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Auf dem Grund eines Badesees wird ein alter Mercedes entdeckt, darin die sterblichen Überreste zweier Menschen. Als sich herausstellt, dass das junge Paar seit den Achtzigerjahren verschwunden ist, stehen Steffen Horndeich und seine Kollegin Margot Hesgart von der Darmstädter Mordkommission vor vielen offenen Fragen. Doch dann wird in einem stillgelegten Zivilschutzbunker eine weitere Leiche gefunden - ein Mann aus Berlin wurde erschossen. Wo zunächst kein Zusammenhang scheint, entdeckt Horndeich schon bald eine Parallele. Und er bemerkt: Erst vor wenigen Tagen hatte er selbst mit dem Mann gesprochen ...
Michael Kibler, geboren 1963 in Heilbronn, ist heute leidenschaftlicher Darmstädter. Nach Studium und Promotion arbeitet er als Texter und Schriftsteller. Seit 2005 veröffentlicht er erfolgreiche Kriminalromane um die Darmstädter Ermittler Steffen Horndeich und Margot Hesgart. Mit 'Sterbenszeit' erschien 2014 außerdem sein erster Krimi um den BKA-Hauptkommissar Lorenz Rasper.
Autorentext
Michael Kibler, geboren 1963 in Heilbronn, ist heute leidenschaftlicher Darmstädter. Nach Studium und Promotion arbeitet er als Texter und Schriftsteller. Seit 2005 veröffentlicht er erfolgreiche Kriminalromane um die Darmstädter Ermittler Steffen Horndeich und Margot Hesgart. Mit "Sterbenszeit" erschien 2014 außerdem sein erster Krimi um den BKA-Hauptkommissar Lorenz Rasper.
Leseprobe
FREITAG, 19. SEPTEMBER
»Notruf Polizei Darmstadt, Süllmeier.« Süllmeier sah auf die Uhr. Kurz vor sechs. Bald wäre die Nachtschicht in der Polizeieinsatzzentrale endlich vorbei. Manchmal, so wie heute, verfluchte er es, den Lehrgang zur Arbeit in der Einsatzzentrale zusätzlich absolviert zu haben. Wenn Not am Mann war, wurde er immer wieder eingesetzt - und er hasste diese Nächte mit dem Headset auf dem Kopf.
»Da sind zwei Leichen in dem Auto.«
»Mit wem spreche ich bitte?«
»Das tut nichts zur Sache.«
»Nennen Sie mir bitte Ihren Namen.«
»Ich sagte schon, der ist jetzt nicht wichtig. Aber da sind die beiden Leichen in dem Mercedes.«
Süllmeier tippte: Junger Mann, zwischen zwanzig und dreißig. »Herr ...«
»... auf dem Rücksitz. Haben Sie was zu schreiben?«
»Ja natürlich.«
»Ich gebe Ihnen jetzt die Koordinaten durch, wo Sie die Leichen finden.«
Süllmeier sah auf das Display: Die Telefonnummer stammte von einem Handy. Wahrscheinlich hatte der Schlaumeier »Rufnummer unterdrücken« eingestellt, nicht wissend, dass das bei eingehenden Notrufen nichts brachte: Die Nummer wurde immer angezeigt. Deshalb hakte Süllmeier auch nicht weiter nach. »Okay, schießen Sie los.«
»Nördliche Breite 49 Grad, 53 Bogenminuten und dann noch 54,22 Sekunden. Östliche Länge: acht Grad, 44 Minuten und 8,81 Sekunden.«
Süllmeiers Frau hatte ihren Mann oft gefragt, wieso er dieses blöde Geocaching als Hobby betreibe, bei dem er völlig belanglosem Krimskrams quer durch die Natur nachspürte. Spätestens jetzt konnte Süllmeier das seiner Frau erklären: Ohne seine Grundkenntnisse in Navigation, zu denen auch gehörte, Koordinaten nach Längen- und Breitengraden unterscheiden zu können, inklusive der feineren Einteilungen in Bogenminuten und Bogensekunden, wäre für ihn die Beschreibung des Unbekannten am Telefon nur ein böhmisches Dorf gewesen. Süllmeier lächelte.
»Haben Sie das?«, fragte der Fremde.
»Ja, habe ich«, antwortete der Polizeikommissar. Er wollte gerade dazu ansetzen, den Mann noch einmal nach seinem Namen zu fragen, als er ein Klacken in der Leitung vernahm. Der Kerl hatte das Gespräch beendet.
Süllmeier überlegte kurz. Dann entschied er sich dafür, zunächst die Koordinaten zu überprüfen. Er gab sie in das Kartensystem des Polizeirechners ein und staunte nicht schlecht. Der Ort befand sich tatsächlich innerhalb der Stadtgrenzen Darmstadts. Süllmeier hatte erwartet, dass die Angaben ihn zu einer Stelle irgendwo im Wald führen würden. Dem war aber nicht so. Die Koordinaten zeigten mitten ins Wasser des Badesees Grube Prinz von Hessen.
Die Villa lag kurz vor dem Ende des Seiterswegs. Beneidenswert, dachte Margot Hesgart, Polizeihauptkommissarin bei der Mordkommission in Darmstadt. Nicht, dass sie mit ihrem Häuschen im Komponistenviertel unzufrieden gewesen wäre, aber diese Luxusvillen übten schon eine Faszination auf sie aus. Zumal man durch die Gartentürchen hinter dem Haus direkt zur Rosenhöhe und dem Oberfeld gelangte, Spazierwiese und Refugium seit jeher.
Vor der Doppelgarage stand ein Landrover neueren Baujahrs, und schon der erste Blick auf den Wagen offenbarte, dass jemand sehr großzügig die Häkchen auf der Liste der Sonderausstattungen verteilt hatte. Dazu passte auch das Kennzeichen, das den Besitzer als Inhaber diplomatischer Vorrechte auswies. Allein die Dreckspuren an den Radkästen - für gewöhnlich eher Adelstitel eines echten Geländewagens - wirkten deplatziert.
Bernd Süllmeier war etwa zehn Jahre jünger als Margot. Sie hatte den Kollegen der Schutzpolizei in den vergangenen Jahren an unterschiedlichen Tatorten immer wieder getroffen. Süllmeier war so groß, dass er aus reiner Vorsicht immer ein wenig den Kopf einzog, wenn er durch einen Türrahmen gi