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Während eines Kongresses der Gerichtsmediziner in Darmstadt wird bei Renovierungsarbeiten im Kongresszentrum ein Schädel gefunden. Steffen Horndeich und Leah Gabriely von der Mordkommission finden heraus, dass der Besitzer des Schädels vor sehr langer Zeit verstorben sein muss. Ganz anders sieht es bei den Skelettresten aus, die wenig später in einem Waldgebiet auftauchen: Das Mordopfer kann noch nicht so lange tot sein. Schon die Feststellung der Identität wird zu einem komplexen Puzzlespiel. Und dann mehren sich die Hinweise, dass ausgerechnet der Schädel bei der Lösung des Falls eine wichtige Rolle spielen könnte.
Michael Kibler, geboren 1963 in Heilbronn, ist heute leidenschaftlicher Darmstädter. Nach Studium und Promotion arbeitet er als Texter und Schriftsteller. Seit 2005 veröffentlicht er erfolgreiche Kriminalromane um die Darmstädter Ermittler Steffen Horndeich und Margot Hesgart. Mit 'Sterbenszeit' erschien 2014 außerdem sein erster Krimi um den BKA-Hauptkommissar Lorenz Rasper.
Autorentext
Michael Kibler, geboren 1963 in Heilbronn, ist heute leidenschaftlicher Darmstädter. Nach Studium und Promotion arbeitet er als Texter und Schriftsteller. Seit 2005 veröffentlicht er erfolgreiche Kriminalromane um die Darmstädter Ermittler Steffen Horndeich und Margot Hesgart. Mit "Sterbenszeit" erschien 2014 außerdem sein erster Krimi um den BKA-Hauptkommissar Lorenz Rasper.
Leseprobe
FREITAG, 2. JUNI
Leah saß nicht an ihrem Schreibtisch. Sie hatte Horndeich eine Kurznachricht geschickt, dass es etwas später werden würde. Aber sie hatte verschwiegen, aus welchem Grund. Und genau das war das Ungewöhnliche.
Leah und Horndeich teilten sich ein Büro, ihre Schreibtische standen einander an der Längsseite gegenüber. Leah saß auf dem Platz, auf dem früher Margot gesessen hatte - also eigentlich alles wie früher. Nur die Aussicht, die hatte sich für Horndeich völlig verändert. Während sich auf Margots Schreibtisch stets Gebirge von Akten getürmt hatten, sah Leahs Arbeitsfläche genau so aus wie zu jener Zeit, als Margot schon gekündigt hatte und sie über Monate verzweifelt nach einer Nachfolgerin gesucht hatten: Das Pult war leer. Nein, es war nicht nur leer, es war zu jeder Zeit absolut blitzeblank sauber. Horndeich hatte Leah öfters darauf hingewiesen, dass sie mit ihrer Art, den Tisch zu polieren, irgendwann die Putzfrau arbeitslos machen würde. Leah hatte die Bemerkung einfach ignoriert.
Und ebenso korrekt wie mit der Schreibtischhygiene hielt Leah es auch mit der Kommunikation: Horndeich schätzte Leahs hundertprozentige Zuverlässigkeit und Verlässlichkeit. Kam sie fünf Minuten zu spät zu einem Termin, konnte er sicher sein, dass sie ihm das spätestens eine halbe Stunde vorher mitteilen würde. Und stets mit einer Begründung.
Es klopfte. Horndeich sah auf: »Ja?«
Silvia Rauch stand im Türrahmen.
»Wir haben einen Treffer gelandet«, sagte die Leiterin des Erkennungsdienstes. In der Hand hielt sie eine dünne Akte.
»Was für einen Treffer?«
»Wir haben auf dem Schädel und auf der Pappkiste zahlreiche Fingerabdrücke gefunden. Von mindestens fünf verschiedenen Personen. Und bei einer haben wir den Hauptgewinn gezogen. Er ist bei uns in der Datenbank.«
Silvia trat ein und setzte sich auf Leahs Stuhl. Sie schob die dünne Akte in Richtung Horndeich. »Robyn Riemer heißt der Kandidat.«
»Warum ist der bei uns im System?«
»Einbruch. Allerdings ohne was zu klauen. Die Kurzversion: Er wollte mit seiner Freundin ein Schäferstündchen auf einem fremden Dachboden verbringen, da ist ihnen unser Schädel förmlich vor die Füße gefallen. Die Freundin rannte in Panik zur Polizei, Robyn ihr hinterher. Es ist nichts geklaut worden, es ist nichts kaputtgegangen - sie haben beide ein paar Arbeitsstunden bekommen. Und das war's.«
»Und wie kommt der Schädel auf einen Dachboden?«
Silvia zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Das steht hier nicht drin.«
Horndeich schlug die Akte auf. »Wohnt dieser Riemer noch dort?« Er sah auf die Adresse in Fränkisch-Crumbach.
Silvia Rauch zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Das ist jetzt euer Job.«
In diesem Moment betrat Leah das Büro. Ein kurzer Blickwechsel zwischen ihr und Silvia Rauch. Silvia erhob sich sofort. Es gab Dinge, über die konnte man mit Leah Gabriely nicht diskutieren. Ihr Revier, sprich die vier Quadratmeter, auf denen ihr Bürostuhl und ihr Schreibtisch standen, waren vermintes Gebiet.
»Sorry«, sagte Silvia und verließ auch schon das Büro.
Horndeich fuhr schweigend in Richtung Fränkisch-Crumbach. Leah sagte kein Wort. Sie starrte durch die Windschutzscheibe nach draußen.
Horndeich wusste aus Erfahrung, dass er bei ihr mit einem simplen »Na, spuck's aus, was ist los?« nicht weiterkommen würde. Nicht, dass er es zu Beginn der Fahrt nicht versucht hätte. Doch Leah hatte nur abgewinkt.
Aber, und auch das schätzte er an seiner Kollegin, sie konnten auch miteinander schweigen. Wenn nichts zu sagen war, musste die Pause auch nicht mit Plattitüden über das Wetter oder das Fernsehprogramm ausgefüllt werden. Wenn Leah ihm etwas mitteilen wollte, dann würde sie es zu gegebener Zeit tun.
»Mir ist etwas richtig Dummes passiert«, brach sie plötzlich das Schweigen.
Nun, so weit war Horndeich in seinen Überlegungen auch schon gedie