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Zwei pfiffige chinesische Studenten, die zur 'kulturellen Umerziehung' in ein abgelegenes Bergdorf ans Ende der Welt verschickt wurden, merken bald, dass sie nur eine einzige Möglichkeit haben zu überleben: Sie müssen in den Besitz jenes wunderbaren Lederkoffers gelangen, der die - verbotenen - Meisterwerke der westlichen Weltliteratur enthält. Denn nur mit ihnen können sie den Widrigkeiten ihres Daseins entkommen - und vielleicht am Ende das Herz der Kleinen Schneiderin gewinnen.
Dai Sijie, geboren 1954 in der Provinz Fujian in China, wurde von 1971 bis 1974 im Zuge der kulturellen Umerziehung in ein Bergdorf geschickt. Nach Maos Tod studierte er Kunstgeschichte und emigrierte 1984 nach Paris. 'Balzac und die kleine chinesische Schneiderin', sein erster Roman, wurde ein großer internationaler Erfolg und in einer französisch-chinesischen Produktion erfolgreich verfilmt. Zuletzt erschien von ihm auf deutsch 'Der kleine Trommler'.
Zwei pfiffige chinesische Studenten, die zur >>kulturellen Umerziehung<< in ein abgelegenes Bergdorf ans Ende der Welt verschickt wurden, merken bald, dass sie nur eine einzige Möglichkeit haben zu überleben: Sie müssen in den Besitz jenes wunderbaren Lederkoffers gelangen, der die - verbotenen - Meisterwerke der westlichen Weltliteratur enthält. Denn nur mit ihnen können sie den Widrigkeiten ihres Daseins entkommen - und vielleicht am Ende das Herz der Kleinen Schneiderin gewinnen.
Vorwort
»Eine wortmächtige Verführung!« Frankfurter Allgemeine
Autorentext
Dai Sijie, geboren 1954 in der Provinz Fujian in China, wurde von 1971 bis 1974 im Zuge der kulturellen Umerziehung in ein Bergdorf geschickt. Nach Maos Tod studierte er Kunstgeschichte und emigrierte 1984 nach Paris. "Balzac und die kleine chinesische Schneiderin", sein erster Roman, wurde ein großer internationaler Erfolg und in einer französisch-chinesischen Produktion erfolgreich verfilmt. Zuletzt erschien von ihm auf deutsch "Der kleine Trommler".
Zusammenfassung
Zwei pfiffige chinesische Studenten, die zur »kulturellen Umerziehung« in ein abgelegenes Bergdorf ans Ende der Welt verschickt wurden, merken bald, dass sie nur eine einzige Möglichkeit haben zu überleben: Sie müssen in den Besitz jenes wunderbaren Lederkoffers gelangen, der die verbotenen Meisterwerke der westlichen Weltliteratur enthält. Denn nur mit ihnen können sie den Widrigkeiten ihres Daseins entkommen und vielleicht am Ende das Herz der Kleinen Schneiderin gewinnen.
Leseprobe
Die Prinzessin des Phönix-des-Himmels trug ein Paar blaß rosafarbene Schühchen aus glänzendem, aber solidem Stoff, unter dem sich ihre Zehen abzeichneten, wenn sie mit dem Fuß den Tritt ihrer Nähmaschine bediente. Es waren gewöhnliche, billige Schuhe, in jener Berggegend jedoch, wo fast alle barfuß gingen, fielen sie auf. Sie wirkten raffiniert und teuer und ungeheuer elegant. Ihre Fesseln waren schmal und die Füße in den weißen Nylonsöckchen zierlich geformt.
Ihr Haar war zu einem langen, dicken Zopf geflochten mit einem leuchtendroten eingeflochtenen Satinband, das zu einer prächtigen, in ihrem Rücken baumelnden Schleife gebunden war.
Sie beugte sich über die Nähmaschine, deren glattes Tischblatt den Kragen ihrer weißen Bluse, ihr ovales Gesicht, den Glanz ihrer Augen widerspiegelte, der schönsten Augen des Bezirks Yong Jing, wenn nicht der ganzen Provinz.
Ein breites Tal trennte ihr Dorf von unserem Dorf. Ihr Vater, der einzige Schneider weit und breit, war nicht oft im geräumigen alten Haus anzutreffen, das Werkstatt und Wohnung zugleich war. Wenn eine Familie neue Kleider nähen lassen wollte, ging man zuerst nach Yong Jing Stoff kaufen, dann suchte man den alten Schneider in seiner Werkstatt auf, um über den Schnitt zu beraten, über den Preis zu verhandeln und den ihm für die Anfertigung genehmen Termin festzulegen. Am vereinbarten Tag holten ihn die Kunden respektvoll ab, von ein paar muskulösen Männern begleitet, die abwechselnd die Nähmaschine auf dem Rücken trugen.
Er besaß zwei Nähmaschinen. Die eine die, die er von Dorf zu Dorf mitnahm war ein altes Modell, auf dem weder die Marke noch der Name des Herstellers identifizierbar waren. Die andere, Made in Shanghai, war neu. Die ließ er für seine Tochter, die Kleine Schneiderin, zu Hause. Er nahm seine Tochter nie mit zu den Kunden, und dieser weise und unumstößliche Entschluß war für die zahlreichen jungen Bauern eine bittere Enttäuschung.
Er führte ein Mandarin-Leben. Wenn er in ein Dorf kam, herrschte Aufregung und Gedränge wie an einem Volksfest. Das vom Surren seiner Nähmaschine widerhallende Haus wurde zum Mittelpunkt des Dorfes und war für die jeweiligen Gastgeber die Gelegenheit, ihren Reichtum vorzuzeigen. Die köstlichsten Gerichte wurden für ihn gekocht, und wenn sein Besuch in die Zeit der Vorbereitungen für das Neujahrsfest fiel, schlachtete man sogar das Schwein. Er logierte reihum bei seinen verschiedenen Kunden und verbrachte oft ein oder zwei Wochen im gleichen Dorf.
Eines Tages wollten Luo und ich den Brillenschang besuchen, einen Jungen aus unserer Stadt, der in einem anderen Dorf umerzogen wurde. Es regnete; der steile, glitschige Weg war in milchigen Nebel gehüllt. Wir kamen nur langsam vorwärts und landeten immer wieder auf allen vieren im Schlamm. Als wir um eine Wegkrümmung bogen, kam uns unvermittelt eine Prozession mit einer schaukelnden Sänfte in ihrer Mitte entgegen. Hinter der vornehmen Tragchaise trottete ein Mann mit einer Nähmaschine auf dem Rücken. Der Besitzer der Nähmaschine beugte sich zu den Trägern hinunter, wahrscheinlich um sich zu erkundigen, wer wir waren.
Der Mann war klein, dürr, runzelig, aber trotz seines Alters offenbar noch sehr busper und voller Unternehmungslust. Seine Chaise, eine Art rudimentärer Palankin, war auf zwei lange, dicke Bambusstangen gebunden, die ausbalanciert auf den Schultern der zwei Träger lagen. Man hörte die Sänfte knarren und die Stangen knacken.
Als die Sänfte an uns vorbeikam, bückte sich der alte Schneider tief zu mir herunter, so daß ich seinen Atem an meinem Ohr spürte.</