CHF32.00
Download steht sofort bereit
Das Europa der EU gilt oft als eines, das mit "dem wirklichen Leben der Menschen" nichts zu tun hat. Auch die Kommunikationswissenschaft betrachtet Europa meist in einer Perspektive von oben, während der kommunikative Alltag von Menschen kaum in den Fokus gerät. Welche Rolle aber spielen Identifikationsangebote wie Region oder Nation und wie verhalten sich diese zu "Europa", wenn Menschen in hochgradig mobilen und vernetzten Gesellschaften leben, an die Massenkommunikationsbestände der Welt Anschluss finden können, und permanent mit potenziell global ausgedehnten persönlichen Netzwerken verbunden sind? Welche Folgen hat es für die Ausbildung von kollektiver Zugehörigkeit und die Formierung von (transnationaler) Öffentlichkeit, wenn Grenzverläufe von Lebenswelten nicht mit politischen Verwaltungseinheiten oder primären Empfangs- bzw. Verbreitungsgebieten von Massenmedien kongruent sind? Der Autor diskutiert die Lebenswelt des Alltags im Kontext sozialer und kultureller Wandlungsprozesse wie Globalisierung, Transnationalisierung, Mobilisierung und Mediatisierung und identifiziert dabei Bausteine für eine Theorie des Kommunikationsraums. Diese ermöglichen es, alltägliche Lebenswelten und transnationale Vergemeinschaftungsprozesse unter Mediatisierungsbedingungen von unten analytisch zu fassen. Dazu werden Formen und Bedingungen von Kommunikation mit Raum als materiellem Substrat der Lebenswelt und anhand seiner strukturierenden Rolle für Kommunikationsprozesse verbunden. Das vorgeschlagene Verständnis von Kommunikationsraum ist nicht auf Europa begrenzt, sondern auf eine Vielzahl von Fragestellungen anwendbar, die von einer Verbindung zwischen Lebenswelt-, Öffentlichkeits- und Mediatisierungsforschung profitieren können, um medien- und soziokulturellen Wandel in einer nicht medienzentrierten Perspektive zu adressieren.
Autorentext
Christian Schwarzenegger, Jg. 1980, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medien, Wissen und Kommunikation an der Universität Augsburg. Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Soziologie, Philosophie und Politikwissenschaft in Wien. 2008 Forschungsstipendium der Universität Wien, 2009 DOC-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 2010 bis 2012 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft (Lehr- und Forschungsbereich Kommmunikationstheorie) an der RWTH Aachen. Seit 2012 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Augsburg. Seit 2014 Chair des Young Scholars Network der ECREA. Seit 2016 Kosprecher der Fachgruppe "Kommunikationsgeschichte" der DGPuK. Forschungsschwerpunkte: Medien- und Gesellschaftswandel; Kommunikationsgeschichte; Kommunikation und Raum; Medien und Alltagshandeln; kommunikationswissenschaftliche Erinnerungsstudien; Theorien und Geschichte der Kommunikationswissenschaft.
Zusammenfassung
Das Europa der EU gilt oft als eines, das mit "e;dem wirklichen Leben der Menschen"e; nichts zu tun hat. Auch die Kommunikationswissenschaft betrachtet Europa meist in einer Perspektive von oben, wahrend der kommunikative Alltag von Menschen kaum in den Fokus gerat. Welche Rolle aber spielen Identifikationsangebote wie Region oder Nation und wie verhalten sich diese zu "e;Europa"e;, wenn Menschen in hochgradig mobilen und vernetzten Gesellschaften leben, an die Massenkommunikationsbestande der Welt Anschluss finden konnen, und permanent mit potenziell global ausgedehnten personlichen Netzwerken verbunden sind? Welche Folgen hat es fur die Ausbildung von kollektiver Zugehorigkeit und die Formierung von (transnationaler) Offentlichkeit, wenn Grenzverlaufe von Lebenswelten nicht mit politischen Verwaltungseinheiten oder primaren Empfangs- bzw. Verbreitungsgebieten von Massenmedien kongruent sind?Der Autor diskutiert die Lebenswelt des Alltags im Kontext sozialer und kultureller Wandlungsprozesse wie Globalisierung, Transnationalisierung, Mobilisierung und Mediatisierung und identifiziert dabei Bausteine fr eine Theorie des Kommunikationsraums. Diese ermglichen es, alltgliche Lebenswelten und transnationale Vergemeinschaftungsprozesse unter Mediatisierungsbedingungen von unten analytisch zu fassen. Dazu werden Formen und Bedingungen von Kommunikation mit Raum als materiellem Substrat der Lebenswelt und anhand seiner strukturierenden Rolle fr Kommunikationsprozesse verbunden. Das vorgeschlagene Verstndnis von Kommunikationsraum ist nicht auf Europa begrenzt, sondern auf eine Vielzahl von Fragestellungen anwendbar, die von einer Verbindung zwischen Lebenswelt-, ffentlichkeits- und Mediatisierungsforschung profitieren knnen, um medien- und soziokulturellen Wandel in einer nicht medienzentrierten Perspektive zu adressieren.
