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Nach einer Trennung entschließt sich Julia zu einem Tapetenwechsel. Schon oft hatte ihr Schwager George sie in sein Haus nach Staten Island eingeladen, doch bislang hatte Julia sich gesträubt, da das Haus traurige Erinnerungen in ihr weckt: Hier hatte einst ihre Schwester Jennifer gelebt, bis sie 2001 tragisch ums Leben kam. Nun scheint Julia die Zeit reif, der Vergangenheit ins Gesicht zu blicken. Doch am Flughafen spielt der Verstand ihr einen Streich: Sie glaubt, Jennifer zu sehen. Julia merkt immer deutlicher, dass etwas nicht stimmt. Aber da ist es fast schon zu spät ...
Mia Löw hat Jura und Germanistik studiert und als Anwältin und Regieassistentin am Theater gearbeitet. Heute schreibt sie (unter anderem unter Pseudonym) erfolgreiche Neuseelandsagas, Familiengeheimnis- und Liebesromane. Sie lebt mit ihrer Familie und Hund in Hamburg.
Autorentext
Mia Löw hat Jura und Germanistik studiert und als Anwältin und Regieassistentin am Theater gearbeitet. Heute schreibt sie (unter anderem unter Pseudonym) erfolgreiche Neuseelandsagas, Familiengeheimnis- und Liebesromane. Sie lebt mit ihrer Familie und Hund in Hamburg.
Leseprobe
Prolog
Sie sitzt an ihrem Rechner und lässt den Blick aus dem Fenster schweifen, denn sie kann sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren. Dabei hat sie so viele Ideen, wie das geplante Versicherungsgebäude in Brooklyn aussehen könnte, doch durch ihren Kopf wirbeln andere Gedanken. Was ist dieser Auftrag gegen ihr Leben, das in eine Sackgasse geraten ist, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint?
Es sei denn ... Sie traut sich nicht, es zu Ende zu denken. Nicht einmal der Blick auf den strahlend blauen Himmel dort draußen kann ihr etwas von dieser Hoffnungslosigkeit nehmen.
Erst ein verhaltenes, dumpfes Brummen, ein grollendes Zittern, das durch den Fußboden, die Decke und die Wände geht, ein pulsierender Bass, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Lärm, dann ein gewaltiger Knall, als würde Beton bersten, verbunden mit einem Geräusch, als tobe ein Orkan durch ihr Büro, reißen sie aus ihren Gedanken. Ein Element der Deckenverkleidung kracht haarscharf neben ihrem Schreibtisch zu Boden. Staub und Dreck überall. Ihr Herz pocht bis zum Hals. Was ist das?, denkt sie kurz, doch als sich das Gebäude plötzlich neigt, fürchtet sie, es würde umfallen. Sekunden später aber schwankt es in die andere Richtung wie das Pendel einer Uhr. Und nichts bewegt sich mehr. Der Turm steht, als wäre nichts geschehen. Im Büro ist es totenstill, bis sie ihren Chef brüllen hört: »Alles raus hier! Ein Erdbeben!«
Erdbeben?, geht ihr durch den Kopf. Gilt New York nicht als erdbebensicher? Doch dann folgt sie ihren Kollegen in Richtung der Fahrstühle. Im Flur schlägt ihnen beißender Rauch entgegen. Aus den Aufzugschächten treten Flüssigkeiten aus, und Kerosingeruch hängt in der Luft. Keiner der elf Mitarbeiter spricht auch nur ein einziges Wort. Zwei Kolleginnen schluchzen verhalten. Sie aber ist wie erstarrt und denkt gar nichts mehr, sondern folgt den anderen zur Treppe. Ihre Augen tränen, und sie muss husten. Es ist stickig und heiß, so entsetzlich heiß. Der Schweiß läuft ihr aus allen Poren zugleich. Sie kann nichts mehr sehen, denn er tropft ihr auch in die Augen. Sie bleibt stehen, reibt sich mit den Händen das Gesicht trocken. Als sie wieder sehen kann, sind die anderen fort, doch eine fremde Menschengruppe, die aus dem Nichts zu kommen scheint, drängelt sich nun vor ihr auf die Treppe.
Sie wird hektisch, will zu den anderen, doch dann knickt sie mit ihrem High Heel um. Ein höllischer Schmerz im Knöchel durchfährt sie, aber sie weiß, dass sie nicht stehen bleiben darf. Kurz entschlossen entledigt sie sich der schwarzen Schuhe, die sie gerade erst vor ein paar Tagen für viel Geld in ihrem Lieblingsladen erstanden hat. Barfuß eilt sie weiter, bis sie einen Treppenabsatz erreicht. Unter ihren Füßen brennt es. Der Boden glüht, aber sie schenkt dem keine Beachtung. Im nächsten Stockwerk teilt sich die Treppe. Die Menge drängt sich nach links. Sie bleibt stehen und überlegt. Ein unbestimmtes Gefühl rät ihr, die rechte Treppe zu wählen. Sie zögert, dann entfernt sie sich von den anderen. Auf dieser Treppe ist sie ganz allein. Panik überkommt sie. Soll sie nicht lieber umkehren? Doch sie geht weiter wie in Trance. Stufe für Stufe nach unten. Nach einer halben Ewigkeit stößt ein Pulk von Menschen dazu. Eine Frau schreit, eine andere, stark übergewichtige setzt sich. »Lasst mich, ich habe es mit dem Herzen, ich kann nicht mehr«, jammert sie, als zwei Männer sie packen und mit sich ziehen.
Das Klagen der Übergewichtigen hört nicht auf. Sie will sich von ihren Helfern losreißen, aber die schleifen sie entschlossen mit. Die Frau verliert ihre Schuhe. »Meine Schuhe«, japst sie.
Sie kann das Gejammer nicht mehr aushalten. »Nun halten Sie doch endlich Ihren Mund!«, zischt sie und tatsächlich,