CHF24.00
Download steht sofort bereit
Hand auf's Herz: Was hören Sie, wenn Sie jemanden nach seiner Befindlichkeit im Job fragen? Ganz wenige schwärmen dann von interessanten Aufgaben, einem verständnisvollen Chef, ihrer permanenten Weiterentwicklung und ihrem kontemplativ-erfreulichen Umfeld. Aber das sind nur ganz wenige. Die meisten jammern und leiden. Der Leidensfaktor am Arbeitsplatz ist offensichtlich immens hoch und die Leidensgründe sind vielfältig. Um Leiden zu schaffen und aufrecht zu erhalten, müssen wir etwas zuführen, etwas beitragen: Es braucht Energie, Aktivität, eine spezifische Wahrnehmung, Erklärung und Bewertung, um zu leiden. Wir müssen also etwas dazu tun. Leiden passiert nicht einfach von selbst und vor allem: Die Autoren sind der Überzeugung, dass nicht die anderen unser Leiden schaffen, sondern wir ganz allein sicherlich, in Wechselwirkung mit anderen. Aber es braucht uns, unser Verhalten, damit wir leiden. Auf eine humorvolle Art und Weise geben die Autoren eine Anleitung, wie Sie effizient und zielsicher unter sich selbst leiden, unter anderen leiden, beim Leiten zu leiden und im Team zu leiden Sie brauchen nur den Leidensmeilensteinen folgen.
Leseprobe
Die Kunst, unter sich selbst zu leiden. Platz 15: Ich habe ein Hobby! Was soll daran nun schon wieder auszusetzen sein?, fragen Sie sich vielleicht. Gar nichts. Zunächst einmal. Hobbys sind etwas Feines, ein wunderbarer Ausgleich für die Irrungen und Wirrungen des Berufslebens. Eben etwas zum Abschalten wenn man erst einmal da ist. Wie wunderbar ist es beim Yoga! Ein Quell der Entspannung und des Auftankens. Zumindest dann, wenn Sie pünktlich aus dem Büro gekommen sind. Und wenn kein Stau war. Und wenn Sie vor dem Yogazentrum gleich einen Parkplatz gefunden haben. Hätten Sie sich jemals träumen lassen, dass Sie Woche für Woche so wunderbar leiden könnten und Ihren Stress so unermesslich erhöhen könnten, bevor Sie sich ein Hobby gesucht haben? Endlich einmal etwas, das Sie ganz und gar für sich alleine haben. Und etwas für Ihren Blutdruck. Der war auf dem Weg zum Yoga kurzzeitig vorm Explodieren. Aber jetzt erst einmal entspannen. Sie sind angekommen. OOOMMM. OOOMMM. Denken Sie jetzt bloß nicht ans Aerobic morgen Abend. Dort gibt es zwar mehr Parkplätze vor der Tür, allerdings müssen Sie eine halbe Stunde vor offiziellem Beginn der Aerobicstunde ankommen. Sie müssen schließlich mit Ihrem Handtuch einen Platz reservieren. Es wird sicher wieder wie jeden Dienstag zum Bersten voll sein. Man wundert sich schon ein wenig, ob die alle kein zu Hause haben. Da loben Sie sich die Volkshochschule am Mittwoch. Zum Portugiesisch gibt es wenigstens genug Sitzplätze. Zwar sind die Stühle etwas klein und die Tische etwas niedrig, was schlecht für Ihren Rücken ist. Aber darum kann sich am Donnerstag Inge, die Masseurin, kümmern. Hoffentlich packt die nicht wieder wie eine Metzgerin zu, sonst können Sie am Freitag wieder nur auf allen Vieren zum Pilates kriechen. Doch konzentrieren wir uns noch einen Augenblick auf Ihre heutige Yogastunde. Morgen ist ein neuer Tag. Entspannen Sie sich. Wenigstens noch einen kurzen Augenblick. Sie zahlen ja schließlich dafür und nicht zu wenig. Aber wenn schon, denn schon. Sie wollen echtes Yoga lernen und nicht irgendeinen Abklatsch bei einem dahergelaufenen Scharlatan. Bei der wenigen Freizeit, die Sie haben, können Sie es sich gar nicht erlauben, diese mit zweitklassigen Yogalehrern zu verschwenden. OOOMMM. OOOMMM. Und während die anderen Ignoranten in Ihrer Yogaklasse noch ganz in sich versunken sind, denken Sie schon mal an die Arbeit morgen im Büro: Sie müssen etwas früher anfangen, damit Sie pünktlich raus kommen. Wegen Portugiesisch. Ach nein, das ist ja erst am Mittwoch. Morgen ist ja Aerobic. Sind Ihre Aerobicsachen eigentlich schon trocken oder noch in der Wäsche? Egal OOOMMM. OOOMMM. Wenn Sie die Yogastunde eine Viertelstunde früher verlassen, können Sie zu Hause noch die Waschmaschine anstellen. Wenn kein Stau ist. Und Sie zu Hause gleich