Drei junge Frauen folgen dem Ruf des Lebens.
Berlin 1929: Die drei Freundinnen haben ihren Weg gefunden: Edith arbeitet als Hebamme in der Klinik und in der Beratungsstelle für Frauen. Margots Leben steht Kopf, nachdem sie sich in einen verheirateten Mann verliebt hat, und Luise unterrichtet inzwischen Hebammen-Schülerinnen und stürzt sich ins Nachtleben der schillernden Metropole. Gleichzeitig zeigen sich die Spuren der Weltwirtschaftskrise nur zu deutlich in Berlin. Armut und Leid sind allgegenwärtig. Als Edith ein verlockendes Angebot bekommt, das ihr Leben verändern wird, ist die Freundschaft der drei Frauen auf eine harte Probe gestellt. Die große Hebammen-Saga: historisch fundiert, atmosphärisch und voller liebenswerter Figuren.
Hinter Linda Winterberg verbirgt sich Nicole Steyer, eine erfolgreiche Autorin historischer Romane. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern im Taunus. Im Aufbau Taschenbuch und bei Rütten & Loening liegen von ihr die Romane »Das Haus der verlorenen Kinder«, »Solange die Hoffnung uns gehört«, »Unsere Tage am Ende des Sees«, »Die verlorene Schwester«, »Für immer Weihnachten«, »Die Kinder des Nordlichts« sowie die große Hebammen-Saga »Aufbruch in ein neues Leben«, »Jahre der Veränderung«, »Schicksalhafte Zeiten« sowie »Ein neuer Anfang« und der erste Band der Winzerhof-Saga »Das Prickeln einer neuen Zeit« vor.
Drei junge Frauen folgen dem Ruf des Lebens.
Berlin 1929: Die drei Freundinnen haben ihren Weg gefunden: Edith arbeitet als Hebamme in der Klinik und in der Beratungsstelle für Frauen. Margots Leben steht Kopf, nachdem sie sich in einen verheirateten Mann verliebt hat, und Luise unterrichtet inzwischen Hebammen-Schülerinnen und stürzt sich ins Nachtleben der schillernden Metropole. Gleichzeitig zeigen sich die Spuren der Weltwirtschaftskrise nur zu deutlich in Berlin. Armut und Leid sind allgegenwärtig. Als Edith ein verlockendes Angebot bekommt, das ihr Leben verändern wird, ist die Freundschaft der drei Frauen auf eine harte Probe gestellt. Die große Hebammen-Saga: historisch fundiert, atmosphärisch und voller liebenswerter Figuren.
Autorentext
Hinter Linda Winterberg verbirgt sich Nicole Steyer, eine erfolgreiche Autorin historischer Romane. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern im Taunus. Im Aufbau Taschenbuch und bei Rütten & Loening liegen von ihr die Romane »Das Haus der verlorenen Kinder«, »Solange die Hoffnung uns gehört«, »Unsere Tage am Ende des Sees«, »Die verlorene Schwester«, »Für immer Weihnachten«, »Die Kinder des Nordlichts« sowie die Bände der großen Hebammen-Saga »Aufbruch in ein neues Leben«, »Jahre der Veränderung«, »Schicksalhafte Zeiten« und »Ein neuer Anfang« vor.
Leseprobe
BERLIN, 15. JULI 1929
Luise spürte, wie jemand an ihrer Schulter rüttelte, und eine ihr wohlbekannte Stimme drang in ihr Ohr. »Luise, aufwachen. Luise, jetzt mach schon. Du sollst in einer Stunde einen Vortrag im Hörsaal halten. Luise!« Das Rütteln wurde stärker, Edith ließ mal wieder nicht locker. Luise grummelte etwas Unverständliches. Am liebsten würde sie sich die Decke über den Kopf ziehen und weiterschlafen. Aber das ging nicht. Edith hatte recht, sie musste den vermaledeiten Vortrag über den Verlauf von Fehlgeburten halten. »Ich habe dir gleich gesagt, du sollst nicht zu Elfi ins Theater gehen«, sagte Edith und zog ihr die Decke weg. »Aber du wolltest ja nicht auf mich hören.«
»Du immer mit deiner Vernunft.« Luise setzte sich auf und blinzelte gegen das helle Sonnenlicht, das durch das Fenster in ihr Zimmer fiel. Sie trug nur ihre Unterwäsche, ihr kurz geschnittenes, braunes Haar war zerzaust.
