CHF10.90
Download steht sofort bereit
Nicht die großen Abenteuer in Felswänden und auf Gipfeln, vielmehr kleine und nicht alltägliche Ereignisse, bizarre Zufälle, Pannen und unvergleichliche Begegnungen rund ums Bergsteigen stehen im Mittelpunkt dieses Buches. Der weltberühmte und erfolgreiche Südtiroler Bergsteiger Hans Kammerlander zeigt den Lesern eine sehr menschliche Seite seines extremen Sports.
Hans Kammerlander, 1956 in Ahornach, Südtirol, geboren, Extrembergsteiger, Bergführer und Skilehrer, unternahm rund fünfzig Erst- und sechzig Alleinbegehungen in den Dolomiten und Alpen und bezwang die höchsten Berge der Welt, darunter zwölf Achttausender. Er ist Autor mehrerer erfolgreicher Bücher ('Bergsüchtig' u.a.) und berichtet in Vorträgen von seinen Expeditionen. Zuletzt erschienen sein Band 'Seven Second Summits' über die Besteigung der zweithöchsten Berge der Welt sowie seine Autobiografie 'Hans Kammerlander - Höhen und Tiefen meines Lebens', die er in Gesprächen mit den Journalisten Verena Duregger und Mario Vigl aufgezeichnet hat. Hans Kammerlander lebt in Ahornach, Südtirol.
Vorwort
Geschichten vom bergsüchtigen Hans Kammerlander.
Autorentext
Hans Kammerlander, 1956 in Ahornach, Südtirol, geboren, Extrembergsteiger, Bergführer und Skilehrer, unternahm rund fünfzig Erst- und sechzig Alleinbegehungen in den Dolomiten und Alpen und bezwang die höchsten Berge der Welt, darunter zwölf Achttausender. Er ist Autor mehrerer erfolgreicher Bücher ("Bergsüchtig" u.a.) und berichtet in Vorträgen von seinen Expeditionen. Zuletzt erschienen sein Band "Seven Second Summits" über die Besteigung der zweithöchsten Berge der Welt sowie seine Autobiografie "Hans Kammerlander - Höhen und Tiefen meines Lebens", die er in Gesprächen mit den Journalisten Verena Duregger und Mario Vigl aufgezeichnet hat. Hans Kammerlander lebt in Ahornach, Südtirol.
Leseprobe
Erstbesteigungen oder auch nicht
»Erstbesteigung«
Alles, was nach Neuland roch, juckte uns. Mit dem Auge des Falken durchstreiften wir jeden Riß, jede Kante, jede Wand nach unbestiegenen Herausforderungen. Schon Wochen waren Hanspeter und ich heiß auf eine Kante am Piz Ciavazes links der Buhl-Verschneidung, unberührt, steil und kühn. Studierten sie, begehrten sie, fürchteten sie nicht machbar.
Irgendwann versuchten wir es doch. Stiegen ein und querten zum Anbruch der Kante. Alles bestens in der ersten halben Seillänge, relativ griffiger Fels, klettertechnisch keine Probleme. Nach etwa 30 Metern reibe ich mir die Augen seh ich recht? Ein Haken! Alt, verrostet, primitiv geschmiedet. Vielleicht eine Notabseilsicherung eines überstürzten Rückzugs? Nach der nächsten Seillänge ein gleicher Haken. Und immer wieder einer, es ging so weiter bis zum Ausstieg. Alte, verbogene und verrostete Haken nahm ich mit als Erinnerung, und kam mit mehr Felshaken zurück, als ich beim Einstieg besaß. Wir waren nicht die ersten hier. Jahrzehnte vor uns hat jemand diesen Fels berührt, der Beklemmung und Sehnsucht zugleich hervorruft. Wahrscheinlich Hermann Buhl selbst. Vielleicht gelang ihm damals schon der direkte Durchstieg über die Kante, neben der heute bekannten Buhl-Führe.
Enttäuschung war es nicht, was uns wortlos machte, aber unsagbares Staunen. Und höchster Respekt vor den Kletterpionieren, deren Spuren wir heute mit modernster High-Tech-Ausrüstung betreten. Mein erster Winterberg
Der Sommer als Lehrbub am Bau war überstanden, eisige Frostnächte kündigten sich schon an, und die Arbeit wurde immer härter. Vor Wintereinbruch mußten wir noch dringend ein Haus fertig bauen und eine Rotte Handwerker lief kreuz und quer wie in einem Ameisenhaufen.
Der Zufall wollte es, daß Hubert, der Hydraulikerlehrbub, neben mir am selben Gerüst werkelte. Voll Begeisterung erzählte er, wie er im Herbst an einem Kletterkurs des Deutschen Alpenvereins teilgenommen hatte und bis zum IV. Schwierigkeitsgrad geklettert war. Endlich hatte ich einen »Leidensgenossen« gefunden, einen unheilbar an Bergfieber Erkrankten.
Das Ziel meiner sehnlichsten Wünsche sah ich vom Schlafzimmerfenster aus, wie eine heimliche Geliebte betete ich die Große Windschar an, und der Nordgrat hatte noch keine Winterbegehung. Die wildesten Gerüchte rankten sich um den Berg. Fragte ich meinen Bruder nach dem Weg im Winter, winkte er nur stumm ab. Die Jäger des Dorfes raunten hinter vorgehaltener Hand, nicht mal Gemsen würden das Gebiet betreten, von Menschen ganz zu schweigen. Von alledem erzählte ich Hubert freilich nichts, als wir eines Sonntags die Winterbegehung versuchten.
Um vier Uhr morgens trafen wir uns am Toblhof, um mit den Motorrädern zum Einstieg zu fahren. Einstieg ist der falsche Ausdruck, ich bildete mir nur eine günstige Stelle als Ausgangspunkt ein, ebenso falsch ist der Ausdruck Motorrad, vorsintflutliche Knatterer waren es, denn was anderes konnten wir uns nicht leisten. Die 20 Zentimeter Schnee, die über Nacht gefallen waren, packten die Maschinen bald nicht mehr und so fing die Tour schon mal gut an, nämlich schiebend.
»Schiebend« ging s weiter im dichten Wald, denn bis zu den Hüften brachen wir im Neuschnee ein. Wir wühlten uns durch Unmengen von Schnee, immer wieder wechselten wir uns ab im mühseligen Spuren. Wahrscheinlich habe ich mich nicht mal bei meinen Versuchen am K2 so geschunden, aber dank unseres jugendlichen Durchhaltewillens gab es kein Zurück. Hubert war ein harter Bursche und ließ sich nichts von der Strapaze anmerken. Das gefiel mir.
Stundenlang hatten wir uns durch den Sch