einen Parkplatz finden. Wir fassen uns kurz mit der Abschlussfrage am Ende diese Leidensmeilensteins (Sie haben ja wenig Zeit). Sind Sie mit folgender Inschrift auf dem Grabstein einverstanden?Auf dem Weg zum Yoga an Herzinfarkt verstorben. Die Kunst, unter anderen zu leiden. Platz 13: Winken Sie mit dem Zaunpfahl! Sprechen Sie die Dinge niemals klar und ausdrücklich an. Ergehen Sie sich lieber in Andeutungen und Hinweisen. Sollen die anderen doch selbst herausfinden, was Sie meinen. Sie sagen es zwar nicht, aber Ihre Gestik spricht Bände. Ihre Andeutungen sind nicht falsch zu verstehen. Was, das beherrschen Sie nicht? Wir geben Ihnen ein wenig Nachhilfe: Wenn Sie im Meeting wieder einmal zum Projektleiter auserkoren werden, lehnen Sie nicht ab. Husten Sie nur ganz leise und sagen Sie dann mit heiserer Stimme: Ich habe schon das letzte Mal das Projekt geleitet aber wenn es denn sein muss (die genaue Technik und die passende Körperhaltung sind in Kapitel 2 unter Ich bin Opfer ausführlich beschrieben). Sie werden das Projekt selbstverständlich ohnehin nicht leiten: Für alle Anwesenden war klar erkennbar (oder wäre zumindest erkennbar gewesen, wenn Sie nicht von Idioten und Ignoranten umgeben wären), dass Sie krank sind und ab morgen für zwei Wochen nicht mehr ins Büro kommen werden. Hätte man auf Ihre unterschwelligen klaren Botschaften gehört, hätte man sich für einen anderen Projektleiter entschieden. Tja. Wer nicht hören will Ein weiteres Beispiel, damit Sie wahre Meisterschaft erlangen können: Wenn Sie gefragt werden, ob Ihnen Ihre Kollegin etwas aus der Kantine mitbringen soll, lehnen Sie freundlich ab: Nein, nein, Du hast doch sowieso zu viel zu schleppen. Ich gehe nachher selbst zwei Flaschen Mineralwasser das stille in der blauen Flasche, nicht in der gelben, die zu eins fünfzig das Stück holen und wenn du schon mal da bist ähem, ich meine natürlich: wenn ich nachher schon mal da bin, bringe ich mir zwei Äpfel mit aber keine Granny Smith, die sind so sauer. Was hat Ihre ignorante Kollegin daran bitteschön nicht verstanden??? Sie haben Sie doch klar und deutlich um etwas gebeten! Es kann doch wohl nicht zu viel verlangt sein, um etwas Wasser aus der Kantine zu bitten, wo sie doch ohnehin schon zur Kantine gegangen ist. Merken Sie, wie es Ihnen gelingen kann, durch Ihre ignorante Umwelt in gerechten Zorn zu geraten, wenn Sie mit dem Zaunpfahl winken? Sollten Sie jemals Führungsverantwortung übertragen bekommen, können Sie den Grundgedanken dieses Leidensmeilensteins sogar zu einer Management-Methode ausbauen: Management-by-Wink-mit-dem Zaunpfahl. Dieses Führungsmodell fügt sich besonders gut in Unternehmenskulturen ein, in denen Informationen nur in homöopathischen Dosen verabreicht werden. Sie können sich natürlich auch einmal kritisch fragen, was Sie daran hindert, Themen offen und gerade heraus anzusprechen. Dann müssten Sie allerdings den Zaunpfahl weglegen. Die Kunst, beim Leiten zu leiden. Platz 16: Setzen Sie stets ein gemeinsames Verständnis voraus! Eine kecke Frage an Sie: Was glauben Sie, dass Ihre Mitarbeiter unter der Leistung verstehen, die Sie von ihnen verlangen? Sie werden an diesem Punkt denken, wir sind völlig verrückt geworden. Denn genau so sind wir aufgewachsen: Leistung ist Leistung ist Leistung. Wenn Sie dieser Ansicht sind, haben wir einen Experimentiertipp für Sie: Lassen Sie Ihre Mitarbeiter doch mal im nächsten Meeting aufschreiben, was sie unter Leistung verstehen. Gleichzeitig, natürlich. Beim Nachbarn abschauen gilt nicht. Zum Vergleich könnten Sie die Zeit, in der Ihre Mitarbeiter schreiben, nutzen, um selbst eine Definition für Leistung aufs Papier zu bringen also das zu beschreiben, was Sie von Ihren Mitarbeitern fordern, wenn Sie Leistung fordern. Nun wäre es ja ideal, wenn Sie von allen gleich lautende Antworten bekämen, die zudem noch exakt Ihrer Definition entsprächen. Unsere Erfahrung ist allerdings eine gänzlich andere: Jeder hat meist seinen ganz persönlichen kleinen Duden im Kopf und definiert…