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Wieder einmal gibt es in der evangelischen Theologie und Kirche in Deutschland einen Streit um das Alte Testament und die Bedeutung von Schrift und Schriftauslegung. Das ist gut so. Ohne diesen Streit würde das, was sich in Kirche und Theologie eingebürgert hat, nur noch so verstanden, wie es gerade weithin verstanden wird: nämlich missverstanden. Missverstehen ist leicht. Das gilt gerade für die Schrift. Im Gegensatz zur geläufigen Annahme ist die eigentliche Herausforderung nicht, wie die Schrift zu verstehen ist, sondern, was man eigentlich verstehen will. Es geht nicht primär um die Methoden, sondern um den Gegenstand der Auslegung: die Schrift, die zur Kommunikation des Evangeliums gebraucht wird, durch das sich Gottes Wort im Leben der Menschen wirksam zur Geltung bringt. Seit Längerem neigt die Systematische Theologie dazu, den Umgang mit biblischen Texten aus der systematischen Reflexion des Glaubens auszublenden. Eine Neubesinnung auf die Aufgaben einer theologischen Lehre von der Schrift ist überfällig. Ingolf U. Dalferth bietet diese Neubesinnung in einem großen Wurf, der ein Jahrhundert nach Karl Barths Römerbrief die Theologie am Beginn des neuen Jahrtausends überall dort aufschrecken wird, wo ein theologisches Ethos überlebt hat, das sich Glauben und Kirche zugehörig weiß. Dalferth verbindet seine Ausführungen auch mit praktischen Reformüberlegungen. Das »Leben der Kirche« und das »Denken der Theologie« werden so neu aufeinander bezogen. [Verbum efficax. Bible, Scripture and Gospel in the Life of the Church and in Theology] Once again there is a dispute about the Old Testament and the significance of Scripture for theology and church in Protestant theology and churches in Germany. That's a good thing. Without this controversy, what has become the established view in church and theology would continue to be understood in the way in which it is in fact understood namely misunderstood. Misunderstanding is easy, understanding requires a serious effort. This is especially true for understanding Scripture. For in contrast to the common assumption, the real challenge is not how to understand Scripture, but what one actually wants to understand. It is not primarily about methods, but about the subject of interpretation, namely Scripture that is used to communicate the Gospel, through which God's Word is effectively brought to bear on people's lives. For some time now, Systematic Theology has tended to ignore the interpretation of biblical texts in the systematic reflection of faith. A reconsideration of the tasks of a theological doctrine of Scripture is long overdue. One century after Karl Barth's Letter to the Romans, Ingolf U. Dalferth offers a reconsideration of these issues in a major monograph that will startle theologians at the beginning of the new millennium wherever a theological ethos that unites faith and church has survived. Dalferth also combines his remarks with practical reform considerations. The »Life of the Church« and the »Thinking of Theology« are thus interrelated in a new way.
Autorentext
Ingolf U. Dalferth, Dr. theol., Dres. h.c., Jahrgang 1948, war von 1995 bis 2013 Ordinarius für Systematische Theologie, Symbolik und Religionsphilosophie an der Universität Zürich und von 1998 bis 2012 Direktor des Instituts für Hermeneutik und Religionsphilosophie der Universität Zürich. Seit 2007 lehrt er als Danforth Professor of Philosophy of Religion an der Claremont Graduate University in Kalifornien. Dalferth war mehrfach Präsident der Europäischen Gesellschaft für Religionsphilosophie, von 1999 bis 2008 Gründungspräsident der Deutschen Gesellschaft für Religionsphilosophie und 2016/2017 Präsident der Society for the Philosophy of Religion in den USA. Er war Lecturer in Cambridge und Manchester, Fellow am Collegium Helveticum in Zürich sowie am Wissenschaftskolleg zu Berlin und von 2017 bis 2018 Leibniz-Professor in Leipzig. 2005 und 2006 erhielt er die Ehrendoktorwürden der Theologischen Fakultäten von Uppsala und Kopenhagen. Dalferth ist Autor und Herausgeber vieler wichtiger Schriften. Er ist u. a. Hauptherausgeber der »Theologischen Literaturzeitung« (Leipzig) und der Publikationsreihe »Religion in Philosophy and Theology« (Tübingen).
Inhalt
INHALT Einleitung XI I Die Krise des Schriftprinzips 1 Die unklare Selbstverstandlichkeit kirchlicher Rede von der Schrift 3 2 Der Anfang vom Ende der Bibliolatrie 12 3 Von der Heiligen Schrift 19 4 Die Aporie einer theologischen Begrundungsfigur 29 II Kommunikation des Evangeliums 1 Das Kommen Gottes als Evangelium 42 2 Die Freiheit des Verstehens 77 3 Das Evangelium als Schrift 89 4 Vom Wort zum Buch 107 III Kirche, Schrift und Bibel 1 Die Bedeutung der Schrift fur die Kirche 117 2 Das reformatorische Interesse an der Schrift 125 3 Die Lehre von der Schrift in der lutherischen Orthodoxie 135 IV Heilige Schrift 1 Die Bibel 177 2 Altes und Neues Testament 190 3 Der Kanon 207 4 Kanon und Interpretation 225 5 Kanon und Evangelium 239 V Wort Gottes 1 Gott als Autor der Schrift 250 2 Gottes Wort als Inhalt der Schrift 262 3 Wort Gottes 273 VI Die Mitte der Schrift 1 Die Frage nach der Mitte der Schrift 293 2 Schriftgebrauch und Gottesgegenwart 298 3 Vom Sinn des Singulars 303 4 Die Redefigur von der Mitte der Schrift 307 5 Das Außen des Innen 316 VII Die Selbstauslegunsgkraft der Schrift 1 Die Bedeutung der Schrift fur die christliche Theologie 321 2 Sui ipsius interpres 334 3 Die Suche nach dem Kontext des Schrifttextes 365 VIII Schrifttext und Schriftgebrauch 1 Die Schrift als Text im Kontext der Kommunikation des Evangeliums 379 2 Schriftgebrauch und Wort Gottes 394 3 Von der Schrifthermeneutik zur Bibelhermeneutik 403 4 Vom Nutzen und Nachteil der Bibellekture fur das christliche Leben 411 5 Biblische Hermeneutik, kirchliche Hermeneutik und theologische Hermeneutik 421 IX Die Krise der Buchkultur 1 Der kulturelle Umbruch der Gegenwart 427 2 Potentiale und Aporien der Buchkultur 432 3 Protestantismus als Theologie der Buchkultur 435 4 Theologie am Ubergang zu einer neuen Epoche 438 Veroffentlichungshinweise 448 Register Bibelstellen 449 Namen 451 Sachen 457