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»Wenn Schnaps, Teer und Sauna nicht helfen, dann ist die Krankheit tödlich«, so ein finnisches Sprichwort. Der Deutsche Roman Schatz, in Finnland bekannt wie ein bunter Hund, erklärt uns seine Wahlheimat, deren bekannteste Exportgüter Schwitzkästen und Angry Birds sind. Die seit Jahren als glücklichstes Land der Welt den »World Happiness Report« anführt. Die ein Paradies für Winterbaden, Kanu- und Langlauftouren, Fliegenfischen und Hundeschlittenfahren ist. Deren Fläche zu siebzig Prozent aus Wald besteht. Mit Bewohnern, die als wortkarg und dauermelancholisch gelten - und einer Sprache, die neben »Honigpfote« noch elf Wörter für »Bär« kennt. »Höchste Zeit, hinzufahren und sich Suomi (so heißt Finnland in der Landessprache) mal anzuschauen! Diese Gebrauchsanweisung ist dafür die passende Reiselektüre.« Bild Der Autor verrät, was es mit dem Ertüchtigungswahn der Finnen und mit ihrer Schwäche für Ahnenforschung auf sich hat. Wo man sich eine ofenfrische »Ohrfeige« holen kann und wie Erlebnisgastronomie auf Finnisch geht. Wie ein typisch finnischer Mord aussieht. Und warum manche Rentiere nachts leuchten. »Dank seiner satirischen Sendungen ist er wohl der bekannteste Deutsche Finnlands - und seine humorvolle Bissigkeit kommt auch dem Buch zugute. Unterhaltsam, kenntnisreich, lesenswert!« Nordis
Roman Schatz ist Finnlands bekanntester Deutscher. 1960 in Überlingen am Bodensee geboren, folgte er einer Finnin der Liebe wegen 1986 in ihre Heimat. Er arbeitet in Helsinki als Journalist, TV- und Radiomoderator und Buchautor. Auf Deutsch erschienen u.a. »Der König von Helsinki« und »Telewischn«.
Autorentext
Roman Schatz ist Finnlands bekanntester Deutscher. 1960 in Überlingen am Bodensee geboren, folgte er einer Finnin der Liebe wegen 1986 in ihre Heimat. Er arbeitet in Helsinki als Journalist, TV- und Radiomoderator und Buchautor. Auf Deutsch erschienen u.a. »Der König von Helsinki« und »Telewischn«.
Leseprobe
Auf der Suche nach sich selbst - Die finnische Identität
Eines haben die meisten Finninnen und Finnen gemeinsam, ganz egal, ob sie jung oder alt sind, Rechtskonservative oder Ökorevolutionäre, Feministinnen oder Patriarchen, Bauern oder Professorinnen, religiöse Pietisten oder linientreue Kommunisten: Sie sind fast alle wirklich gerne Finnen und sind, jede und jeder auf eigene Art, mächtig stolz darauf, diesem exotischen kleinen Volk anzugehören.
Wenn man vor meiner Haustür auf die hübsche grüne Helsinkier Straßenbahn wartet und gerade einer der etwa zwei Dutzend amtlichen Beflaggungstage des Jahres ist, kann man, wenn man sich einmal um die eigene Achse dreht, mindestens siebenundvierzig blaue Kreuze auf weißem Grund flattern sehen. Dann kommt die Straßenbahn.
Beflaggt wird unter anderem am Tag der Kriegsveteranen, am Tag der finnischen Sprache, am Tag des Gedichts und des Sommers (dem Geburtstag des Poeten Eino Leino), am Tag der Gefallenen, am Tag der Gleichberechtigung (dem Geburtstag der Schriftstellerin Minna Canth), am Tag der finnischen Literatur, am Tag des Finnentums, am Tag des Nationaldichters Johan Ludvig Runeberg und am Vatertag. Letzterer findet hier am zweiten Sonntag im November statt, vermutlich, damit finnische Väter nicht auf die Idee kommen, sich mit einer Kiste Bier und ihren Söhnen in die sommerliche Natur zu verdrücken. Der Muttertag ist am zweiten Sonntag im Mai, wie auch im Rest der Welt.
Stolz auf sich selbst als Nation, als Kultur, als Sprache und als Volk zu sein ist für Finnen etwas völlig Selbstverständliches. Für jemanden, der in Deutschland aufgewachsen ist, ist dieser überbordende, ungehemmte Patriotismus anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Das Wort suomalaisuus, Finnentum, ist allgegenwärtig im täglichen Sprachgebrauch, die eigene Identität ist Gegenstand unzähliger Bücher, Thema vieler Talkshows und Podiumsdiskussionen, etwas, worüber man gern und viel spricht.
In Deutschland ist schon die Vokabel problematisch. Deutschtum, das tümelt eben und erinnert sofort an die Sünden und Verbrechen, die sich Deutschland in den letzten Jahrhunderten zuschulden kommen ließ.
Hier aber denkt man gern und intensiv über die eigene Nation nach und schämt sich nicht für die eigene Vergangenheit, denn im Gegensatz zu fast allen anderen sogenannten zivilisierten europäischen Staaten hat Finnland nie versucht, die gesamte bekannte Welt oder wenigstens seine Nachbarn zu erobern. Hier ging es nie darum, aggressive oder expansive Außenpolitik zu betreiben, Finnland hatte nie Kolonien. Die Priorität lag immer im eigenen Überleben, im Entwickeln der eigenen Sprache und Identität, im Etablieren einer eigenständigen finnischen Kultur und Nation in Europa. Finnland - die Wiege der Zivilisation
Vielleicht ist die hartnäckige Nabelschau der Finnen dadurch zu erklären, dass sie gar nicht wissen, wo sie herkommen. Der Ursprung dessen, was man ein finnisches Volk oder eine finnische Kultur nennen könnte, liegt nämlich im Dunkel der Geschichte. Es hat die verschiedensten Ansätze gegeben, Licht in dieses Dunkel zu bringen: Man hat die Bibel interpretiert und glaubte lange Zeit, die Finnen seien ein Stamm, der sich nach der babylonischen Sprachverwirrung in den Norden Europas verirrt habe. Man hat kraniologische Studien betrieben, also die Schädelknochen verschiedener Stämme vergleichend vermessen, und ist zu dem Schluss gekommen, dass finnische Jochbeine denen der Mongolen ähneln. Man hat die heutige finnische Sprache mit anderen, ähnlichen Sprachen verglichen und ein Dutzend verwandter Dialekte entlang der Wolga in Sibirien gefunden, man hat mitochondrische DNS untersucht und überraschenderweise entdeckt, dass die Vorfahren der meisten Finnen aus Mitteleuropa stammen, sich aber Ostfinnen und Westfinnen genetisch weit mehr voneinander unterscheiden als beispielsweise Deutsche von Brit