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»Eine meisterhafte Geschichte von verlorener Liebe« THE NEW YORKER Sommer 1920 im nordenglischen Oxgodby: Als auf dem Bahnhof ein Londoner aus dem Zug steigt, weiß gleich das ganze Dorf Bescheid: Er ist der Restaurator, der das mittelalterliche Wandgemälde in der örtlichen Kirche freilegen soll. Doch was steckt hinter der Fassade des stotternden und unter chronischen Gesichtszuckungen leidenden Mannes? Tom Birkin hat im Ersten Weltkrieg gekämpft, als traumatisierter Veteran wurde er von seiner Frau verlassen. Er hofft, in der Ruhe und Einfachheit Yorkshires zu gesunden. Und tatsächlich: Langsam gelingt es ihm, sich der Welt um sich herum zu öffnen, vielleicht sogar der Liebe ... J.L.Carr erzählt von einem Mann, der überlebt, und von der Rettung, die in uns wie den anderen liegt. Dieser moderne Klassiker der englischen Literatur ist in seiner sprachlichen Leichtigkeit und Eleganz eine echte Wiederentdeckung.
J.L. Carr wurde 1912 in der Grafschaft Yorkshire geboren und starb 1994. Nachdem er jahrelang als Lehrer gearbeitet hatte, gründete er 1966 einen eigenen Verlag und verfasste acht Romane. >Ein Monat auf dem LandWie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holtenEin Tag im SommerDie Lehren des Schuldirektors George Harpole< (2019).
Vorwort
»Eine meisterhafte Geschichte von verlorener Liebe« THE NEW YORKER
Autorentext
J.L. CARR wurde 1912 in der Grafschaft Yorkshire geboren und starb 1994. Nachdem er jahrelang als Lehrer gearbeitet hatte, gründete er 1966 einen eigenen Verlag Quince Tree Press und verfasste acht Romane. Ein Monat auf dem Land (DuMont 2016) war 1980 für den Booker-Preis nominiert. Bei DuMont erschienen außerdem Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten (2017), Ein Tag im Sommer (2018) und Die Lehren des Schuldirektors George Harpole (2019).
Klappentext
»Eine meisterhafte Geschichte von verlorener Liebe« THE NEW YORKER
Sommer 1920 im nordenglischen Oxgodby: Als auf dem Bahnhof ein Londoner aus dem Zug steigt, weiß gleich das ganze Dorf Bescheid: Er ist der Restaurator, der das mittelalterliche Wandgemälde in der örtlichen Kirche freilegen soll. Doch was steckt hinter der Fassade des stotternden und unter chronischen Gesichtszuckungen leidenden Mannes? Tom Birkin hat im Ersten Weltkrieg gekämpft, als traumatisierter Veteran wurde er von seiner Frau verlassen. Er hofft, in der Ruhe und Einfachheit Yorkshires zu gesunden. Und tatsächlich: Langsam gelingt es ihm, sich der Welt um sich herum zu öffnen, vielleicht sogar der Liebe ...
J.L.Carr erzählt von einem Mann, der überlebt, und von der Rettung, die in uns wie den anderen liegt. Dieser moderne Klassiker der englischen Literatur ist in seiner sprachlichen Leichtigkeit und Eleganz eine echte Wiederentdeckung.
Leseprobe
Ein Monat auf dem Land
ALS DER ZUG ZUM STEHEN KAM, stolperte ich die Stufen hinab, während ich meinen Seesack umständlich vor mir herbugsierte. Am unteren Ende des Bahnsteigs rief eine verzweifelte Stimme: »Oxgodby ... Oxgodby.« Niemand bot mir Hilfe mit meinem restlichen Gepäck an, also kehrte ich in mein Abteil zurück, taumelte über Knöchel und Füße, um den Bastkorb (aus der Gepäckablage über dem Sitz) und mein faltbares Feldbett (aus dem Stauraum unter dem Sitz) zu holen. Sollte dieses Verhalten charakteristisch für die Nordländer sein, dann befand ich mich in Feindesland und so achtete ich nicht besonders darauf, wo ich meine Füße hinsetzte. Ich hörte, wie ein Kerl vernehmlich die Luft einsog und ein anderer etwas Unverständliches knurrte: Keiner von ihnen sagte etwas.
