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Yejide hofft auf ein Wunder. Sie will ein Kind. Ihr geliebter Mann Akin wünscht es sich, ihre Schwiegermutter erwartet es. Sie hat alles versucht: Untersuchungen, Pilgerreisen und Stoßgebete - vergeblich. Dann nimmt ihre Schwiegermutter das Heft in die Hand und stellt Akin eine zweite Frau zur Seite. Eine, die ihm ein Kind schenken kann. Dabei haben sich Akin und Yejide entgegen der nigerianischen Sitten entschieden, keine zweite Frau in die Ehe zu holen. Doch jetzt ist sie da, und Yejide voller Wut und Trauer. Um ihre Ehe zu retten, muss sie schwanger werden - aber um welchen Preis? Ay??bámi Adébáy??s Debütroman erzählt mit emotionaler Kraft eine universelle Geschichte. Wie viel sind wir bereit zu opfern, um eine Familie zu bekommen?
Ay??bámi Adébáy??, geboren 1988 in Lagos, studierte Englische Literatur und Kreatives Schreiben unter anderem bei Margaret Atwood und Chimamanda Ngozi Adichie. Ihre Geschichten erschienen in zahlreichen Zeitschriften. Ihr Debütroman 'Bleib bei mir' wurde von der Kritik hoch gelobt, war für den Baileys Women's Prize for Fiction nominiert und wurde in dreizehn Länder verkauft.
Autorentext
Aybámi Adébáy, geboren 1988 in Lagos, studierte Englische Literatur und Kreatives Schreiben unter anderem bei Margaret Atwood und Chimamanda Ngozi Adichie. Ihre Geschichten erschienen in zahlreichen Zeitschriften. Ihr Debütroman "Bleib bei mir" wurde von der Kritik hoch gelobt, war für den Baileys Women's Prize for Fiction nominiert und wurde in dreizehn Länder verkauft.
Leseprobe
2
Ilesa, ab 1985
Schon damals spürte ich, dass sie auf Krieg aus waren. Ich konnte sie durch das Türglas sehen. Konnte sie hören. Sie schienen nicht zu merken, dass ich mich seit über einer Minute auf der anderen Seite der Tür befand. Ich hätte sie gern draußen stehen lassen, um wieder nach oben zu gehen und weiterzuschlafen. Vielleicht würden sie zu braunen Pfützen zerschmelzen, wenn sie nur lange genug in der Sonne standen. Iya Marthas Hintern war so riesig, dass er die kleine Treppe, die zu unserer Haustür führt, in geschmolzenem Zustand unter sich begraben hätte.
Iya Martha war eine meiner vier Mütter; sie war die älteste Frau meines Vaters gewesen. Der Mann bei ihr war Baba Lola, ein Onkel von Akin. Beide stemmten sich gekrümmt gegen die Sonne, kniffen entschlossen die Augen zusammen und sahen finster drein. Als ich aber die Tür öffnete, verstummte ihr Gespräch und sie lächelten mich an. Ich ahnte schon, welche Wörter den Frauen als Erste über die Lippen kommen würden. Ich wusste, dass sie voller Überschwang eine Nähe demonstrieren würden, die nie zwischen uns bestanden hatte.
»Yejide, geliebte Tochter!« Iya Martha grinste mich an, als sie mein Gesicht zwischen die feuchten, fleischigen Hände nahm.
Ich grinste zurück und kniete mich hin, um sie zu begrüßen. »Willkommen, willkommen. Gott muss heute beim Aufwachen wohl an mich gedacht haben-o. Darum seid ihr alle da«, sagte ich und ging noch einmal leicht in die Knie, nachdem sie das Wohnzimmer betreten und Platz genommen hatten.
Sie lachten.
»Wo ist dein Mann? Ist er da?«, fragte Baba Lola und schaute sich im Zimmer um, als hielte ich Akin unter einem Stuhl versteckt.
»Ja, Sir, er ist oben. Ich gehe und hole ihn, sobald ich Ihnen etwas zu trinken gebracht habe. Was darf ich Ihnen zu essen machen? Frisch gestampften Yam?«
Der Mann sah meine Stiefmutter an, als hätte er diesen Teil des Drehbuchs für das Stück, das sie gleich aufführen würden, während der Proben nicht gelesen.
Iya Martha schüttelte den Kopf. »Wir können nichts essen. Hol deinen Mann. Wir haben Wichtiges mit euch zu besprechen.«
Ich lächelte, verließ das Wohnzimmer und ging zur Treppe. Ich glaubte zu wissen, was das »Wichtige« war, das sie mit uns besprechen wollten. In letzter Zeit hatte eine ganze Reihe angeheirateter Verwandter unser Haus betreten, um das immer gleiche Thema mit uns zu besprechen. Diese Gespräche sahen so aus, dass sie redeten, während ich vor ihnen kniete und zuhörte. Akin tat jedes Mal, als würde er ihnen zuhören und sich Notizen machen, während er in Wahrheit seine To-do-Liste für den nächsten Tag schrieb. Keiner dieser Abgesandten konnte lesen oder schreiben, und sie bewunderten jeden, der es konnte. Es beeindruckte sie, dass Akin notierte, was sie sagten. Und manchmal, wenn er die Mitschrift unterbrach, beschwerte sich die Person, die gerade redete, dass Akin sich ihm oder ihr gegenüber respektlos verhielt, so gar nichts aufzuschreiben. Mein Mann plante während dieser Besuche oft die gesamte Woche, ich aber bekam schreckliche Krämpfe in den Beinen.
Die Besuche ärgerten Akin, und er hätte seinen Verwandten gern gesagt, dass sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern sollten, was ich aber nicht zuließ. Die endlosen Gespräche bescherten mir zwar Krämpfe in den Beinen, gaben mir aber immerhin das Gefühl, Teil der Familie zu sein. Bis zu diesem Nachmittag war seit meiner Hochzeit noch keiner aus meiner Familie zu so einem Besuch vorbeigekommen.
Als ich die Treppen nach oben stieg, wusste ich, dass Iya Marthas Anwesenheit bedeutete, dass eine neue Stufe erreicht war. Ich brauchte ihren Rat nicht. Es ging uns gut ohne die Dinge, die sie uns zu sagen hatten. Ich wollte Baba Lolas brüchige und zwischen heftigen Hustenanfällen hervorgepresste Stimme nicht hören und auch keinen weiteren Blick auf Iya Marthas Zähne werfen müssen.
Ich glaubte, dass ich das alles ohnehin schon gehör