Die junge Lotte Weeda ist Photographin und will in einer kleinen katholischen Ortschaft die zweihundert markantesten Persönlichkeiten porträtieren. Kaum einer kann der Bitte einer so verblüffend schönen Frau widerstehen. Doch nicht nur Abel, der Graf, soll bald bereuen, der jungen Lotte Weeda eine Zusage gegeben zu haben ... Elegant, leichthändig und unerhört spannend erzählt Maarten 't Hart diese augenzwinkernde Geschichte und zeichnet ein skurriles Porträt der Bewohner, die offensichtlich nicht nur dem Sex, sondern zunehmend dem Wahn verfallen sind. 'Mysterienspiel aus der niederländischen Provinz, ein literarischer Krimi und als solcher einer der besten des Jahres. Doch das Buch ist viel mehr.' Focus
Maarten 't Hart, geboren 1944 in Maassluis, studierte Verhaltensbiologie, bevor er sich als Schriftsteller niederließ. 1997 erschien auf Deutsch sein Roman 'Das Wüten der ganzen Welt', der zu einem überragenden Erfolg wurde. Nicht zuletzt seine autobiografischen Bücher machten ihn zu einem der renommiertesten europäischen Gegenwartsautoren, dessen Bücher sich allein im deutschsprachigen Raum über 2 Millionen Mal verkauft haben.
Vorwort
Manche Dinge bleiben rätselhaft und unerklärlich.
Autorentext
Maarten 't Hart, geboren 1944 in Maassluis, studierte Verhaltensbiologie, bevor er sich als Schriftsteller niederließ. 1997 erschien auf Deutsch sein Roman "Das Wüten der ganzen Welt", der zu einem überragenden Erfolg wurde. Nicht zuletzt seine autobiografischen Bücher machten ihn zu einem der renommiertesten europäischen Gegenwartsautoren, dessen Bücher sich allein im deutschsprachigen Raum über 2 Millionen Mal verkauft haben.
Leseprobe
LOTTE
»Zieh dich schon mal aus.«
»Ganz?«
»Stell keine Fragen, deren Antwort du kennst.«
»Wo kann ich meine Sachen hintun?«
»Leg sie auf einen Stuhl.«
»Ich sehe hier keinen Stuhl.«
»Immer dasselbe. Leg sie auf die Fensterbank. Was willst du trinken? Kaffee?«
»Ich trinke nie Kaffee. Hast du Tee?«
»Kräutertee? Jasmin? Pfefferminz? Grünen Tee?«
»Schwarzen Tee, bitte.«
»Earl Grey?«
»Davon bekamen Nachtflugpiloten Herzrhythmusstörungen.«
»Dann kann ich dir nur noch Westminster vom Aldi anbieten.«
»Klingt gut.«
Molly stellte einen kleinen Wasserkessel auf den Gasherd.
»Wieviel hast du schon?« fragte ich.
»Laß mich mal überlegen, elf, glaube ich, du bist der Zwölfte. Was hab ich gesagt? Alles ausziehen so ist gut. Allmächtiger, wie kommst du in deinem Alter zu einer so guten Figur? Nicht die Spur von einem Bäuchlein. Wie ist das möglich? Du bist doch schon über fünfundfünfzig, nicht?«
»Mehr oder weniger.«
»Ich verstehe das nicht. Die anderen elf alle waren sie unter dem Rippenbogen tüchtig gewölbt, und du wie schaffst du das? Machst du ständig Diät?«
»Nein, wer sich kasteit, der kommt nicht weit. Wer Diät hält, der verfeinert nur die Tricks des Körpers, Fett zu speichern, wenn man wieder normal ißt. Wer fastet, wird dick.«
»Was soll man denn sonst tun?«
»Halt dich an meinen Grundsatz: Du darfst überall reinbeißen, Hauptsache, du kannst danach ordentlich scheißen.«
»Ob das bei mir auch hilft?«
»Natürlich. Alles goutieren, aber laxieren.«
»In Reimen abnehmen.«
»Genau. Laß dir raten, sei sparsam mit Kohlenhydraten! Meidest du Fette, bleibst du schlank, jede Wette.«
»Das versteht sich von selbst. Hast du noch mehr Tips?«
»Verpaß dem, was du so futterst, ein Etikett.«
»Ein was?«
»Ein Etikett: als Mundvorrat das, was den Darm grummeln läßt.«
»Als da wären?«
»Roggenbrot, Rohkost, Mangos, Kiwis, Tomaten und vor allem Hülsenfrüchte. Wundermittel! Sojabohnen, Linsen, Erbsen, Bohnen, Kichererbsen.«
»Und ansonsten kann man nach Herzenslust naschen und trinken?«
»Bist du verrückt! Naschen ist sowieso ganz ausgeschlossen.«
»Aber du sagtest doch vorhin: Man darf naschen, was man begehrt, wenn man danach den Darm nur leert.«
»Von naschen habe ich nichts gesagt, ich sprach von beißen. Naschen und trinken Alkohol ist einer der schlimmsten Dickmacher. Bier ist barbarisch. Abgesehen von einem Bauch bekommt man auch noch Brüste. Pro Tag höchstens zwei Gläschen Rotwein.«
»Teufel, welch ein strenges Reglement.«
»Du kannst es dir aussuchen.«
»Den Darm leeren, abführen, so ein Blödsinn. Du bist so schlank, weil du ständig in Bewegung bist. Jeden Tag sehe ich dich radfahren. Jeden Tag spazierst du ein paarmal mit dem Hund durch das ganze Dorf, du hackst dein Holz selbst, du gräbst deinen Garten um, du jätest, du harkst «
»Sicher, nichts spricht gegen viel Bewegung, Bewegung ist mindestens genauso wichtig wie Abführen. Sich viel bewegen bringt Segen.«
»Dann eben mehr Sport.