Ein Mordfall in herrlichster Lage Wolf Altlander ist tot. Der erfolgreiche deutsche Schriftsteller wurde in seiner Villa südlich von Siena leblos aufgefunden. Neben der Leiche entdeckt Commissario Guerrini ein Behältnis mit Lachgas. Ist Altlander tatsächlich an einer Überdosis gestorben? Welche Rolle spielt sein Liebhaber, der wesentlich jüngere, bildhübsche Enzo? Warum ist außer der Malerin Elsa offenbar niemand betrübt über Altlanders Tod? Guerrini fordert die Münchner Kommissarin Laura Gottberg als Ermittlungshilfe an ? nicht ohne private Hintergedanken. Doch auch bei diesem Zusammentreffen verläuft nicht alles so, wie er es sich vorgestellt hat ... «Felicitas Mayall macht wieder Appetit auf Italien. Also: Vor dem Lesen Pizza bestellen!» (BZ) «Klug arrangiert und spannend zu lesen» (Die Welt)
Bevor Felicitas Mayall sich ganz der Schriftstellerei widmete, arbeitete sie als Journalistin bei der 'Süddeutschen Zeitung'. Die Wahl-Münchnerin veröffentlichte unter ihrem Klarnamen Barbara Veit Kinder- und Sachbücher, bevor sie sich mit ihrer erfolgreichen Krimiserie um die Münchner Kommissarin Laura Gottberg in die Herzen vieler Leser schrieb. Bis zu ihrem Tod lebte die Mutter zweier Söhne mit ihrem australischen Ehemann am Chiemsee und reiste von dort oft nach Italien und Australien.
Autorentext
Bevor Felicitas Mayall sich ganz der Schriftstellerei widmete, arbeitete sie als Journalistin bei der "Süddeutschen Zeitung". Die Wahl-Münchnerin veröffentlichte unter ihrem Klarnamen Barbara Veit Kinder- und Sachbücher, bevor sie sich mit ihrer erfolgreichen Krimiserie um die Münchner Kommissarin Laura Gottberg in die Herzen vieler Leser schrieb. Bis zu ihrem Tod lebte die Mutter zweier Söhne mit ihrem australischen Ehemann am Chiemsee und reiste von dort oft nach Italien und Australien.
Leseprobe
Ehe Guerrini wieder zum Landsitz mit dem seltsamen Namen Wasteland aufbrach, ging er in die größte Buchhandlung Sienas und fragte nach einem Werk von Giorgio Altlander. Zu seinem Erstaunen gab es eine ganze Reihe seiner Bücher in italienischer Sprache.
«Haben Sie was von ihm gelesen?», fragte Guerrini den jungen Buchhändler, der mit seinem Dreitagebart, halblangem Haar und runden Brillengläsern in hauchdünnem Goldgestell an einen Revolutionär erinnerte und entfernte Ähnlichkeit mit Che Guevara hatte.
«Das hier!», sagte der junge Mann. «Es ist schwierig, aber ziemlich gut. Vorausgesetzt natürlich, Sie sind am katastrophalen inneren Zustand unserer kapitalistischen Gesellschaft interessiert.» Er musterte Guerrini mit der unbefangenen Überheblichkeit junger Leute, die davon ausgehen, dass die Älteren ohnehin für die Menschheit verloren sind.
Tatsächlich ein kleiner Revolutionär, dachte Guerrini, sich seiner eigenen Arroganz vor beinahe dreißig Jahren erinnernd.
«Das nehme ich!», sagte er laut. «Hat er nur gesellschaftskritische Bücher geschrieben?»
«Fast ausschließlich. In Romanform oder als Essays. Aber ein paar Gedichtbände hat er auch veröffentlicht.»
«Davon nehme ich auch einen.»
«Welchen?»
«Egal. Was Sie mir empfehlen können.»
Der junge Buchhändler sah ihn nicht an, aber sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich die Missbilligung solcher Ignoranz. Nun verspürte Guerrini doch das Bedürfnis, den anderen etwas in die Schranken zu weisen.
«Er ist übrigens tot», sagte er deshalb beiläufig.
«Wer?»
«Altlander.»
«Wieso?»
«Das ist noch nicht ganz klar.»
Der junge Buchhändler war blass geworden.
«Aber ...», stammelte er. «Vor vier Tagen hat er noch Bücher bei mir bestellt.»
«Die wird er nicht mehr abholen.» Bedauernd zuckte Guerrini die Achseln. «Übrigens, was für Titel waren das?»
«Was geht Sie das an!» Schnell hatte der junge Mann seine Arroganz wiedergefunden.
«Eine Menge!» Guerrini zückte seinen Ausweis.
Der Buchhändler warf einen kurzen verächtlichen Blick darauf, ging dann zu seinem Computer hinter dem Tresen und drückte ein paar Tasten.
«Die englische Ausgabe einer Biographie über Lord Byron und etwas über organisierte Kriminalität», murmelte er, ohne den Commissario anzusehen.
«Sind die Bücher schon da?»
Der junge Mann drehte sich zu einem Regal um und zog einen dicken Band heraus. «Das über organisierte Kriminalität.»
«Zeigen Sie mal.»
Zögernd reichte der Buchhändler den Band über den Tresen. Er war noch in Folie eingeschweißt. Guerrini drehte ihn um und tat so, als lese er den Rückentext.
«Ich nehme es mit!», sagte er dann.
«Wenn Sie es bezahlen ...»
«Es ist ein Beweismittel, junger Mann. Sie können die Rechnung ja Signor Altlanders Nachlassverwalter schicken.» Guerrini grüßte und verließ mit einem winzigen Triumphgefühl den Laden.
Als er mit seinen drei Büchern unterm Arm die steile Gasse zum Kommissariat hinaufging, überlegte Guerrini, warum er niemals ein Buch von Altlander gelesen hatte. Aber vielleicht konnte er sich nur nicht an den Namen erinnern. Er blieb in einem Hauseingang stehen, um den stetigen Strom von Touristen nicht aufzuhalten, die dem Dom zustrebten, und schlug den Gedichtband irgendwo in der Mitte auf.
Und der rote Mantel der Vergeltung
Wird dereinst die Erde fegen.
Wenn sie verdorrt ist
unter der menschlichen Gier.*
Der rote Mantel der Vergeltung. An diesen Satz erinnerte sich Guerrini dunkel. Hatte nicht sein Schulfreund Montelli diese Verse damals zitiert und bei Kundgebungen sogar übers Megafon hinausgebrüllt? Es konnte natürlich auch ein Einfall Montellis gewesen sein, oder er hatte diesen Satz einfach von Altlander geklaut.
Wasteland. Der Name des einsamen Hauses passte zur verdorrten E