Frontbeziehungen

Ungefähr eine Million Frauen kämpften von 1941 bis 1945 Seite an Seite mit über 30 Millionen Männern in der Roten Armee gegen die deutschen Truppen. In der Etappe wie auch in Frontpositionen leisteten sie als Sowjetbürgerinnen ihren Dienst an der Waffe und waren ebenso wie die Männer den Repressionen durch die eigene Führung und den Strapazen des Frontalltags unterworfen. Aber mehr noch: Sie waren vonseiten ihrer Kameraden zum Teil massiven sexuellen Belästigungen ausgesetzt.

Bischl analysiert diese spezifische strukturelle Konstellation, in der unter den Bedingungen des Frontraums ein Männlichkeitsdiskurs hegemonial wurde, der auf Gewaltfähigkeit und (sexueller) Potenz beruhte. Ohne das Wissen um diese radikalisierten Geschlechterverhältnisse im Frontalltag lassen sich - so Bischl - die massenhaften durch Rotarmisten verübten Vergewaltigungen am Ende des Zweiten Weltkriegs nicht verstehen.

Kerstin Bischl, Historikerin, lehrt als wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Neuere Geschichte Osteuropas der Georg-August-Universität Göttingen.

Autorentext
Kerstin Bischl, Historikerin, lehrt als wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Neuere Geschichte Osteuropas der Georg-August-Universität Göttingen.

Zusammenfassung
Ungefahr eine Million Frauen kampften von 1941 bis 1945 Seite an Seite mit uber 30 Millionen Mannern in der Roten Armee gegen die deutschen Truppen. In der Etappe wie auch in Frontpositionen leisteten sie als Sowjetburgerinnen ihren Dienst an der Waffe und waren ebenso wie die Manner den Repressionen durch die eigene Fuhrung und den Strapazen des Frontalltags unterworfen. Aber mehr noch: Sie waren vonseiten ihrer Kameraden zum Teil massiven sexuellen Belastigungen ausgesetzt. Bischl analysiert diese spezifische strukturelle Konstellation, in der unter den Bedingungen des Frontraums ein Mnnlichkeitsdiskurs hegemonial wurde, der auf Gewaltfhigkeit und (sexueller) Potenz beruhte. Ohne das Wissen um diese radikalisierten Geschlechterverhltnisse im Frontalltag lassen sich - so Bischl - die massenhaften durch Rotarmisten verbten Vergewaltigungen am Ende des Zweiten Weltkriegs nicht verstehen.

Inhalt
EinleitungZur Forschungs- und ErinnerungslandschaftZum Aufbau der ArbeitZu den QuellenDer Frontraum: Gewalt und Alltag in der Roten ArmeeKonstituierende ElementeIm Westen: Der Krieg der WehrmachtIm Osten: Die Maßnahmen des RegimesIm Frontraum: Befehlsanerkennung und Komplizenschaft mit dem RegimeAlltag im FrontraumDer Weg an die FrontZermürbende BedingungenKollektive GewaltDie Hoffnung auf das GefechtKurzfristige Gemeinschaften durch kollektive GewaltVom Soldaten zum frontovikDynamisierende MomenteKonzeptionelle Überlegungen zum FrontraumAbriegelung und kollabierende StrukturenSinnstiftung im FrontraumGewalt, Anerkennung und die notwendige Wiederholung der GewaltGeschlechterverhältnisse in der Roten ArmeeDie Erfahrungen der RotarmistinnenAus dem Stalinismus an die FrontWeiblichkeit im Krieg?Der Frontalltag für FrauenDie Rotarmistinnen revisitedDie Diskurse der RotarmistenArrangierte Sphärentrennung an der FrontDie Rotarmisten und die Frauen im KernlandDie Rotarmisten und die Frauen in ihren EinheitenSexualität in der Welt der RotarmistenResümee