Die Tote im Spreewald. Als ihr nachts in der Nähe von Lübbenau ein unbeleuchtetes Auto die Vorfahrt nimmt, kann Kriminalobermeisterin Klaudia Wagner im letzten Moment ausweichen. Doch dabei überfährt sie eine Frau. Klaudia ist am Boden zerstört. Dann die Überraschung: Die Frau galt bereits als tot. In einem Indizienprozess wurde ein Mann als ihr Mörder schuldig gesprochen. Wo aber ist Jennifer Böseke in den letzten zwei Jahren gewesen? Klaudia beginnt zu ermitteln und gerät an eine Frau, die als Spreewaldhexe gilt und die seit der Unglücksnacht einen jungen Mann vermisst, der in ihrem Haus gewohnt hat. Ein rätselhafter Kriminalroman vor der eindrucksvollen Kulisse des scheinbar idyllischen Spreewalds.
Christiane Dieckerhoff lebt am nördlichen Rand des Ruhrgebiets. Nach über dreißig Berufsjahren als Kinderkrankenschwester und ersten erfolgreichen Veröffentlichungen wagte sie 2016 den Sprung in die Freiberuflichkeit. Sie hat bisher vier Spreewaldkrimis veröffentlicht.
Mehr zur Autorin unter www.krimiane.de
Die Tote im Spreewald.
Als ihr nachts in der Nähe von Lübbenau ein unbeleuchtetes Auto die Vorfahrt nimmt, kann Kriminalobermeisterin Klaudia Wagner im letzten Moment ausweichen. Doch dabei überfährt sie eine Frau. Klaudia ist am Boden zerstört. Dann die Überraschung: Die Frau galt bereits als tot. In einem Indizienprozess wurde ein Mann als ihr Mörder schuldig gesprochen. Wo aber ist Jennifer Böseke in den letzten zwei Jahren gewesen? Klaudia beginnt zu ermitteln und gerät an eine Frau, die als Spreewaldhexe gilt und die seit der Unglücksnacht einen jungen Mann vermisst, der in ihrem Haus gewohnt hat ...
Ein rätselhafter Kriminalroman vor der eindrucksvollen Kulisse des scheinbar idyllischen Spreewalds.
Autorentext
Christiane Dieckerhoff lebt am nördlichen Rand des Ruhrgebiets. Nach über dreißig Berufsjahren als Kinderkrankenschwester und ersten erfolgreichen Veröffentlichungen wagte sie 2016 den Sprung in die Freiberuflichkeit. Sie hat bisher vier Spreewaldkrimis veröffentlicht. Im Aufbau Taschenbuch ist "Vermisst. Ein Spreewald-Krimi" lieferbar
Mehr zur Autorin unter www.krimiane.de
Leseprobe
... und ich sehe auf der Straße nach Norden,
dieser Teil der Welt ist anders geworden ...
Klaudia summte die etwas rockige und gleichzeitig melancholische Melodie mit, die aus den Lautsprechern dröhnte. Die Kollegen hatten ihr diese CD mit Liedern von Gerhard Gundermann zu ihrer Beförderung zur Kriminalhauptmeisterin geschenkt. Sie fanden, es sei an der Zeit, etwas anderes als Celine Dion zu hören. Klaudia war nicht unbedingt der gleichen Meinung, doch nach annähernd sechs Stunden Fahrt konnte sie eine Pause von ihrer Lieblingssängerin gebrauchen.
... und ich frag mich, was ich bin, was ich war,
in der Suppe das Salz oder das Haar ...
Regen trommelte auf das Wagendach. Die Scheibenwischer schafften es kaum, der Wassermassen Herr zu werden, die über die Windschutzscheibe flossen.
... ich schwimme mittendrin in meinem alten Hemd,
gehöre noch dazu und bin schon ziemlich fremd.
Der Schmerz kam überraschend. Klaudia realisierte erst, dass sie weinte, als Tränen von ihrem Kinn tropften.
Sie beugte sich vor, um das Radio einzuschalten. Was sie jetzt brauchte, war etwas Seichtes. Kein Liedermacher, nicht Celine Dion, deren Texte auch so oft mitten ins Schwarze trafen, sondern einfach nur Trallala. Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Offensichtlich steckte ihr die letzte Woche wesentlich übler in den Knochen, als sie sich selbst eingestehen wollte. Conny hatte ins Krankenhaus gemusst. Nichts Ernstes, hatte ihre Stiefmutter gesagt, nur eine Untersuchung. Außerdem hatte sie gesagt, und es klang wie eine Entschuldigung, dass die Zwillinge nicht einspringen konnten. Weil sie doch Familie hatten, kleine Kinder. Also hatte Conny sie angerufen, die älteste Tochter ihres Mannes. Es sei auch nur für eine Woche, hatte sie hinzugefügt, ansonsten müsse Papa - sie hatte tatsächlich Papa gesagt - in eine Kurzzeitpflege. Kurzzeitpflege! Das Wort hatte den Ausschlag gegeben. Außerdem war nicht viel los, wie meistens im Sommer, wenn die Touristen wie Mückenschwärme über den Spreewald hereinbrachen. Klaudia hatte mit ihrem Chef gesprochen, den alle nur Pi Äitsch nannten. Natürlich hatte er ihr frei gegeben. Er war froh, dass sie auf diese Weise Überstunden abbauen konnte. Also war sie am letzten Samstag, statt mit ihren Kollegen zum Spreewaldfest in Lübbenau zu gehen, nach Essen gefahren, wo ihr Vater lebte und wo sie die längste Zeit ihres Lebens gewohnt hatte. Sie kannte sich aus in Essen, im Haus ihres Vaters, doch noch nie hatte sie sich so fremd gefühlt wie in dieser Woche, allein mit ihrem Vater. Sie hatte ihm seine Medikamente gegeben und die Krusten vom Brot geschnitten, weil er sich jetzt immer so schnell verschluckte. Sie war mit ihm in einem Spielzeuggeschäft gewesen, um ein Holzauto für Tim zu kaufen. Uwes Sohn wurde drei, und als seine Patentante war sie natürlich eingeladen. Ihr Vater hatte das Auto ausgesucht, obwohl er fand, dass ein Auto nicht das richtige Geschenk für die Zwillinge sei. Klaudia hatte seinen Irrtum nicht aufgeklärt. Warum auch. In seiner Welt existierten Uwe und Tim nicht.
Ansonsten waren sie jeden Tag in den Grugapark gegangen, hatten auf einer Bank gesessen und dem Leben dabei zugesehen, wie es vorbeirauschte: in Kinderwagen, auf Inlineskatern, auf leisen Sohlen. Und sie hatte ihren Vater in den Arm genommen, wenn er nachts, verschreckt von einer Angst, die er nicht benennen konnte, durch das Haus irrte. Das alles hatte sie getan, und trotzdem lächelte er sie nur verwirrt an, wenn sie ihn morgens weckte. Er ahnte wohl, dass er sie kennen müsste, rief sie abwechselnd mit den Namen ihrer Schwestern oder sagte auch Mutter zu ihr, doch nie Klaudia. Und wenn sie ihm sagte, wer sie war, ihm von ihrem gemeinsamen Leben erzählte, nickte er und vergaß es sofort wieder. Das Hirnareal mit ihrem Namen und dem Namen ihrer Mutter war nur n