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Die große amerikanische Schriftstellerin Joan Didion schreibt über die Trauer nach dem Tod ihres Ehemannes und über ihren Versuch, das Unfassbare begreiflich zu machen. Ein sehr offenes, sehr persönliches Buch, das zugleich von beeindruckender Allgemeingültigkeit ist. Joan Didion wurde dafür in den USA mit dem National Book Award ausgezeichnet. Entdecken Sie auch das Hörbuch zu diesem Titel!
Joan Didion, geboren 1934 in Sacramento, Kalifornien, arbeitete als Journalistin für verschiedene amerikanische Zeitungen und war u. a. Redakteurin der Vogue . Sie hat fünf Romane und zahlreiche Sachbücher veröffentlicht, darunter Das Jahr magischen Denkens . Joan Didion lebt in New York City.
Autorentext
Joan Didion, geboren 1934 in Sacramento, Kalifornien, arbeitete als Journalistin für verschiedene amerikanische Zeitungen und war u. a. Redakteurin der Vogue. Sie hat fünf Romane und zahlreiche Sachbücher veröffentlicht, darunter Das Jahr magischen Denkens. Joan Didion lebt in New York City.
Leseprobe
2
Wir hatten Quintana auf der Intensivstation im sechsten Stock des Beth Israel Nord besucht.
Wir waren nach Hause gekommen.
Wir hatten überlegt, ob wir ausgehen oder zu Hause essen sollten.
Ich sagte, ich würde ein Feuer machen, wir könnten zu Hause essen.
Ich machte Feuer, ich bereitete das Essen, ich fragte John, ob er was trinken wolle.
Ich goß ihm einen Scotch ein und brachte ihm das Glas ins Wohnzimmer, wo er lesend im Sessel neben dem Feuer saß, wie gewöhnlich.
Das Buch, das er las, war von David Fromkin, ein gebundener Fahnenabzug von Europas letzter Sommer. Die scheinbar friedlichen Wochen vor dem Ersten Weltkrieg.
Ich machte das Essen fertig, ich deckte den Tisch im Wohnzimmer, wo wir, wenn wir allein zu Hause waren, mit Blick auf das Feuer essen konnten. Ich hebe dieses Feuer so hervor, weil Feuer für uns wichtig waren. Ich wuchs in Kalifornien auf, John und ich lebten gemeinsam vierundzwanzig Jahre dort, in Kalifornien heizten wir unsere Häuser, indem wir Feuer machten. Wir machten sogar an Sommerabenden Feuer, weil der Nebel hereinkam. Das Feuer sagte uns, wir waren zu Hause, der Kreis schloß sich, wir waren sicher für die Nacht. Ich zündete die Kerzen an. John bat um ein zweites Glas Scotch, bevor er sich hinsetzte. Ich gab es ihm. Wir setzten uns. Meine Aufmerksamkeit galt dem Mischen des Salats.
John redete, dann redete er nicht.
An einem Punkt innerhalb der Sekunden oder der Minute, bevor er zu sprechen aufhörte, hatte er mich gefragt, ob ich beim zweiten Glas Single Malt Scotch verwendet hätte. Ich sagte nein, ich hätte denselben Scotch verwendet wie beim ersten Glas. "Gut", hatte er gesagt. "Ich weiß nicht, warum, aber ich glaube, man sollte sie nicht vermischen." An einem anderen Punkt innerhalb dieser Sekunden oder dieser Minute hatte er darüber geredet, warum der Erste Weltkrieg der entscheidende Augenblick war, dem der gesamte Rest des zwanzigsten Jahrhunderts entströmte.
Ich habe keine Ahnung, bei welchem Thema wir gerade waren, beim Scotch oder beim Ersten Weltkrieg, als er plötzlich aufhörte zu reden.
Ich erinnere mich nur, daß ich aufsah. Seine linke Hand war erhoben, und er war zusammengesackt, reglos. Zuerst dachte ich, er mache einen mißglückten Scherz, einen Versuch, die Schwierigkeit des Tages erträglicher aussehen zu lassen.
Ich erinnere mich, daß ich sagte: Hör auf damit.
Als er nicht reagierte, war mein erster Gedanke, daß er schon angefangen hatte zu essen und sich dabei verschluckt hatte. Ich erinnere mich, wie ich versuchte, ihn soweit wie möglich von der Lehne wegzurücken, um ihm auf den Rücken klopfen zu können. Ich erinnere mich, wie sich sein Gewicht anfühlte, als er nach vorn fiel, zuerst gegen den Tisch, dann auf den Fußboden. In der Küche hatte ich eine Karte mit den Nummern für den Rettungswagen vom New York Presbyterian Krankenhaus neben das Telefon geklebt. Ich hatte die Nummern dort nicht hingeklebt, weil ich einen Moment wie diesen voraussah. Ich hatte die Nummern neben das Telefon geklebt für den Fall, daß jemand aus dem Haus einen Notarzt brauchte.
Jemand anderes.
Ich rief eine der Nummern an. Ein Mitarbeiter des Rettungsdienstes fragte, ob er atmete. Ich sagte: Kommen Sie her . Als die Notärzte kamen, versuchte ich, ihnen zu sagen, was passiert war, aber bevor ich damit fertig war, hatten sie den Teil des Wohnzimmers, in dem John lag, in eine Notaufnahme verwandelt. Einer von ihnen (es waren drei, vielleicht vier, selbst eine Stunde später hätte ich das nicht sagen können) sprach mit dem Krankenhaus über das EKG, d