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Leo Junker, Anfang 30, ist als Polizist vom Dienst suspendiert, nachdem er versehentlich einen Kollegen erschossen hat. Seitdem kämpft er mit Angstattacken. Als in seinem Wohnblock ein Mord geschieht, fühlt er sich instinktiv zum Tatort hingezogen. Leo beginnt unerlaubt zu ermitteln, denn ein ungewöhnliches Detail an der Leiche erinnert ihn an seine eigene von Gewalt geprägte Jugend. Und an John Grimberg, damals Leos bester Schulfreund, der durch ein tragisches Ereignis zu seinem schlimmsten Feind wurde.
Christoffer Carlsson, geboren 1986, ist der jüngste Star am schwedischen Krimihimmel. Mit 28 Jahren hat er nicht nur bereits vier hoch gelobte, international erfolgreiche Thriller geschrieben, sondern nebenher auch noch sein Kriminologie-Studium mit Promotion abgeschlossen. Der Turm der toten Seelen, der erste Band der Serie um den Polizisten Leo Junker, wurde 2013 mit dem Schwedischen Krimipreis ausgezeichnet und war auch international sehr erfolgreich. Es folgten Schmutziger Schnee (2015) und Der Lügner und sein Henker.
Autorentext
Christoffer Carlsson, geboren 1986, ist der jüngste Star am schwedischen Krimihimmel. Mit 28 Jahren hat er nicht nur bereits vier hoch gelobte, international erfolgreiche Thriller geschrieben, sondern nebenher auch noch sein Kriminologie-Studium mit Promotion abgeschlossen. Der Turm der toten Seelen, der erste Band der Serie um den Polizisten Leo Junker, wurde 2013 mit dem Schwedischen Krimipreis ausgezeichnet und war auch international sehr erfolgreich. Es folgten Schmutziger Schnee (2015) und Der Lügner und sein Henker.
Leseprobe
2 Als ich aufwache, ist es dunkel, und ich weiß, es ist etwas passiert. Im Augenwinkel sehe ich ein Blinken. Auf der anderen Straßenseite wird ein starkes, zuckendes blaues Licht an der Hauswand reflektiert. Ich verlasse das Bett und gehe zur Küchenzeile, trinke ein Glas Wasser und lege mir eine Tablette Sobril auf die Zunge. Ich habe von Viktor und Sam geträumt.
Mit dem leeren Glas in der Hand gehe ich zum Balkon und öffne die Tür. Der Wind ist warm und feucht, er lässt mich schaudern, und ich sehe auf die Welt hinab, die dort unten wartet. Ein Krankenwagen und zwei Polizeiautos stehen in einem Halbkreis geparkt vor dem Eingang. Jemand spannt ein blau-weißes Absperrband zwischen zwei Laternen. Ich höre dumpfe Stimmen, das Knistern eines Polizeifunkgeräts und sehe das stumme Blinken des Blaulichts der Streifenwagen. Und hinter ihnen: das Rauschen von einer Million Menschen, das Geräusch einer großen Stadt in vorübergehendem Ruhezustand.
Ich gehe wieder hinein und ziehe mir eine Jeans an, knöpfe mein Hemd zu und fahre mir mit der Hand durch die Haare. Im Treppenhaus: eine Dunstabzugshaube, die irgendwo hinter einer Wand schnurrt, das diskrete Rascheln von Kleidern, eine murmelnde, leise Stimme. Jemand hat den alten Fahrstuhl angefordert, er setzt sich mit einem mechanischen Quietschen in Gang und lässt die Wände des Fahrstuhlschachts vibrieren.
»Kann nicht mal einer den verdammten Aufzug abschalten?«, zischt jemand.
Der Fahrstuhl übertönt das Geräusch meiner Schritte, als ich die Treppe hinuntergehe, die sich spiralförmig um seinen Schacht windet. Im ersten Stock bleibe ich stehen und horche. Unter mir, im Hochparterre, ist etwas geschehen. Und das nicht zum ersten Mal.
Vor einigen Jahren hat ein gemeinnütziger Verein mithilfe einer Spende von jemandem, der mehr Geld hatte, als er brauchte, die große Wohnung gekauft. Der Verein baute die Räume zu einer Herberge für die Ausgestoßenen und Verirrten um und nannte das Ganze »Chapmansgården«. Mindestens einmal in der Woche haben sie Besuch, meist von erschöpften Sozialamtsbürokraten, aber nicht selten auch von der Polizei. Die Unterkunft wird von einer ehemaligen Sozialarbeiterin betrieben, Matilda oder Martina, ich erinnere mich nicht genau an den Namen. Sie ist alt, aber viel respekteinflößender als die meisten Polizisten.
Als ich mich über das Treppengeländer beuge, sehe ich, dass die schwere Holztür zur Unterkunft offen steht. Drinnen brennt Licht. Die verärgerte Männerstimme wird von einer ruhigeren Frauenstimme besänftigt. Der Fahrstuhl fährt auf seinem Weg nach unten an mir vorbei, und ich folge ihm, gehe hinter der Fahrstuhlkabine verborgen zum Hochparterre. Die beiden Polizisten, die dort stehen, ein Mann und eine Frau, erstarren, als sie mich sehen. Sie sind jung, viel jünger als ich. Der Fahrstuhl hält unten am Ausgang an, und mit einem Mal wird es sehr still.
»Seien Sie vorsichtig, wenn Sie hier herumlaufen«, sagt die Frau.
»Spann du mal das Absperrband«, sagt der Mann und hält ihr die blau-weiße Rolle hin, woraufhin sie ihn anstarrt.
»Mach das selbst, ich kümmere mich um ihn.«
Sie hat ihre Mütze abgesetzt, hält sie in der Hand, ihre Haare sind zu einem strammen Pferdeschwanz gebunden, der ihr Gesicht verzerrt aussehen lässt. Der Mann hat einen kantigen Kiefer und freundliche Augen, aber ich glaube, die beiden sind ziemlich nervös, denn sie sehen andauernd auf ihre Armbanduhren. Auf den Schulterklappen der Uniformen sitzen nur goldene Kronen, keine Striche. Assistenten.
Er geht mit der Rolle in der Hand zur Treppe. Ich versuche zu lächeln.
»Es ist hier nämlich was passiert«, sagt sie. »Es wäre schön, wenn Sie im Haus blieben.«
»Ich werde nicht rausgehen.«
»Und was machen Sie dann hier unten?«
Ich schaue durch das große Fenster im Treppenhaus, durch das man das Haus auf der anderen Straßenseite sieht. Es wird