»Siehst schlimm aus«, konstatierte Edith. »Da wirst du eine Menge Puder und Rouge brauchen.«
Luise zog eine Grimasse und setzte sich auf die Bettkante. Auf dem Fußboden verteilt lag ihre Kleidung vom gestrigen Abend. Das schmal geschnittene Paillettenkleid, ihre Strümpfe und die Absatzschuhe.
»Hat es sich wenigstens gelohnt?«, fragte Edith.
»Ging so«, antwortete Luise und streckte sich gähnend. »Hab schon bessere Revuen gesehen. Neulich in der Scala ...«
»Du kannst Elfis kleines Theater doch nicht mit der Scala vergleichen«, fiel Edith ihr ins Wort.
»Auch wieder wahr.« Luise stand auf und blickte in den Spiegel des kleinen Toilettentischs, der gegenüber des Bettes stand. »Du liebe Güte. Ich sehe wie ein Gespenst aus. Und ehrlich gesagt, fühle ich mich auch wie eines.«
»Ach, das wird schon wieder. Bisschen Wasser ins Gesicht, eine Haarbürste und die übliche Kriegsbemalung, und alles ist schick«, erwiderte Edith grinsend. »Magda hat Kaffee gekocht, und es gibt Schrippen vom Bäcker an der Ecke.«
»Kaffee klingt gut«, erwiderte Luise. »Schrippen weniger.«
»Ich muss dann auch los«, sagte Edith und umarmte Luise kurz. Sie schnupperte ihren sanften Parfümgeruch. »Hab heute die Frühschicht in der Beratungsstelle, danach bin ich wie gewohnt in der Klinik. Wir sehen uns.«
»Bis später«, murmelte Luise und ließ ihren Blick durch den kleinen Raum schweifen. Es herrschte die gewohnte Unordnung. Die oberste Schublade der Kommode stand offen, ein Strumpf hing heraus. Über einem Stuhl hingen Röcke, Blusen und Kleider wild durcheinander, ihre Schwesterntracht lag obenauf. Gut, dass Magda Brückner, ihre Hauswirtin, dieses Durcheinander nicht sah. Sie war eine resolute Person, die Liederlichkeit nicht duldete. Magdas Tochter war vor einigen Jahren Patientin bei ihnen in der Klinik gewesen, und Magda hatte von dem Haus in der Weserstraße erzählt, das sie unverhofft geerbt hatte und in dem sie mehrere Zimmer vermieten wollte. Aber nur an anständige junge Damen. Schauspielerinnen oder andere Theatermädchen kämen ihr nicht ins Haus. So waren Margot, Edith und Luise bei ihr eingezogen. Jede von ihnen bewohnte ein voll möbliertes Zimmer mit hohen Decken und Stuck und kamen in den Genuss der Brückner'schen Fürsorge. Frühstück jeden Morgen ab sieben Uhr, Abendessen um sechs. Es gab ein Gemeinschaftsbad, in dem sogar eine Badewanne vorhanden war, und eine oberste Hausregel: kein Herrenbesuch. Aber daran dachte Luise sowieso nicht. Seit Günters Tod hatte sie keinen Mann mehr an sich rangelassen. Jedenfalls nicht in ihr Herz. Auch wenn sie das schlechte Gewissen plagte, auf körperliche Nähe konnte sie nicht verzichten. Sie musterte sich im Spiegel. Sah man ihr die Sünde an? Ihre Oma hatte mal gesagt, eine Schlampe würde sie auf den ersten Blick erkennen. Doch war man gleich eine Schlampe, nur weil man für wenige Stunden die Nähe eines Mannes suchte?
»Du würdest es hassen«, sagte Luise laut