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Es duftet nach Tannen, Zimt und Glühwein - die Vorfreude auf das Weihnachtsfest steigt in uns auf. Wir schmücken die Stube, backen Plätzchen, besorgen Geschenke, hören stimmungsvolle Musik und halten stille Einkehr. Weihnachtsgeschichten lenken unseren Blick auf das Wesentliche dieser Zeit und lassen uns den Zauber, der das Fest umgibt, erst richtig genießen. Geschichten von Peter Rosegger, Adalbert Stifter, Ludwig Thoma und anderen bekannten Autoren, aber auch unbekannte Schätze der Literatur und Volkskunst lassen uns von einer Heiligen Nacht am Kamin träumen, wenn sich draußen die Schneeflocken ans Fenster setzen.
Klappentext
Es duftet nach Tannen, Zimt und Glühwein - die Vorfreude auf das Weihnachtsfest steigt in uns auf. Wir schmücken die Stube, backen Plätzchen, besorgen Geschenke, hören stimmungsvolle Musik und halten stille Einkehr. Weihnachtsgeschichten lenken unseren Blick auf das Wesentliche dieser Zeit und lassen uns den Zauber, der das Fest umgibt, erst richtig genießen. Geschichten von Peter Rosegger, Adalbert Stifter, Ludwig Thoma, Helmut Zöpfl und anderen bekannten Autoren, aber auch unbekannte Schätze der Literatur und Volkskunst lassen uns von einer Heiligen Nacht am Kamin träumen, wenn sich draußen die Schneeflocken ans Fenster setzen.
Leseprobe
Der Orgelpeter
Die meisten können keine Drehorgeln vertragen. Dem einen belästigen sie die Nerven, den anderen machen sie melancholisch, und der dritte ärgert sich über den Orgelspieler selbst. Deshalb hatte auch der Orgelpeter eine schwierige Stellung in der kleinen Eifelstadt. Seine Drehorgel besaß nämlich den denkbar schrecklichsten Ton. Eigentlich war es schon kein Ton mehr, sondern nur ein gurgelndes Gequieke, das geradezu nervig und ohrenbetäubend wirkte und mit einer Melodie keine Ähnlichkeit mehr besaß. Spötter behaupteten, die Orgel spiele überhaupt nicht mehr, es seien nur die Hunderte von Mäusen, welche in ihr hausten, deren Stimmen man vernehme. Jedenfalls war die Stellung des Orgelpeters eine schwierige, denn alles lief fort, sobald er mit seinem elenden Instrument erschien, und nur die kleinen Jungs beachteten ihn so weit, dass sie ihn mit Steinen bewarfen. Spott und Steinwürfe konnte er schon ertragen, an beides war er gewöhnt; aber niemand gab ihm mehr einen Pfennig, und der Hunger tat weh. Früher war es der alten Drehorgel doch gelungen, diesen bösen Feind von Peter fortzuhalten. Viele Jahre hindurch hatte sie mit ihrem Herrn jeden Markt in der Vordereifel besucht, und manch blanker Taler war durch sie verdient worden, nun aber konnte sie nicht mehr, so viel Mühe sie sich auch gab, und Peter musste einsehen, dass es mit ihr nicht mehr ging. Was sollte er aber ohne seine Drehorgel anfangen? Er war alt, lahm, und, wie die Leute sagten, sehr dumm. Da ist es schwer, sich auf eine neue Hantierung zu besinnen.
Als er nun eines Tages wieder die Orgel draußen vor der Stadt gespielt und Spott und Hohn geerntet hatte, setzte er sich gar trübselig auf die Schwelle eines Heiligenhäuschens und blickte durch das Gitter nach der lebensgroßen Figur des heiligen Petrus, welcher, den Schlüssel in der Hand, ernsthaft und aufgerichtet in einer Mauernische stand. Vor ihm brannten einige Kerzen und warfen einen flackernden Schein in das hölzerne Gesicht des Heiligen, ihm einen absonderlichen Ausdruck gebend. Der Orgelpeter war zwar ein guter katholischer Christ und beichtete jedes Ostern seine Sünden so gut, wie er's verstand, aber über die lieben Heiligen im Himmel hatte er selten nachgedacht. Jetzt fiel ihm plötzlich ein, dass Sankt Petrus sein Schutzpatron sei und ihm gewiss helfen würde, wenn er ihn nur bäte, deshalb zog er schnell seine Mütze vom Kopf, faltete die steifen, gichtigen Hände und kniete vor dem Gitter nieder.
"Heiliger Petrus!", sagte er, "bitt für mich, und hilf mir in meiner Not! Darfst es nicht übel vermerken, dass ich dich so lange gar nicht angesprochen hab', aber ich mag die Leute nicht mehr inkommodieren als nötig. Weißt ja auch, dass ich Peter heiß' nach dir, und ich mein', dass du mir daher schon was zu Gefallen tust! Schau her - es ist armselig um mich bestellt, hab' kein Brot und kein Geld, und die Leute spotten mich aus mit meinem Orgelchen. Sie ist noch gar nicht so übel und für mich lange gut - meine Mutter selig hat schon an ihr gedreht - aber heutzutage soll alles fein sein! Heiliger Petrus, zwei Kerzen will ich dir anzünden, wenn du mir hilfst, und die Kappe will ich jedes Mal ziehen, sobald ich hier vorübergehe, und wenn ich's auch oft vergessen hab, so war's nicht bös gemeint!"
Peter hatte sehr eifrig und eindringlich gesprochen, ohne die Augen zu erheben - jetzt sah er scheu in das unbewegliche Gesicht des Heiligen, als würde er eine Antwort erwarten. Aber diese blieb aus. Die brennenden Kerzen flackerten unruhig im Winde, und einige Schatten huschten über das Bildwerk - das war alles. Peter aber stand erleichtert auf. Ein so langes Gebet hatte er noch niemals gesprochen, und er fand, dass er seine Worte gut gewählt hatte. Er ging zufrieden in sein dunkles, feuchtes Kämmerlein und würde sich gar nicht gewundert haben, wenn in demselben Augenblick der heilige Petrus ihm dort mit einer neuen Drehorgel auf dem Arm entgegengetreten wäre. Abe