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Der bekannte Musikkritiker Joachim Kaiser lädt ein zu einem Streifzug durch die Musikgeschichte. 100 Meisterwerke der Musik unter anderem von Mozart, Beethoven, Chopin, Wagner und Mahler werden rezipiert. Kaiser stellt die Komponisten vor, ordnet das Stück in seinen zeitlichen Zusammenhang ein und die Konzeption des Musikstücks. Erlesen Sie die schönsten Kompositionen aus dem Barock bis zur Moderne. 'Kaiser versteht es, über Musik, Komponisten und Interpreten zu sinnieren, so dass es selbst für Kenner nicht langweilig wird. Ein wunderbarer Zugang zur Musik und amüsante Interpretation zugleich.' (Hamburger Abendblatt)
Joachim Kaiser, geboren 1928 in Milken/Ostpreußen, studierte Musikwissenschaften, Germanistik, Philosophie und Soziologie. Er war lange Zeit Kulturkritiker bei der Süddeutschen Zeitung in München und Professor an der Hochschule für Musik und darstellende Künste in Stuttgart. Joachim Kaiser verstarb 2017.
Autorentext
Joachim Kaiser, geboren 1928 in Milken/Ostpreußen, studierte Musikwissenschaften, Germanistik, Philosophie und Soziologie. Er war lange Zeit Kulturkritiker bei der Süddeutschen Zeitung in München und Professor an der Hochschule für Musik und darstellende Künste in Stuttgart. Joachim Kaiser verstarb 2017.
Leseprobe
Vorwort
I.
Es gibt einen Standardsatz, den Opernfreunde und Konzertbesucher wie eine Beschwörung aussprechen, wenn sie sich verweigern wollen. Wann äußern sie diesen ominösen Satz? Nun, falls sie das Pech haben, nach einer fesselnden Wagner-Aufführung oder während eines schwungvollen Beethoven-Konzerts ausgerechnet einem vermeintlichen Fachmann, im Härtefall gar einem gestrengen Herrn Musikkritiker, in die Arme zu laufen. Dann sagen sie stets: »Ich liebe Musik, aber ich verstehe nichts von ihr.« Und sind entwischt.
Früher ließ ich mich durch diesen Satz täuschen. Wer ihn äußert, glaubte ich, der wolle bescheiden mitteilen, er halte sich nicht für einen Fachmann, er nehme Musik mit Gefühl und Seele auf, statt sie kühl rational zu analysieren und zu bewerten. Mittlerweile begreife ich die Äußerung besser. Jemand, der offenbar freiwillig und gern Konzerte besucht, für Opern schwärmt, Schallplatten hortet - der hat nämlich durchaus einen Eindruck, in dem bildet sich gewiss ein Gefühlsurteil. Manchmal vielleicht ein richtigeres, zutreffenderes, als jene hochgestochenen Bewertungen, wie sie Fachleute, von Theorien erfüllt oder auch verstört, ausbrüten. Der leidenschaftliche Laie, der auf die Botschaft großer Musik mit emotionaler Hingabe reagiert (unmusikalisch, unsachlich verhielte er sich, wenn er die eigene Subjektivität nicht einbezöge, er ist schließlich Mensch und kein Messinstrument), ein solcher Laie fühlt schon, was ihn packt, was ihn kalt lässt, wo er Passion spürt und wo nur leeres Geklingel. Trotzdem zieht er sich manchmal zwanghaft auf die Formel zurück, er liebe Musik, verstehe aber nichts von ihr ... Warum? Meine Antwort: Dabei handelt es sich um eine Schutzbehauptung. Um Selbstschutz. Wer etwas erlebt hat, möchte sich seinen Eindruck nicht gleich zerreden lassen. Als »Laie« ist man einem routinierten Profi natürlich terminologisch unterlegen. Darum flieht der engagierte Amateur, gerade wenn er feiner empfindet, musikalischer hört als ein Profi, der an das Hantieren mit Begriffen und technischen Standards gewöhnt ist, vor verbaler Vergewaltigung in die Formel, er liebe, aber er verstehe nicht. Als ob nicht »Lieben« durchaus etwas mit »Erkennen« zu tun hätte. Die alten Griechen hatten sogar ein Wort, das beides zugleich meinte. II.
Nun muss man sich keineswegs in schreckliche theoretische Unkosten stürzen, um fähig zu sein, einen eigenen Musikeindruck nicht nur zu haben, irgendwie zu empfinden - sondern auch andeutungsweise vernünftig in Worte umsetzen zu können. Ohnehin spürt, wer mit großer Musik zwischen Monteverdi und Verdi, zwischen Bach und Berg irgend einmal in Kontakt kam, dass diese Werke viel zu schön, lebendig, aufregend, herzbewegend, ja »unter die Haut gehend« sind, als dass sie nicht doch dazu verlockten, über ihre Fülle zu reflektieren, Verschiedenheiten zu fixieren, die offenbare Vielfalt der Interpretationsmöglichkeiten zu bedenken. Musik: was für eine reine, den abnutzenden Alltagsrealitäten dank ihrer Kunstsprache so wunderbar entzogene tönende Welt! Viele Musikfreunde, die etwas von der Würde dieser Welt ahnen, die vielleicht sogar neidvoll mit ansehen, wie sicher und kundig sich die Musikprofis in dieser Welt zu bewegen scheinen, sehnen sich auch nach einem Zugang. Einer Initiation. Einer hilfreichen Information, die weder zuviel voraussetzt noch hochgestochen abschreckt.
Darum entstand die Woche für Woche in der Bunten erscheinende Kolumne Kaisers Klassik. Eine Serie für Leser guten Willens. So journalistisch gemacht wie möglich - und nah an den Werken wie nötig. Ein Wagnis. Das überraschenderweise viel mehr Leser zu schätzen wussten, verfolgten, sich sogar ausschnitten (und auch in Plattengeschäften ungeduldig nach den empfohlenen CDs fahndeten), als pessimistische Kulturkritiker je unterstellt hätten. In einer Wüste aus Steinen modisch-munterer Betriebsamkeit, die für sofortiges Vergessenw