Dieses Buch möchte ermutigen, indem es theologisch provoziert. Geschrieben wurde es für alle, die Verantwortung für ihre Kirche übernehmen wollen. Es wendet sich also an alle Getauften. In den gegenwärtigen Krisen der Kirche plädiert es für einen hoffnungsvollen Realismus. Die einzelnen Impulse des pointiert argumentierenden Bochumer Systematikers Günter Thomas fügen sich wie Puzzlestücke zu einem Bild: Gottes Lebendigkeit ernst nehmen; sich als Glaubende im Weltabenteuer Gottes entdecken; kühn anerkennen, in einer noch unerlösten Welt zu leben; und vor allem als Kirche mit Verwegenheit Glaube, Liebe und Hoffnung bezeugen. Denn darum geht es Gott bei seinem Weltabenteuer. Nur wenn Christen ihren speziellen Ort im Drama Gottes besetzen, kann sich eine doppelte Befreiung ereignen: die Befreiung von manischer Selbstüberschätzung ihrer öffentlichen Relevanz und die Befreiung von einer lähmenden Erschöpfungsdepression, die sich angesichts düsterer Zukunftsprognosen schleichend verbreitet. [Living in the world adventure of God. Impulses for responsibility for the Church] This book seeks to encourage by provoking theologically. It was written for all who want to take responsibility for their Church. So it addresses all the baptized. In the current crises of the Church, it forcefully advocates a hopeful realism. The individual impulses of the pointedly arguing systematic theologian Günter Thomas (Ruhr-University Bochum) fit together like pieces of a puzzle to form a picture: take God's vitality seriously; discover oneself as believer in God's world adventure; boldly acknowledge to live in an unredeemed world; and above all as a church testify to faith, love and hope with audacity. For that is what God is all about in his world adventure. Only if Christians occupy their unique place in the drama of God can a double liberation take place: the liberation from a manic overestimation of their public relevance and the liberation from a crippling exhaustion depression that is slowly spreading after years of reform and in the face of bleak prospects for the future.
Autorentext
Günter Thomas, Dr. theol., Dr. rer.soc., Jahrgang 1960, studierte Evangelische Theologie, Philosophie und Soziologie in Tübingen, Princeton (USA) und Heidelberg. Er ist Professor für Systematische Theologie an der Ruhr-Universität Bochum und Co-Principal Investigator des internationalen Projektes "Enhancing Life".
Inhalt
INHALT I Statt einer Einleitung: Die Thesen des Bandes in Kurzform 19 1. Theologie nicht nur Reform der Organisation 20 2. Krafte und Machte der Gegenwart wahrnehmen 21 3. Fehler im Gewebe der Theologie 22 4. Weichenstellungen: Gottes Lebendigkeit und seine Entdeckergemeinschaft 23 5. Die Einheit von Glaube, Liebe und Hoffnung 24 6. Konsequenzen 24 II Wo sind wir? Kulturelle Krafte, die uns pragen und herausfordern 26 1. Diagnostische Beobachtungen 26 2. Sind die richtigen optischen Instrumente im Werkzeugkoffer der Theologie und der Kirche? 29 3. Kirche inmitten der mythischen Erzahlmaschinerie 34 4. Vitalismus 39 5. Neostoizismus 42 6. Verzweifelte Hoffnung 45 III Die Entdeckung des Weltabenteuers Gottes 51 1. Glaube als Entdeckung, Kirche als Erzahl- gemeinschaft im Abenteuer Gottes 51 2. Entdeckung von Gottes Lebendigkeit 57 3. Leben in der mit Gott versohnten, aber noch unerlosten Welt 71 4. Warum Kirche? Verantwortung der Kirche zwischen Versohnung und Erlosung 86 IV Die moralische Atemlosigkeit einer grenzenlosen Kirche in grenzenloser Weltverantwortung oder: Die Notwendigkeit von Grenzmanagement 92 1. Kein Treibholz auf dem Meer der Zeit 92 2. Weichenstellungen auf dem großen Rangierbahnhof 95 