Dann war ich draußen, der Schaffner blies in seine Trillerpfeife, der Zug fuhr ruckelnd an - und blieb abermals stehen. Dies schien zu genügen, um den alten Mann, der im nächstgelegenen Waggon saß, dazu zu bewegen, das Fenster halb herunterzulassen und mir in breitestem und nahezu unverständlichem Yorkshire-Dialekt zuzurufen: »Pass'n Sie auf, Master, Sie werd'n ja nass bis auf die Knochen!«, und er schob das Fenster direkt vor meiner Nase wieder hoch. Schließlich stieß die Lok eine herrliche Dampfwolke aus, und während der Zug davonzuckelte, zog eine Reihe hölzerner und mich anstarrender Gesichter an mir vorüber. Nunmehr allein auf dem Bahnsteig, ordnete ich meine Gepäckstücke und warf einen letzten Blick auf meine Karte, ehe ich sie wieder in der Tasche meines Mantels verstaute, nur um sie erneut hervorzuzerren, wobei mein Fahrschein dem Stationsvorsteher vor die Füße fiel und ich wünschte, ich hätte die beiden fehlenden Knöpfe angenäht und es würde zu regnen aufhören, bis ich ein Dach über dem Kopf hätte.
Ein junges Mädchen, das Gesicht gegen eine Fensterscheibe des Stationsvorsteherhauses gedrückt, sah mich unverwandt an. Vermutlich hatte mein Mantel sein Interesse geweckt; er stammte noch aus Vorkriegszeiten, schätzungsweise aus dem Jahr 1907, erstklassiges Material, noch die gute alte Qualität, dicker Fischgrät-Tweed. Er reichte mir bis zu den Knöcheln; sein ursprünglicher Besitzer musste ein gut betuchter Riese gewesen sein.
Mir schwante, dass ich tatsächlich bis auf die Knochen nass werden würde; schon drang Wasser durch die Sohlen meiner Schuhe. Der Stationsvorsteher trat in den Lampenraum zurück und sagte etwas zu mir, aber ich konnte seinen Dialekt nicht verstehen. Er schien es zu bemerken. »Ich habe gesagt, Sie können sich meinen Schirm borgen, wenn Sie wollen«, wiederholte er in passablem Englisch.
»Es ist nicht so weit zu meinem Ziel«, sagte ich. »... das heißt, laut meiner Karte.«
Die Leute dort oben sind von unbezwingbarer Neugier. »Und was soll das sein?«, fragte er.
»Die Kirche«, antwortete ich. »Dort werde ich mich gewiss trocknen können.«
»Kommen Sie doch auf 'ne Tasse Tee herein«, erwiderte er.
»Danke, aber ich bin mit dem Pfarrer verabredet.«
»Ach so«, sagte er, »ich selbst bin bei der Freikirche, wissen Sie. Trotzdem, wenn Sie etwas brauchen, lassen Sie es mich wissen. Hoffentlich finden Sie, was Sie suchen.«
Er schien zu wissen, weswegen ich gekommen war.
Dann machte ich mich mit gemischten Gefühlen auf den Weg, während ich den Bastkorb mit meiner Wechselkleidung notdürftig mit dem Mantel vor dem Regen abschirmte. Die schmale Straße befand sich dort, wo sie laut Karte sein sollte. Und da war ein einzelnes Gebäude; es entpuppte sich als heruntergekommenes Bauernhaus, dessen kleiner Vorgarten hinter einem verrosteten schmiedeeisernen Zaun schmollte. Ein Hund, ein Airedaleterrier, zerrte an seiner Kette, jaulte halbherzig und zog sich dann schnell wieder ins Trockene zurück. Sodann passierte ich eine Reihe Hühnerställe, halb eingefallen inmitten der Bre