Inhalt
Vorwort I.Theoretische Verortung 1.Einleitung 2.Europa: Was es ist, was es war, was es sein kann 2.1EuropaDiskursive Herstellung eines imaginierten Kontinents 2.1.1 Europa als Idee und Ideal 2.1.2 Europa zwischen Konstrukt der Eliten und gelebter Praxis 2.2Die EU als Europa der Sozialwissenschaften 2.2.1 Die Defizittriade der EU: Demokratie, Öffentlichkeit und Identität als Kern der sozialwissenschaftlichen Europaforschung 2.2.2Das Defizit der europäischen Öffentlichkeit 2.2.3Das Defizit der europäischen Identität 2.3Europa banalPotenzial einer Banalisierung 2.3.1Banaler Nationalismusbanaler Europäismus banaler Transnationalismus 2.3.2Banales Europa sichtbar machen: Europa ein Gefühl? 2.4Zwischenresümee I: Vom Europa als Idee zur Bedeutung des banalen Europa in der alltäglichen Lebenswelt 3.Lebenswelt und Mediatisierung 3.1Die Lebenswelt des Alltags 3.1.1Die alltägliche Lebenswelt als kommunikative Konstruktion 3.1.2Die Reichweite der alltäglichen Lebenswelt 3.2Mediatisierung: Wandel in Medien, Kultur und Gesellschaft 3.2.1Mediatisierung ein Begriff und zahlreiche Perspektiven 3.2.2MediatisierungErweiterung des Paradigmas öffentlicher Kommunikation? 3.3Zwischenresümee II: Mediatisierung und statt Mediatisierung von zum Zusammenhang von Lebenswelt und Mediatisierung 4.Alltägliche Lebenswelten unter Mediatisierungsbedingungen Bausteine zur Theoretisierung von Kommunikationsraum 4.1Mediatisierung und... 4.1.1... die veränderte Reichweite der Lebenswelt 4.1.2... veränderte Vergemeinschaftung in der Lebenswelt 4.2Kommunikationsraumein theoretisches und analytisches Konzept 4.2.1Kommunikationsraum (Europa)Begriff mit unterschiedlichen Bedeutungen 4.2.2KommunikationsraumAnnäherung an eine Theoretisierung als multidimensionales und individuenbestimmtes Konstrukt 4.2.3Kommunikationsraumeine Perspektive nicht medienzentrierter Medienforschung 4.3Zwischenresümee III: Europa, lokal, global, nicht egal Kommunikationsraum als Perspektive auf alltägliche Lebenswelten II.Empirische Erkundung 5.Kommunikative Lebenswelten in EuropaBeispiele für und aus Kommunikationsraumstudien 5.1Europa als MiniaturTransnationale Kommunikationsräume in Europa am Beispiel der Euregio Maas-Rhein 5.1.1Europa wiederentdecken Die Euregio Maas-Rhein 5.1.2Drei Nationen, drei Generationen, Triangulation von drei Methodenein nicht medienzentriertes Untersuchungsdesign 5.1.3Europa als MiniaturThemenkomplexe, Auskunftsbereiche und Interessengebiete 5.1.4Europa als MiniaturSechs Thesen zu transnationalen Kommunikationsräumen in der Euregio Maas-Rhein 5.2Europa auf der Couch Translokale transnationale Kommunikationsräume in Europa am Beispiel der Couchsurfing Community 5.2.1Strangers friends you have not met yet Organisation und Selbstverständnis der Couchsurfing Community 5.2.2Drei Wege zur Couch: Methodentriangulation zur Kartografie der individuellen Kommunikationsräume von Couchsurfern 5.2.3Europa auf der CouchThemenkomplexe, Auskunftsbereiche und Interessengebiete 5.2.4Europa auf der Couch Drei Thesen zur Bedeutung Europas in kommunikativen Lebenswelten von Couchsurfern 6.Europa als Kommunikationsraum: Ein Fazit 7.Literatur III.Anhang