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Joan Didion erzählt von den Leitfiguren des American Dream wie Howard Hughes, Joan Baez oder John Wayne, vom Glanz Hollywoods und der Einsamkeit von Alcatraz, von der Aufbruchsstimmung der sechziger Jahre und der Ernüchterung, die ihr folgte. Dabei gelingt es ihr, die amerikanische Wirklichkeit in unvergessliche Bilder zu fassen.
Joan Didion, geboren 1934 in Sacramento, Kalifornien, arbeitete als Journalistin für verschiedene amerikanische Zeitungen und war u. a. Redakteurin der Vogue . Sie hat fünf Romane und zahlreiche Sachbücher veröffentlicht, darunter Das Jahr magischen Denkens . Joan Didion lebt in New York City.
Autorentext
Joan Didion, geboren 1934 in Sacramento, Kalifornien, arbeitete als Journalistin für verschiedene amerikanische Zeitungen und war u. a. Redakteurin der Vogue. Sie hat fünf Romane und zahlreiche Sachbücher veröffentlicht, darunter Das Jahr magischen Denkens. Joan Didion lebt in New York City.
Leseprobe
Das Spiel ist aus
How many miles to Babylon?
Three score miles and ten -
Can I get there by candlelight?
Yes, and back again -
If your feet are nimble and light
You can get there by candlelight.
Es ist leicht, den Anfang der Dinge zu sehen, schwieriger ihr Ende. Ich kann mich gut und mit einer Klarheit, bei der sich mir die Muskeln im Nacken versteifen, daran erinnern, wie meine Zeit in New York begann, aber ich kann nicht genau sagen, wann diese Zeit zu Ende war, ich kann durch die Unklarheiten, die Neuanfänge, die uneingelösten Versprechen nicht zu der Stelle auf der Seite vordringen, an der die Heldin nicht länger die Optimistin ist, die sie einmal war. Als ich New York zum erstenmal sah, war ich zwanzig, und es war Sommer, und ich stieg im alten Behelfsterminal von Idlewild in einem neuen Kleid aus einer DC 7. Das Kleid schien in Sacramento ziemlich schick gewesen zu sein, aber schon in diesem alten Behelfsterminal von Idlewild schien es nicht mehr so schick, und die warme Luft roch nach Moder, und eine instinktive Eingebung, gesteuert von all den Filmen, die ich gesehen und all den Liedern, die ich gehört und all den Geschichten, die ich über New York gelesen hatte, sagte mir, daß es nie wieder so sein würde wie zuvor. Und es ist nie wieder so gewesen. Wenig später lief in allen Jukeboxen der Upper East Side ein Lied, in dem es hieß: "aber wo ist die Schülerin, die ich einst gewesen bin", und nachts, wenn es sehr spät war, fragte ich mich das auch. Ich weiß jetzt, daß sich das fast jeder früher oder später einmal fragt, egal, was aus ihm oder ihr geworden ist, aber zum zweifelhaften Segen der Jugend von zwanzig, einundzwanzig oder auch dreiundzwanzig gehört die Überzeugung, daß das, was man erlebt, allen Gegenbeweisen zum Trotz noch nie zuvor irgend jemand erlebt hat.
Natürlich hätte es eine andere Stadt sein können, wären die Umstände andere gewesen, wäre die Zeit eine andere gewesen und wäre ich eine andere gewesen, es hätte Paris oder Chicago oder San Francisco sein können, aber weil ich von mir spreche, spreche ich von New York. In jener ersten Nacht öffnete ich das Fenster im Bus, der mich in die Stadt brachte, und hielt Ausschau nach der Skyline, aber alles, was ich sah, waren die Brachen von Queens und große Schilder mit der Aufschrift: MIDTOWN-TUNNEL DIESE SPUR, und dann die Sturzflut eines Sommerregens (schon das schien bemerkenswert und exotisch, da ich aus dem Westen kam, wo es keinen Sommerregen gab), und die nächsten drei Tage saß ich in Decken gewickelt in einem Hotelzimmer, in dem die Klimaanlage auf 2 Grad gestellt war, und versuchte, eine schlimme Erkältung mit hohem Fieber auszusitzen. Ich kam nicht auf die Idee, einen Arzt zu rufen, denn ich kannte keinen, und obwohl ich auf die Idee kam, die Rezeption anzurufen und darum zu bitten, die Klimaanlage auszuschalten, rief ich nicht an, denn ich wußte nicht, wieviel Trinkgeld ich der Person, die dann hochkommen würde, geben sollte - war jemals jemand so jung? Ich werde Ihnen davon erzählen, daß jemand tatsächlich so jung gewesen ist. Alles, was ich in diesen drei Tagen tun konnte, war, in Ferngesprächen mit dem Jungen zu reden, von dem ich schon wußte, daß ich ihn im Frühling nicht heiraten würde. Ich würde in New York bleiben, sagte ich ihm, nur sechs Monate, und von meinem Fenster könnte ich die Brooklyn Bridge sehen. Wie sich herausstellte, war es die Triborough Bridge, und ich blieb acht Jahre.
Rückblickend scheint es mir, als seien die Tage, bevor ich die Namen all der Brücken kannte, glücklicher gewesen als die, die danach kamen, aber vielleicht werden Sie das im Laufe der Zeit selbst bemerken. Ich möchte Ihnen unter anderem erzählen, wie es ist, in New York jung zu sein, wie aus sechs Monaten acht Jahre werden können und zwar mit der trügerischen Leichtigkeit einer filmischen Überblendung, denn genau auf diese Weise tauchen die Jahre jetzt wieder vor mir auf, eine lange A