3. Acht Weichen Wege in die Entgrenzung und die Selbstuberforderung der moralischen Agentur 97 4. Theologische Entgrenzungen und die grenzenlose Kirche 119 5. Entgrenzungen der Verantwortung 122 6. Und nun? Uberlastung, Relevanzinflation, Selbstradikalisierung und tiefe Erschopfung 126 V Die Kommunikation von Glaube, Liebe und Hoffnung 133 1. Hintergrunde 134 2. Kommunikation und Medien Ein Griff in die Werkzeugkiste 142 VI Die Kommunikation von Glauben 147 1. Glaube Antwort auf Gottes Sehnsucht und Vertrauen 147 2. Menschlich glauben jenseits von Gewissheit im Modus von Klage, Bitte, Dank und Lob 150 3. Kommunikation im Rahmen »Glaube« Steine, Klange, Zeiten und Themenkataloge 153 4. Medien der Kommunikation des Glaubens 155 5. Glaube als Unterscheidung statt Abgrenzung und Vergleichgultigung 160 6. Vom Warten und Erwarten Gottes Mission 164 7. Die Taufe als Versprechen der Partner- schaft 166 VII Die Kommunikation von Liebe 169 1. Liebe Antwort auf gottliche Feindesliebe und Detailversessenheit 169 2. Liebe risiko- und verlustbereit in einer Gesellschaft der Vertrage 172 3. Radikale jesuanische Liebe 174 4. Menschlich begrenzt lieben Bauhandwerker und Weltenbauer sehen und wurdigen 179 5. Die Falle der Liebe, oder: Wie das Christentum zur Freizeitreligion wird 183 6. Kommunikation im Rahmen »Liebe« 191 7. Medien der Kommunikation der Liebe 193 8. Ist Liebe industriell zu fertigen? Diakonie als Losung und Problem 197 9. Liebe als Schubkraft der Hoffnung und Fragment der Zukunft 206 10. Das Vaterunser als Erinnerung an Gottes Liebe des gefahrdeten Lebens 207 VIII Die Kommunikation von Hoffnung 210 1. Hoffnung Antwort auf Gottes Hoffnung, Versprechen und Geduld 211 2. Kommunikation im Rahmen »Hoffnung« 213 3. Medien der Kommunikation von Hoffnung 215 4. Dreifach hoffen endlich, radikal und verwandelnd 217 5. Endliche Hoffnung auf Gluck 218 6. Radikale Hoffnung auf Gottes Neuschopfung 222 7. Verwandelnde Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden fur diese Welt 226 8. Im Zwischenraum von Versohnung und Erlosung Grundprobleme verwandelnder Hoffnung 229 9. Wege verwandelnder Hoffnung, oder: Das Ende der Party 233 10. Verwandelndes Hoffen als Kunst der Navigation 249 11. Radikal hoffen fur die Opfer der Geschichte 255 12. Keine radikale Hoffnung ohne Klage 260 13. Abendmahl als Feier radikaler Hoffnung trostende Gegenwart und schmerzhafte Abwesenheit 263 IX Leben im Weltabenteuer Gottes 267 1. Was ist zu gewinnen, wenn die Einheit von Glaube, Liebe und Hoffnung gelebt wird? 267 2. Trost und Freude 270 3. Befreiung fur Uberwaltigte 272 4. Nochmals: Warum Kirche? 276 5. Jesus und Luther im Kampf fur losungsorientierte politische Vernunft 286 6. Sakularisierung Und was tun? Welche Strategie? 293 X Halb gehobene und ungehobene Schatze, oder: Aufgaben und Orte in der Kommunikation von Glaube, Liebe und Hoffnung 303 1. Kirche wie ein Smartphone 304 2. Pfarrerinnen und Pfarrer 309 3. Manner 312 4. Familien 313 5. Mitarbeiter in diakonischen Einrichtungen 318 6. Ehrenamtliche in der Kirche 321 7. Kirchenmusik 323 8. Krankenhausseelsorge 328 9. Beerdigungen 332 10. Die Bildung des Glaubens und Religionslehrer 334 11. Arbeiter und Arbeiterinnen an den Nachtseiten des Lebens 340 12. Sogenannte Laien im Alltag 345 XI Die Sackgasse des Ubersetzens oder von der Verwegenheit, Geduld und Leichtigkeit des Erlauterns 349 1. Ubersetzen und seine Folgen 350 2. Im Sog der Vereinfachung 351 3. Verstehen gleich Zustimmung? 352 4. Die vier Todsunden des Ubersetzens 353 5. Verwegenheit 355 6. Leidenschaft, Geduld und Barmherzigkeit 357 7. Leichtigkeit 359 XII Ein Blick zuruck und nach vorne 362