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Er ist der berühmteste Bergsteiger der Welt, seine Erfolge sind legendär, seine Auftritte spektakulär. Reinhold Messner steht immer schon im Fokus der Medien, die das wahre Wesen des Extrembergsteigers, Biobauern, Wüstenwanderers, Europapolitikers und Museumsgründers zu fassen versuchen. Die Zusammenschau der aussagekräftigsten Interviews und persönlicher Texte von Messner selbst - Expeditionsberichte, Reportagen, Essays - macht den Grenzgänger greifbarer denn je: Sie zeigt einen kompromisslosen Werdegang, offenbart dessen Brüche, verrät Messners tiefste Gedanken und den Weg zu sich selbst. Das Kaleidoskop eines Lebens, authentisch und aufregend.
Reinhold Messner, 1944 in Südtirol geboren, gelangen zahlreiche Erstbegehungen und die Besteigung aller 14 Achttausender sowie die Durchquerung Grönlands und der Antarktis zu Fuß. Mittlerweile widmet er sich vor allem seinen Messner Mountain Museen (MMM) sowie Film- und Buchprojekten. Zuletzt erschienen bei MALIK u. a. seine Autobiografie, der SPIEGEL-Bestseller 'Über Leben', und der große Bildband 'm4 Mountains - Die vierte Dimension', der in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entstand, sowie die Neuausgabe von 'Vertical - 170 Jahre Kletterkunst' (mit Simon Messner), der Band 'Mord am Unmöglichen' und die aktualisierte Fassung von 'Torre - Schrei aus Stein'. Seine besondere Aufmerksamkeit gilt heute dem Narrativ der Schlüsselgeschichten des Alpinismus.
Autorentext
Reinhold Messner, 1944 in Südtirol geboren, gelangen zahlreiche Erstbegehungen und die Besteigung aller 14 Achttausender sowie die Durchquerung Grönlands und der Antarktis zu Fuß. Mittlerweile widmet er sich vor allem seinen Messner Mountain Museen (MMM) sowie Film- und Buchprojekten. Zuletzt erschienen bei MALIK u. a. seine Autobiografie, der SPIEGEL-Bestseller "Über Leben", und der große Bildband "m4 Mountains - Die vierte Dimension", der in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entstand, sowie die Neuausgabe von "Vertical - 170 Jahre Kletterkunst" (mit Simon Messner), der Band "Mord am Unmöglichen" und die aktualisierte Fassung von "Torre - Schrei aus Stein". Seine besondere Aufmerksamkeit gilt heute dem Narrativ der Schlüsselgeschichten des Alpinismus.
Leseprobe
Einleitung
Grenzgang als Zustand und Philosophie
Das Ziel der Grenzgänger vergangener Zeiten - zu Beginn des 20. Jahrhunderts nannte man sie noch Abenteurer - war es, die letzten weißen Flecken auf den Landkarten zum Verschwinden zu bringen. Ihnen ging es um die Pole: Nordpol, Südpol und um den Mount Everest, der damals als dritter Pol oder Ostpol bezeichnet wurde. Viele der Zeitgenossen haben sich mit ihren mutigen Landsleuten identifiziert, die stellvertretend für ihre Nation sich in die wüsten, lebensfeindlichen Landschaften hinausbegeben haben, um als Erste die Fahne ihres Landes dahin zu tragen, wo noch keiner gewesen war.
Damit hat meine Form des Grenzgangs nichts zu tun. Ich habe nie irgendwelche Fahnen mitgenommen, und 1978, gerade vom Mount Everest zurück, habe ich in Südtirol das Sakrileg begangen, in einer feierlichen Dankesrede zu erklären, dass höchstens ein Taschentuch meine Fahne sei. Denn wenn ich auf einem großen Berg stehe, bin ich zu klein für heroische Gebärden. Das hat mir viel Häme eingebracht, aber nach wie vor stehe ich zu dieser antinationalistischen Haltung des Grenzgängers. Gerade in der heutigen Zeit, denn wir haben nicht das Recht, ferne Orte in Besitz zu nehmen. Wir haben die Berge nicht als Kolonialreiche unter unseren Füßen, sondern betreten sie nur kurz, als Gäste. In Südtirol, wo es allerorten kreuzelt, wo die Berge mit Gipfelkreuzen verschandelt sind, gilt eine solche Haltung als ketzerisch. Aber gerade deswegen habe ich mich bemüht, den Wüsten, den Meeren, den Eiswüsten und den großen Höhen mit Demut und Respekt zu begegnen. Also habe ich angefangen, mit Beinen und Händen zu philosophieren, mit fliegenden Lungen zu denken und mit der »Geschwindigkeit des Fußgängers« - mein Freund Christoph Ransmayr soll zitiert sein - die Welt zu erfahren. Wir Menschen sind nicht dafür geboren, im Fliegen oder aus dem Auto heraus die Welt zu sehen, zu ertasten und zu hören. Alles geht dabei zu schnell. Unsere Sinne sind die Sinne von Fußgängern. In der Geschwindigkeit des Zu-Fuß-Unterwegsseins, des Hinaufsteigens, des Hinausgehens erkennen wir etwas über uns und die Welt.
Ich weiß, dass die Globalisierung alles Ferne und Fremde verschluckt. Wir erhalten durch die virtuellen Welten des Internets, durch Fernsehen und Kino den Eindruck, dass wir die ganze Welt kennen und im Nu auch erreichen können. Die Welt ist zum Zoo geworden oder zum Disneyland. Die Auseinandersetzung Mensch - Natur, die Begegnung Mensch - Berg findet leider kaum noch statt. Heute sind Nord-, Süd- und Ostpol-Reisen möglich. Der Everest wird im Reisekatalog angeboten, er ist zur Handelsware geworden. Die kommerziellen Expeditionen, die Big E, so der höchste Gipfel der Welt im Englischen, zum Highway-Trip, zu einer Art Angebot von der Stange gemacht haben, suggerieren größtmögliche Sicherheit. Dabei leisten beim Aufstieg Sherpas die Hauptarbeit. Zum Südpol kann man fliegen, und amerikanische Wissenschaftler haben dort seit 50 Jahren eine Station. Täglich fliegen Maschinen ein, um sie zu versorgen. Fast scheint es, als ob dort Heimat wäre. Auch der Nordpol ist per Flugzeug oder Hubschrauber erreichbar, oder die Reisenden benutzen komfortable atombetriebene Eisbrecher. Jedes Jahr sind es Tausende, die dem Kitzel frönen, die krachenden, hämmernden, sägenden Eisschollen zu hören, während das sichere Schiff das zwei Meter dicke Eis im Polarmeer Richtung Nordpol durchbricht.
Wir alle umrunden heutzutage die Welt als Touristen. Wir tun es schon seit etwa 40 bis 50 Jahren. Lange bevor die globalen Geldströme die Welt umkreisten, hat der Tourismus die Welt erobert. Die Revolution der Kommunikation tut ein Übriges. Von jedem Punkt der Erde können wir uns mit einem Satellitentelefon mit jedem anderen Punkt der Erde in Verbindung setzen. Die Abenteuer, die früher notwendig waren, um zum Nordpol, zum Süd