata Massey lebt in Baltimore und kehrt so oft wie möglich nach Japan zurück.
Vorwort
Sushi & Crime.
Autorentext
Sujata Massey, geboren 1964 als Tochter einer Deutschen und eines Inders in Sussex, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in den USA und lebte dann mehrere Jahre in Hayama, Japan. Ihr Krimi-Debüt "Die Tote im Badehaus" wurde mit dem renommierten Agatha-Award ausgezeichnet. Dem folgten weitere Romane mit Rei Shimura: "Zuflucht im Teehaus", "Bittere Mandelblüten", "Tödliche Manga", "Der Brautkimono", "Die Tochter des Samurai", "Japanische Perlen", "Der japanische Liebhaber" und "Der Tote im Sumida". Zuletzt erschien "Brennender Hibiskus", ihr zehnter Rei Shimura-Krimi. Sujata Massey lebt in Baltimore und kehrt so oft wie möglich nach Japan zurück.
Leseprobe
1
Es erschienen eine Linie und ein Schatten.
Oder waren es zwei Linien? Ich betrachtete den Plastikstreifen auf dem Waschbeckenrand im Bad genauer. Eine Linie bedeutete nein, zwei ja. Eine Definition für eine Linie und einen Schatten gab es nicht.
»Na, wie sieht's aus?« fragte Hugh von der anderen Seite der Tür aus.
»Wenn ich das wüßte«, antwortete ich, öffnete die Tür und hielt ihm den Streifen hin wie ein Hors d'oeuvre. »Versuch du, dir einen Reim drauf zu machen.«
»Eine Linie, ist doch ganz einfach.«
»Siehst du den Schatten daneben nicht?«
»Eine richtige Linie wäre pink. Das ist bloß eine Falte im Streifen.« Er schlüpfte in seinen Burberry, denn der Washingtoner Frühling präsentierte sich in diesem Jahr ziemlich verregnet.
»Wenn's doch eine Erklärung für solche Schatten gäbe ...«
»Für Schatten, die nur du siehst. Schatz, wenn dich das wirklich so sehr beschäftigt, dann ruf doch bei der Hotline des Herstellers an.«
»Wenn ich das mache, sagen sie mir sicher, ich soll zum Arzt gehen.«
»Vielleicht bedeutet das ja, daß du ein bißchen schwanger bist.« Hugh legte seine Hand unter meinem Flanellpyjama auf meinen nackten Bauch.
»Eine ungeplante Schwangerschaft ohne Hochzeitstermin wäre wirklich die reine Freude«, sagte ich und schob seine Hand weg. Hugh und ich waren seit genau drei Monaten verlobt. Am Strand von Hawaii hatten wir sogar mit dem Gedanken an eine Blitzheirat gespielt, waren jedoch zu dem Schluß gekommen, daß wir das unseren Familien nicht antun konnten. Nun wollten wir die Feier in Washington veranstalten, aber die Sache ging nicht recht voran, weil ich Lokale und Catering in der Stadt noch nicht sonderlich gut kannte. Alles in allem hatte ich außer meinem künftigen Mann nichts vorzuweisen.
»Meine Cousine hatte ihr Kind bei der Hochzeit schon, und es war trotzdem das schönste Fest seit Jahren«, erklärte Hugh und ließ seinen geschlossenen Schirm durch die Luft wirbeln, bevor er ihn wieder auffing. Fast beneidete ich ihn wegen seines Optimismus hinsichtlich des Babys, des Verfahrens, das er gerade organisierte, und des Lebens allgemein. Nicht einmal der Washingtoner Regen machte ihm etwas aus, weil er ihn an Edinburgh erinnerte. Ich bevorzugte die hart auf die Dächer Tokios prasselnden Tropfen im Herbst und die warmen, schwülen Schauer im Frühling, zu Beginn der japanischen Regenzeit, doch ich fand mich mit dem Washingtoner Wetter ab, weil es für die Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft mit Hugh stand.
Nachdem wir uns über das Abendessen unterhalten hatten - Risotto mit angerösteten Zwiebeln und Jakobsmuscheln, falls es die irgendwo gab, dazu grüner Salat -, machte Hugh sich auf den Weg, und ich bereitete mir ein o-nigiri zu. Der Reis vom Vorabend war noch warm im Kocher, und im Kühlschrank befand sich ein kleiner Rest Lachs. Ich rollte alles in ein Stück Seetang und briet es kurz an.
Mit der linken Hand aß ich das Reisbällchen, während ich mit der rechten durch die Online-Version des Daily Yomiuri scrollte. Mittlerweile lebte ich seit einem halben Jahr nicht mehr in Japan, und ich hatte das Gefühl, daß meine Sprachkenntnisse sich drastisch verschlechterten. Als bafu - halb Japanerin, halb Amerikanerin - verstand ich es als meine Pflicht, auf dem laufenden zu bleiben. Ich übersprang die schlechten Wirtschaftsnachrichten und wandte mich den für Ausländer bestimmten Sprachseiten zu. Das Wort des Tages war zurekin, was so viel bedeutet wie »Pendeln außerhalb der Rush-hour« und von der Regierung propagiert wird, weil es das Reisen für Mensch und Umwelt leichter und angenehmer macht - eine Idee, die sich aber bei der arbeitenden Bevölkerung bisher nicht wirklich durchgesetzt hat.
Ich sah eine Parallele zu meinem Leben: Meine übliche Hektik hatte sich urplötzlich in